controller - Haufe.de
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50<br />
Effizienzmessung mittels DEA<br />
Filiale<br />
Spalte 2:<br />
CCR-I (hmf)<br />
Spalte 3:<br />
CCR-I (mf)<br />
Spalte 4:<br />
CCR-O (mf)<br />
Spalte 5:<br />
BCC-I (mf)<br />
Spalte 6:<br />
BCC-O (mf)<br />
Spalte 7:<br />
BCC-I (mf) oF3<br />
F1 100% 100% 100% 100% 100% 100%<br />
F2 100% 97% 97% 100% 100% 100%<br />
F3 100% 100% 100% 100% 100% - - -<br />
F4 100% 100% 100% 100% 100% 100%<br />
F5 100% 100% 100% 100% 100% 100%<br />
F6 58% 51% 51% 61% 60% 85%<br />
F7 69% 55% 55% 66% 90% 69%<br />
F8 74% 30% 30% 100% 100% 100%<br />
F9 78% 76% 76% 76% 83% 93%<br />
F10 85% 81% 81% 86% 89% 100%<br />
Abb. 2: Filialvergleich: DEA-Auswertung<br />
ten 3 und 4 <strong>de</strong>r Abbildung 2 zeigt. Damit beispielsweise<br />
<strong>de</strong>r Filiale 8 Effizienz bescheinigt<br />
wer<strong>de</strong>n kann, muss sie entwe<strong>de</strong>r alle Inputs<br />
um (1 – 30% =) 70% senken o<strong>de</strong>r alle Outputs<br />
um diesen Prozentsatz erhöhen. Dieser<br />
Sachverhalt stellt allerdings einen Son<strong>de</strong>rfall<br />
dar, wie i. F. ver<strong>de</strong>utlicht wird.<br />
Die Leiterin <strong>de</strong>r Filiale 8, die momentan als<br />
Verliererin dasteht, kennt sich ein wenig mit<br />
<strong>de</strong>r DEA aus. Sie ergreift daher das Wort:<br />
„Meine Damen und Herren, die bisherige Analyse<br />
vernachlässigt die Tatsache, dass wir es<br />
in <strong>de</strong>r für uns relevanten Bandbreite <strong>de</strong>r Inputs<br />
und Outputs mit zunächst zunehmen<strong>de</strong>n und<br />
dann abnehmen<strong>de</strong>n Skalenerträgen zu tun haben.<br />
Mit an<strong>de</strong>ren Worten: Eine Verdopplung<br />
aller Inputs führt bei effizientem Einsatz zunächst<br />
zu einer überproportionalen, dann zu<br />
einer unterproportionalen Erhöhung <strong>de</strong>r Outputs!<br />
Ich bitte Sie, Herr Lotse, dies zu berücksichtigen.“<br />
Der so angesprochene Zentral<strong>controller</strong><br />
blättert daraufhin in seinen Unterlagen<br />
und holt schließlich eine nochmals verän<strong>de</strong>rte<br />
Auswertung hervor.<br />
Für Fälle zunehmen<strong>de</strong>r bzw. abnehmen<strong>de</strong>r<br />
Skalenerträge wur<strong>de</strong> von Banker/Charnes/<br />
Cooper („BCC“) u.a. das BCC-I-Mo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>r<br />
DEA entwickelt. Die entsprechend sich für unseren<br />
Datensatz ergeben<strong>de</strong>n Effizienzgra<strong>de</strong><br />
sind <strong>de</strong>r Spalte 5 <strong>de</strong>r Abbildung 2 zu entnehmen.<br />
Vergleicht man diese Werte mit <strong>de</strong>nen<br />
<strong>de</strong>s CCR-I-Mo<strong>de</strong>lls, tritt wie<strong>de</strong>r ein – produktions-theoretisch<br />
begründbares – Charakteristikum<br />
<strong>de</strong>r DEA zutage: Der BCC-Effizienzgrad<br />
einer DMU ist stets min<strong>de</strong>stens so hoch wie ihr<br />
CCR-Effizienzgrad. Der Unterschied kann dabei<br />
