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zt:2023 - Jahrbuch der Kammer der Ziviltechniker:innen für Steiermark und Kärnten

Das Jahrbuch zt:2023 der Kammer der Ziviltechniker:innen für Steiermark und Kärnten informiert über wichtige Themen des Berufsstandes und Maßnahmen der Interessensvertretung in den Bereichen der Architektur und des Zivilingenieurwesens. Baukultur, Klimaschutz und Nachhaltigkeit, Projektentwicklung, Wettbewerbe und Qualitätssicherung für Bauvorhaben, Wohnbau, Raumordnung, Digitalisierung, Stadtentwicklung, Wasserbau, Vermessungswesen gehören zu den Schwerpunkten, über die in zt:2023 berichtet wird.

Das Jahrbuch zt:2023 der Kammer der Ziviltechniker:innen für Steiermark und Kärnten informiert über wichtige Themen des Berufsstandes und Maßnahmen der Interessensvertretung in den Bereichen der Architektur und des Zivilingenieurwesens. Baukultur, Klimaschutz und Nachhaltigkeit, Projektentwicklung, Wettbewerbe und Qualitätssicherung für Bauvorhaben, Wohnbau, Raumordnung, Digitalisierung, Stadtentwicklung, Wasserbau, Vermessungswesen gehören zu den Schwerpunkten, über die in zt:2023 berichtet wird.

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60 – Wohnbau<br />

<strong>2023</strong> – 61<br />

Herausfor<strong>der</strong>ung<br />

Wohnbau<br />

Welche Wege sind zielführend?<br />

Wohnbausymposium <strong>2023</strong> „Ges<strong>und</strong>es Bauen & Wohnen“<br />

Die Bau- <strong>und</strong> Immobilienbranche ist im Umbruch.<br />

Hohe Inflation, ein schwaches Wirtschaftswachstum,<br />

steigende Baukosten <strong>und</strong> die Sicherstellung<br />

aus reichen<strong>der</strong> Ressourcen stehen im Zentrum<br />

des Wandels. Wie <strong>der</strong> Wohnbau diesen Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

