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zt:2023 - Jahrbuch der Kammer der Ziviltechniker:innen für Steiermark und Kärnten

Das Jahrbuch zt:2023 der Kammer der Ziviltechniker:innen für Steiermark und Kärnten informiert über wichtige Themen des Berufsstandes und Maßnahmen der Interessensvertretung in den Bereichen der Architektur und des Zivilingenieurwesens. Baukultur, Klimaschutz und Nachhaltigkeit, Projektentwicklung, Wettbewerbe und Qualitätssicherung für Bauvorhaben, Wohnbau, Raumordnung, Digitalisierung, Stadtentwicklung, Wasserbau, Vermessungswesen gehören zu den Schwerpunkten, über die in zt:2023 berichtet wird.

Das Jahrbuch zt:2023 der Kammer der Ziviltechniker:innen für Steiermark und Kärnten informiert über wichtige Themen des Berufsstandes und Maßnahmen der Interessensvertretung in den Bereichen der Architektur und des Zivilingenieurwesens. Baukultur, Klimaschutz und Nachhaltigkeit, Projektentwicklung, Wettbewerbe und Qualitätssicherung für Bauvorhaben, Wohnbau, Raumordnung, Digitalisierung, Stadtentwicklung, Wasserbau, Vermessungswesen gehören zu den Schwerpunkten, über die in zt:2023 berichtet wird.

