AUTOINSIDE Ausgabe 4 – April 2024
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
FOKUS SERVICE & TECHNIK<br />
DAS SAGEN DIE EXPERTEN<br />
Foto: Fordonen Bransch<br />
Lars Bergmark, CEO Fordons Branschen<br />
Probleme mit Motorentuning<br />
Ein anderes Problem, das sich in den ersten<br />
Monaten schon herauskristallisiert hat: Motorentuning.<br />
Weil dies bei Volvo unter dessen<br />
Aufsicht entwickelt wurde, waren die Garantien<br />
nicht beeinträchtigt. Auch Mercedes und<br />
BMW bieten nach dem gleichen Prinzip ein<br />
Tuning an. Es wurde nun festgestellt, dass<br />
dies sowohl gegen die Geschäftsbedingungen<br />
von Sermi als auch gegen EU-Vorschriften verstösst.<br />
Dies hat derzeit zur Konsequenz, dass<br />
beispielsweise Volvo-Händler keine Sermi-<br />
Zertifizierung beantragen können, weil Motorentuning<br />
gegen die EU-Vorschriften zur Manipulation<br />
von Fahrzeugemissionen verstösst.<br />
«Wir befinden uns derzeit in Gesprächen mit<br />
der Europäischen Kommission, um eine Lösung<br />
zu finden, die das Werkstuning durch<br />
Volvo-, Mercedes- und BMW-Händler legalisiert»,<br />
versprach van der Linden dem schwedischen<br />
Verband.<br />
Derzeit ist auch nicht ganz klar, was für ein<br />
Unternehmen mit mehreren Standorten gilt:<br />
Ob jeder Standort eine eigene Sermi-Zertifizierung<br />
für die juristische Person beantragen<br />
muss oder ob eine Zertifizierung für das<br />
gesamte Unternehmen, die der juristischen<br />
Person des Unternehmens am Hauptstandort<br />
ausgestellt wird, ausreichend ist. Sermi<br />
Europa arbeitet derzeit an einer Lösung, dass<br />
das Unternehmen nur eine Sermi-Zertifizierung<br />
für den Hauptstandort und nicht für jede<br />
Niederlassung beantragen muss und dass alle<br />
Mitarbeiter, die eine Sermi-Zertifizierung beantragen,<br />
diese für den Hauptstandort des<br />
Unternehmens und nicht für die Niederlassung,<br />
in der sie arbeiten, beantragen.<br />
KFZ-Verordnung schützt<br />
Noch wenig Einfluss hat die Sermi-Zertifizierung<br />
auf die Schweiz. Die entsprechende Verordnung<br />
(EU) 2021/858 ist nur für Mitgliedstaaten<br />
der EU anwendbar; in der Schweiz gibt es<br />
für Sermi Stand heute keine Rechtsgrundlage,<br />
zumal seit dem 1. Januar <strong>2024</strong> die KFZ-Verordnung<br />
in Kraft ist. Klar ist bisher einzig, dass<br />
die schweizerische Akkreditierungsstelle als<br />
«National Accreditation Body» (NAB) gesetzt<br />
wäre. Und der AGVS dürfte aufgrund der Erfahrungen<br />
aus Deutschland kaum als CAB infrage<br />
kommen. In Deutschland wurde der Zentralverband<br />
Deutsches KFZ-Gewerbe ZDK als CAB<br />
abgelehnt, weil er nicht unabhängig sei.<br />
Den Schweizer Garagen und Werkstätten<br />
kommt dabei auch die KFZ-Verordnung zupass.<br />
Das war die Forderung der Motion Pfister, aus<br />
der KFZ-Bekanntmachung eine rechtlich verbindliche<br />
Verordnung zu machen. Gemäss dieser<br />
haben Schweizer Garagen ein Anrecht auf<br />
den Zugang zu den Fahrzeugdaten der Hersteller.<br />
Garagen aus der Schweiz können sich theoretisch<br />
freiwillig für Sermi zertifizieren lassen.<br />
Allerdings gibt es hier noch einige unbekannte<br />
Faktoren: Wer ist für die Zertifizierung zuständig<br />
und was kostet diese?<br />
•<br />
Weitere Infos unter:<br />
vehiclesermi.eu<br />
serma.eu<br />
Lars Bergmark, Schweden ist der Sermi-<br />
Pionier. Wie ist das Projekt gestartet?<br />
Lars Bergmark: Wir sind zufrieden und alles<br />
lief gut. Bis heute gibt es in Schweden rund<br />
1000 zertifizierte Sermi-Techniker.<br />
Was waren die ersten Erfahrungen?<br />
Man muss laufend informieren <strong>–</strong> immer wieder!<br />
Nur so stellen die freien Werkstätten den<br />
Antrag auf ein Sermi-Zertifikat. Der Prozess<br />
läuft sehr gut. Wir haben zunächst viele Sitzungen<br />
abgehalten, zu denen wir die Kontrollstellen<br />
eingeladen haben, und so während des<br />
gesamten Prozesses einen engen gemeinsamen<br />
Dialog geführt.<br />
Wie sehen Sie Sermi aus Verbandssicht?<br />
Das ist eine gute Initiative, und es wird<br />
langfristig auch die Autodiebstähle verringern.<br />
Gleichzeitig hebt es den Standard in den<br />
Werkstätten und damit auch die Seriosität der<br />
Branche.<br />
Wie viele freie Werkstätten haben bereits<br />
ein Sermi-Zertifikat beantragt?<br />
In Schweden haben wir rund 3000 freie<br />
Garagen und bis jetzt haben rund 600 Garagenbetriebe<br />
ein Sermi-Zertifikat beantragt.<br />
Welche Feedbacks haben Sie von den<br />
Werkstätten erhalten?<br />
Noch nicht so viel. Leider haben einige<br />
Hersteller gewisse Zugänge reguliert.<br />
Welche Probleme sind allenfalls in den<br />
ersten Monaten aufgetaucht?<br />
Zu Beginn gab es Probleme mit Vorstrafen.<br />
Dabei reichte eine Busse wegen einer<br />
Geschwindigkeitsübertretung, damit das Zertifikat<br />
verweigert wurde. Nach einigen Besprechungen<br />
mit Sermi Europe wurde dies jedoch<br />
angepasst und wir haben für Schweden eine<br />
gute Lösung gefunden.<br />
… das passende Konzept.<br />
autotechnik.ch/<br />
werkstattkonzepte<br />
<strong>AUTOINSIDE</strong> | <strong>April</strong> <strong>2024</strong> 29