FOKUS OLD- & YOUNGTIMER Als Samantha Loup davon erfuhr, habe sie sofort den Wunsch geäussert, die Ausbildung in Zukunft zu absolvieren. «Ich habe sechs Jahre darauf gewartet, dass diese Ausbildung angeboten wird», erzählt sie. Und sie hielt Wort: 2021 nahm sie den ersten französischsprachigen Lehrgang «Fahrzeugrestaurator:in mit eidg. Fachausweis» in Angriff. Während ihrer zweieinhalbjährigen Ausbildung habe Samantha Loup viele Oldtimer- Fans kennengelernt und ein gutes Netzwerk aufgebaut. «Die Welt der Oldtimer ist klein, manchmal kontaktieren mich Kunden, weil sie gehört haben, dass ich ein besonderes Interesse an alten Peugeots habe», erklärt sie. Wertvolles Wissen vermittelt Der Unterricht fand während fast zwei Jahren in Freiburg, Genf und Yverdon statt. Samantha Loup sei sehr zufrieden mit den Lehrern, und Lehrmaterial habe ihr und ihren Mitschülern wertvolles Wissen vermittelt <strong>–</strong> zum Beispiel über Mechanismen und Techniken aus früheren Zeiten, die sonst schwer zu finden gewesen wären. Und obwohl sie vor der Ausbildung oft an Oldtimern gearbeitet hatte, habe sie viel über Autos lernen können, die sie noch nicht zu Gesicht bekommen hat. Doch diese Zeit war nicht nur inspirierend, sondern auch anstrengend. «Oft habe ich auch die Wochenenden damit verbracht, für die Schule zu arbeiten», sagt Samantha Loup, die während der Weiterbildung 90 Prozent arbeiten konnte. In den letzten Wochen und Monaten vor der Prüfung gab es keinen Unterricht mehr, aber es war trotzdem hart. Samantha Loup erklärt: «Für das Diplom mussten wir eine grosse Arbeit schreiben, während wir auch für die Prüfung lernen mussten. Diese Arbeit plus die dazugehörige Präsentation bilden zusammen einen Teil der vierteiligen Abschlussprüfung. Für ihre Abschlussarbeit arbeitete Samantha Loup an einem Renault 4CV aus dem Jahr 1958, den ihr eine Kundin zur Verfügung gestellt hatte. Sie beseitigte unter anderem mehrere Öllecks, wechselte Gummiteile aus, überholte Kühler und Vergaser und bereitete den Veteranenwagen für die nächste MFK vor. Keine doofen Sprüche Ihre Mitschüler, «alles richtig tolle Typen», waren zwischen 19 und 55 Jahre alt; Samantha Loup war die einzige Frau unter ihnen. Während dieser Zeit habe sie nie gegen Vorurteile aufgrund ihres Geschlechts kämpfen müssen. Dies sei nur während ihrer Lehre der Fall gewesen. «Die Integration von Frauen in ein männliches Umfeld ist nicht immer einfach, das hängt von der Mentalität und auch vom familiären Hintergrund ab, in dem die Leute aufgewachsen sind», sagt sie. Sie hat eine Botschaft für Frauen, die sich nicht sicher sind, ob sie eine Karriere in der aufregenden Welt der Autoberufe anstreben sollen. «Egal, was manche Leute sagen: Glaubt nicht, dass ihr es nicht könnt! Man kann alles lernen, wenn man die richtige Person hat, die einen ausbildet», sagt sie. Letztendlich sei sie der Meinung, dass die Perspektiven beider Geschlechter ein gutes Gleichgewicht in ein Unternehmen bringen können. Samantha Loup arbeitet bei der Risoud Automobiles Sàrl in Le Brassus, einer Nissan- und Subaru-Vertreterin, wo sie seit Beginn ihrer Weiterbildung häufiger mit Veteranenfahrzeugen zu tun hat. «Ich hoffe, dass ich eines Tages nur noch mit Oldtimern arbeiten werde», sagt sie. Das älteste Auto, das die Liebhaberin historischer Fahrzeuge je angefasst hat, sei 1916 gebaut worden. Ein gebrochenes Herz Ihre Lieblingsautos sind die Allerältesten, «als die Erfinder noch Dinge ausprobierten, die es noch nicht gab». Aber sie möge auch Autos aus den 1960er Jahren. Sie erzählt, wie ein Kunde mit einem Jaguar Mark II zu ihr kam: «Das Auto war nach einem Unfall so stark beschädigt, dass eine Reparatur viel mehr gekostet hätte als der Wert des Fahrzeugs war.» Der Kunde habe sich daher entschlossen, das Fahrzeug zu verkaufen. «Es war traurig, es gehen zu sehen», sagt Samantha Loup. Bei einer solchen Leidenschaft für die Vergangenheit ist es kaum verwunderlich, dass Samantha Loup nicht von Elektroautos schwärmt. Als leidenschaftliche Autofahrerin würden ihr die Emotionen fehlen, die ein Verbrenner auslöst. «Ausserdem sehe ich die Zukunft des Autos nicht beim vollelektrischen Antrieb», sagt sie. «Ich denke, dass es im Moment umweltfreundlicher ist, ein bestehendes Fahrzeug zu erhalten, anstatt ein neues zu bauen.» Sie fügt an: «Wenn fossile Brennstoffe in Zukunft verboten werden, hoffe ich, dass wir mit E-Fuels unsere alten Fahrzeuge weiterfahren können.» Und wenn E-Fuels (siehe Seiten 20-21) nicht die Kraftstoffe der Zukunft sind? In diesem Fall würde Samantha Loup als letztes Mittel lieber einen Oldtimer fahren, bei dem der Verbrennungsmotor durch einen Elektromotor ersetzt wurde, als gar keinen. Dies zeigt, wie sehr sie Oldtimer liebt. • Beim Kurs über Vergaser in Freiburg mit der Hälfte der Klasse des ersten französischsprachigen Lehrgangs «Fahrzeugrestaurator:in mit eidg. Fachausweis» und den beiden Lehrern (23. März 2022). Foto: zvg 10 <strong>April</strong> <strong>2024</strong> | <strong>AUTOINSIDE</strong>
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