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54 – Raumordnung &<br />

Baukultur <strong>Kärnten</strong><br />

<strong>2023</strong> – 55<br />

öffentlichen Raum sind essenzielle<br />

Instrumente zur Sicherung<br />

<strong>der</strong> Qualität.<br />

Bewusstseinsstärkung <strong>und</strong><br />

Bildungsarbeit<br />

Die Freiraumplanung soll zu einem<br />

gesellschaftlichen Miteinan<strong>der</strong> in<br />

<strong>Kärnten</strong> beitragen. Ein wichtiger<br />

Hebel besteht darin, das Bewusstsein<br />

<strong>für</strong> den Schutz <strong>der</strong> Landschaft<br />

in <strong>der</strong> Gesellschaft zu stärken. Die<br />

ZT <strong>Kammer</strong> unterstüt<strong>zt</strong> dieses Vorhaben<br />

durch verschiedene Maßnahmen,<br />

z. B. durch Veranstaltungen,<br />

Vorträge <strong>und</strong> Schulungen zu diesem<br />

Thema.<br />

Weiter Maßnahmen <strong>und</strong> Vorschläge<br />

zum Schutz <strong>der</strong> Landschaft <strong>und</strong><br />

Freiräume in <strong>Kärnten</strong> können Sie<br />

dem Positionspapier entnehmen.<br />

SCAN&VIEW<br />

SCAN&VIEW<br />

Raumordnung<br />

<strong>und</strong> Baukultur<br />

Das Positionspapier<br />

gibt es hier als<br />

Download<br />

Stärkung <strong>der</strong><br />

Landschafts- <strong>und</strong><br />

Freiraumplanung<br />

Das Positionspapier<br />

gibt es hier als<br />

Download<br />

Die Aufwertung <strong>der</strong><br />

Landschaftsplanung<br />

in <strong>Kärnten</strong><br />

von Dipl.-Ing. Josef Knappinger<br />

Hatte in <strong>der</strong> „klassischen“ Raumordnungsdisziplin<br />

die Landschaftsplanung<br />

eine allenfalls begleitende<br />

Rolle inne, so ist in den let<strong>zt</strong>en<br />

drei Jahrzehnten ein markanter<br />

Bedeutungswandel des Natur<strong>und</strong><br />

Umweltschutzaspekts zu verzeichnen.<br />

Die Implementierung zahlreicher<br />

naturschutz- <strong>und</strong> umweltrelevanter<br />

europäischer Richtlinien in nationales<br />

Recht (z .B. Vogelschutzrichtlinie<br />

<strong>und</strong> Fauna- Flora-Habitat-<br />

Richtlinie, Wasserrahmenrichtlinie,<br />

Richtlinie über die Prüfung <strong>der</strong><br />

Umweltauswirkungen bestimmter<br />

Pläne <strong>und</strong> Programme, Umgebungslärmrichtlinie)<br />

führte zu einem<br />

deutlichen Image- <strong>und</strong> Bedeutungsgewinn<br />

von Landschaftsplanung.<br />

Der Landschaftsraum wird als <strong>der</strong><br />

„übrige Raum“ außerhalb des Siedlungsraums<br />

wahrgenommen, <strong>der</strong> in<br />

<strong>der</strong> Planungspraxis im Rahmen <strong>der</strong><br />

örtlichen Raumplanung in <strong>Kärnten</strong><br />

bisher weniger Aufmerksamkeit<br />

erfahren hat als <strong>der</strong> Siedlungsraum.<br />

Der Landschaftsraum liegt in <strong>der</strong><br />

Hand von Landwirtschaft <strong>und</strong><br />

Forstwirtschaft, wird durch Verkehrs-,<br />

Energiewirtschafts- <strong>und</strong> Infrastrukturprojekte<br />

eingenommen,<br />

unterliegt zahlreichen überörtlichen<br />

Vorgaben – befindet sich also nach<br />

Auffassung so mancher Kommunalpolitiker:<strong>innen</strong><br />

<strong>und</strong> Planer:<strong>innen</strong><br />

außerhalb <strong>der</strong> Einflusssphäre von<br />

Gemeinden. Der Ermessens- <strong>und</strong><br />

Entscheidungsspielraum von<br />

Aufgaben im eigenen Wirkungsbereich<br />

<strong>der</strong> Gemeinde reduziert sich<br />

vielerorts auf wenig raumwirksame<br />

Nutzungszuweisungen innerhalb<br />

des Siedlungsgebietes. Dem Gestaltungsfreiraum<br />

<strong>und</strong> Entwicklungsspielraum<br />

sind nach Ansicht so<br />

mancher Gemeindevertreter zu enge<br />

Grenzen geset<strong>zt</strong>. Naturschutzrechtlich<br />

begründete Nutzungsbeschränkungen<br />

werden entsprechend diesem<br />

vielfach verwendeten Terminus<br />

als limitierende Faktoren bzw. als<br />

Einschränkung <strong>der</strong> Gemeindeautonomie<br />

gewertet.<br />

Dass durch diese „passive“ Haltung<br />

<strong>der</strong> Landschaftsraum möglicherweise<br />

durch an<strong>der</strong>e Akteur:<strong>innen</strong> weit<br />

effizienter genut<strong>zt</strong> wird, kann dazu<br />

führen, dass <strong>der</strong> potenzielle Nutzwert<br />

des Landschaftsraumes <strong>für</strong><br />

die gemeindeeigenen Bedürfnisse<br />

übersehen <strong>und</strong> somit durch „externe“<br />

Projekte vereinnahmt wird.<br />

Die Landschaft <strong>der</strong> Gemeinden<br />

ist aber jene Ebene, auf <strong>der</strong> Verän<strong>der</strong>ungen<br />

gesellschaftlicher <strong>und</strong><br />

politischer Parameter sichtbar, in<br />

<strong>der</strong> die Auswirkungen „abstrakter<br />

Konstrukte“ <strong>für</strong> die Bewohner<br />

nachvollziehbar werden. Gerade<br />

darum ist es wichtig, Landschaft<br />

nicht mehr als passive Kulisse ökonomischer<br />

<strong>und</strong> sozialer Prozesse<br />

zu betrachten, son<strong>der</strong>n als eine<br />

dynamische <strong>und</strong> reaktive Matrix<br />

aller gesellschaftlichen Vorgänge.<br />

Die Potenziale <strong>und</strong> Entwicklungsoptionen<br />

eines Landschaftsraumes<br />

zu erkennen sowie die aktive Einflussnahme<br />

<strong>und</strong> Gestaltungsmöglichkeiten<br />

des Landschaftsraumes<br />

im Rahmen <strong>der</strong> örtlichen Raumplanung<br />

bzw. Landschaftsplanung<br />

wahrzunehmen sind Chancen, die<br />

in <strong>Kärnten</strong> bislang zu wenig genüt<strong>zt</strong><br />

werden. Zum einen fehlen Anfor<strong>der</strong>ungsprofil<br />

<strong>und</strong> Qualitätsstandards<br />

<strong>für</strong> das Instrument Landschaftsplan,<br />

zum an<strong>der</strong>en sind die Steuerungsmöglichkeiten<br />

in Form von<br />

normativen o<strong>der</strong> bodenpolitischen<br />

Maßnahmen <strong>für</strong> den Geltungsbereich<br />

von Grünlandflächen nur in<br />

begren<strong>zt</strong>em Umfang im Raumordnungsgesetz<br />

verankert.<br />

Aufgr<strong>und</strong> dieser Situation liegt es<br />

nahe, einen inhaltlichen <strong>und</strong> strukturellen<br />

Relaunch des kommunalen<br />

Landschaftsplans vorzubereiten,<br />

welcher einen höheren Nutzwert<br />

im Rahmen <strong>der</strong> Gemeindeplanung<br />

entwickelt. Ein wesentlicher Aspekt<br />

liegt dabei in <strong>der</strong> Minimierung<br />

von finanziellen Belastungen <strong>für</strong><br />

den kommunalen Haushalt: eine<br />

Kosten- <strong>und</strong> Ressourcenersparnis<br />

durch Vermeidung von aufwändigen<br />

<strong>und</strong> red<strong>und</strong>anten Datenerhebungen<br />

zum einen <strong>und</strong> die methodische<br />

Harmonisierung mit an<strong>der</strong>en<br />

gemein<strong>der</strong>elevanten Planungsinstrumenten<br />

zum an<strong>der</strong>en.<br />

Die Perspektive ist, den Landschaftsplan<br />

<strong>für</strong> die Gemeinden zu<br />

ertüchtigen, den Landschaftsplan<br />

als zunehmend bedeutende Gr<strong>und</strong>lage<br />

<strong>für</strong> politische Entscheidungen<br />

<strong>und</strong> an<strong>der</strong>e Fachplanungen aufzuwerten<br />

<strong>und</strong> den Landschaftsplan als<br />

strategisches <strong>und</strong> wirkungsvolles<br />

Instrument im System <strong>der</strong> Kärntner<br />

Raumordnung zu positionieren.<br />

Raumordnung <strong>und</strong> Baukultur<br />

<strong>Kärnten</strong><br />

Dipl.-Ing. Philipp Falke<br />

Architektin Dipl.-Ing. Barbara Frediani-Gasser<br />

Architektin Mag.arch. Mag.art. Sonja Gasparin<br />

Architekt Mag.arch. Markus Klaura<br />

Dipl.-Ing. Josef Knappinger (Stv. Vorsitz)<br />

Architekt Dipl.-Ing. Gerhard Kopeinig (Vorsitz)<br />

Dipl.-Ing. Andreas Maitisch<br />

Dipl.-Ing. Josef Moser<br />

Architektin Dipl.-Ing. Ragna Prantner<br />

Architekt Dipl. Arch. ETH Georg Riesenhuber<br />

Architekt Dott. Antonio Rizzo<br />

Dipl.-Ing. Valentin Schuster

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