begegnen kann, erklären die Vorsitzenden<br />

des Ausschusses Wohnbau <strong>Steiermark</strong>,<br />

Architekt Gerhard Springer <strong>und</strong> Architektin Iris<br />

Rampula-Farrag.<br />

Architekt Dipl.-Ing.<br />

Gerhard Springer<br />

Vorsitzen<strong>der</strong> Ausschuss<br />

Wohnbau <strong>Steiermark</strong><br />

Architektin Dipl.-Ing.<br />

Iris Rampula-Farrag<br />

Stv. Vorsitzende Ausschuss<br />

Wohnbau <strong>Steiermark</strong><br />

Welche Herausfor<strong>der</strong>ungen hat <strong>der</strong><br />

Wohnbau aktuell zu meistern?<br />

Springer: Die Bau- <strong>und</strong> Immobilienbranche<br />

befindet sich in einem Umbruch, <strong>der</strong><br />

auch den Wohnbau massiv betrifft. Wir<br />

stehen vor großen Herausfor<strong>der</strong>ungen,<br />

einerseits auf wirtschaftlicher, aber<br />

auch auf ökologischer Seite – Stichwort:<br />

Ressourcenschonung, nachhaltige<br />

Siedlungsentwicklung etc. All diese<br />

Faktoren beeinflussen den Wohnbau<br />

in erheblichem Maße <strong>und</strong> machen es<br />

notwendig, neue Wege bei <strong>der</strong> Schaffung<br />

von bezahlbarem, bedarfsgerechtem,<br />

nachhaltigem <strong>und</strong> qualitativ hochwertigem<br />

Wohnraum zu gehen.<br />

Rampula-Farrag: Eine immer<br />

wichtigere Rolle nimmt die Revitalisierung<br />

<strong>und</strong> Sanierung sowie<br />

die Verdichtung bestehen<strong>der</strong><br />

Strukturen ein. Die nationalen <strong>und</strong><br />

internationalen Klimaziele sowie<br />

damit in Zusammenhang stehende<br />

Verordnungen (Taxonomieverordnung)<br />

machen es notwendig, vermehrt<br />

den Fokus auf das (Weiter)<br />

Bauen in bestehenden Gefügen zu<br />

legen, um so den Bodenverbrauch<br />

<strong>und</strong> die Versiegelung zu reduzieren.<br />

Wenn wir dies richtig angehen<br />

<strong>und</strong> bestehende Strukturen weiternutzen<br />

<strong>und</strong> verdichten, können wir<br />

lebenswerte <strong>und</strong> ressourcenschonen<strong>der</strong>e<br />

Wohn umfel<strong>der</strong> schaffen<br />

<strong>und</strong> attraktive Alternativen zum<br />

Einfamilienhaus entwickeln. Dies<br />

erfor<strong>der</strong>t die Zusammenarbeit<br />

von Raumplanung, Planer:<strong>innen</strong>,<br />

Politik, Verwaltung <strong>und</strong> Bewohner:<strong>innen</strong>.<br />

Ein wichtiger Aspekt ist<br />

es, den Bestand als Ressource zu<br />

sehen. Diese „graue Energie“ gilt es<br />

weiter zu nutzen.<br />

Was bedeutet Bauen im Bestand<br />

<strong>für</strong> den Wohnbau?<br />

Rampula-Farrag: Bauen <strong>und</strong> Weiterbauen<br />

im Bestand bedeutet weit<br />

mehr als die thermische Sanierung<br />

von Gebäuden.<br />

Es geht um die Entwicklung zeitgemäßer<br />

<strong>und</strong> lebenswerter Quartiere<br />

nach klar definierten Kriterien,<br />

unter an<strong>der</strong>em:<br />

• Umwelt – Begehbarkeit, sanfte<br />

Mobilität, Grün- <strong>und</strong> Freiräume,<br />

• Teilhabe – multifunktionale<br />

Räume, soziale Infrastruktur,<br />

• Einfluss – die Möglichkeit, sich das<br />

eigene Wohnumfeld anzueignen,<br />

• Soziales – soziale Bindungen,<br />

Ortsbindung.<br />

Architekt Dipl.-Ing. Gerhard Springer<br />

Ein wesentlicher Aspekt ist dabei,<br />

in bestehenden Strukturen – beispielsweise<br />

Schulen, die nicht mehr<br />

genut<strong>zt</strong> werden, – Wohnungen zu<br />

schaffen, die heutigen Lebenssituationen<br />

gerecht werden. Das reicht<br />

von <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>rissgestaltung über<br />

die Schaffung auch privater, direkt<br />

zugeordneter Außenräume bis<br />

zur Berücksichtigung alternativer<br />

Wohnformen <strong>und</strong> zeitgemäßer vernet<strong>zt</strong>er<br />

Außenräume. Ein weiterer<br />

Aspekt ist die Verdichtung bestehen<strong>der</strong><br />

Strukturen, indem man beispielsweise<br />

aufstockt <strong>und</strong> zubaut.<br />

Bereits jet<strong>zt</strong> ist die Möglichkeit zur<br />

nachträglichen Verdichtung zu<br />

berücksichtigen <strong>und</strong> mitzuplanen,<br />

damit dem Bodenverbrauch aktiv<br />

entgegengewirkt wird.<br />

Welche Maßnahmen sind<br />

notwendig, um das (Weiter)Bauen<br />

im Bestand zu för<strong>der</strong>n?<br />

Springer: Wir benötigen Leerstanddaten<br />

<strong>und</strong> b<strong>und</strong>esweite<br />

Strategien zur Mobilisierung von<br />

Leerstand, wobei zwischen „echtem“<br />

<strong>und</strong> spekulativem Leerstand<br />

unterschieden werden muss. Die<br />

Bestandsgebäude müssen in einer<br />

„Projektphase 0“ evaluiert werden,<br />

um zu entscheiden, ob sich<br />

ein Umbau lohnt. Da<strong>für</strong> wird eine<br />

Unterstützung durch die öffentlichen<br />

Hand notwendig sein. In<br />

<strong>der</strong> Raumplanung müssen klare<br />

Grenzen gegen die Zersiedelung definiert,<br />

Umwidmungen in Bauland<br />

wesentlich reduziert <strong>und</strong> Verdichtungen<br />

ermöglicht werden. Im För<strong>der</strong>wesen<br />

könnten verpflichtende<br />

Architektin Dipl.-Ing. Iris Rampula-Farrag<br />

integrative Entwicklungskonzepte<br />

eingefor<strong>der</strong>t werden, etwa nach<br />

Vorbild <strong>der</strong> Integrierten städtebaulichen<br />

Entwicklungskonzepte<br />

in <strong>der</strong> Stadtentwicklung (ISEK) in<br />

Deutschland. Auch städtebauliche<br />

Wettbewerbsverfahren unterstützen<br />

eine positive Entwicklung –<br />

eine verbindliche Definition von<br />

Qualitäten vorausgeset<strong>zt</strong>. Und<br />

nicht zulet<strong>zt</strong> muss das Baurecht<br />

einen größeren Handlungsspielraum<br />

<strong>für</strong> Umbauten im Bestand<br />

<strong>und</strong> Verdichtung eröffnen. Hier gibt<br />

es große Unterschiede zwischen<br />

den B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n. Ein möglicher<br />

Weg könnte sein, „Schutzziele“<br />

ähnlich wie in den OIB-Richtlinien<br />

zu definieren.<br />

• • •<br />

Gemeinsamer Erfolg:<br />

För<strong>der</strong>bare Honorare<br />

erhöht<br />

Eine wichtige Errungenschaft im Bereich<br />

des geför<strong>der</strong>ten Wohnbaus war<br />

<strong>2023</strong> die Erhöhung <strong>der</strong> för<strong>der</strong>baren<br />

Honorare in Zusammenarbeit mit<br />

den Gemeinnützigen Bauvereinigungen.<br />

Seit 2015 war die Höhe dieser<br />

Honorare unverän<strong>der</strong>t geblieben,<br />

während die för<strong>der</strong>baren Baukosten<br />

im gleichen Zeitraum um etwa 31 %<br />

gestiegen sind. Im Juni <strong>2023</strong> wurden<br />

die Vereinbarungen mit dem Land<br />

<strong>Steiermark</strong> erfolgreich geän<strong>der</strong>t: Die<br />

Obergrenzen <strong>für</strong> Honorare <strong>und</strong> Bau­

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