enorm hoch ausfallen; so steigt <strong>de</strong>r Effizienzgrad<br />
von Filiale 8 von 30% auf 100%!<br />
Spätestens dieses Beispiel führt vor Augen,<br />
dass die DEA keineswegs eine „push the<br />
button-Technik“ ist. Ihr Einsatz bedarf vielmehr<br />
einer tiefgehen<strong>de</strong>n Auseinan<strong>de</strong>rsetzung<br />
mit <strong>de</strong>n Mo<strong>de</strong>llen einerseits und <strong>de</strong>n zu bewerten<strong>de</strong>n<br />
Sachverhalten an<strong>de</strong>rerseits. Dies gilt<br />
auch für die Frage, ob <strong>de</strong>nn statt <strong>de</strong>s BCC-I-<br />
Mo<strong>de</strong>lls das BCC-O-Mo<strong>de</strong>ll eingesetzt wer<strong>de</strong>n<br />
soll. Im Unterschied zu <strong>de</strong>n CCR-Mo<strong>de</strong>llen können<br />
sich dabei nämlich unterschiedliche Effizienzgra<strong>de</strong><br />
ergeben, wie ein Vergleich <strong>de</strong>r Spalten<br />
5 und 6 <strong>de</strong>r Tab. 2 zeigt. Beispielsweise<br />
muss Filiale 7 seine Inputs um (1 – 66% =)<br />
34% senken, aber seine Outputs nur um (1 –<br />
90% =) 10% steigern, um effizient zu wer<strong>de</strong>n.<br />
Welche DMUs dürfen verglichen<br />
wer<strong>de</strong>n?<br />
DEA-Effizienzgra<strong>de</strong> unterliegen nicht nur bei<br />
Mo<strong>de</strong>llvariation einer hohen Sensitivität. Ausgehend<br />
von <strong>de</strong>n Ergebnissen <strong>de</strong>s BCC-I-Mo<strong>de</strong>lls<br />
wird diesbezüglich abschließend <strong>de</strong>r – im<br />
Übrigen für je<strong>de</strong> Art von Benchmarking zentrale<br />
– Aspekt <strong>de</strong>r Vergleichbarkeit von DMUs<br />
thematisiert.<br />
Durch die Berücksichtigung variabler Skalenerträge<br />
erscheint Filiale 6 wie<strong>de</strong>r als schlechtestes<br />
Profit Center. Da kommt ihrem Leiter eine I<strong>de</strong>e,<br />
wie er sich vielleicht nochmals in ein besseres<br />
Licht rücken kann: „Ich gebe zu be<strong>de</strong>nken, dass<br />
Filiale 3 nicht wirklich mit <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren vergleichbar<br />
ist. Sie ist als Einzige auf einem Flughafen<br />
angesie<strong>de</strong>lt. Durch diesen exponierten<br />
Standort braucht sie sich keiner Konkurrenz zu<br />
stellen. Nur daher kommt sie mit <strong>de</strong>r nahezu<br />
niedrigsten Mitarbeiterzahl und <strong>de</strong>r bei weitem<br />
geringsten Verkaufsfläche aus.“ Herr Lotse<br />
schmunzelt, hatte er doch auch diesen Einwurf<br />
vorausgesehen. Er greift in <strong>de</strong>n vor ihm liegen<strong>de</strong>n<br />
Papierstapel … .<br />
Eine zentrale Prämisse <strong>de</strong>r DEA ist die Vergleichbarkeit<br />
<strong>de</strong>r zu bewerten<strong>de</strong>n DMUs. Über<br />
dieselben Input- und Outputarten hinaus müssen<br />
insbeson<strong>de</strong>re die Rahmenbedingungen<br />
für die Leistungserbringung i<strong>de</strong>ntisch sein.<br />
Aus produktionswirtschaftlicher Sicht resultiert<br />
daraus, dass <strong>de</strong>n Aktivitäten <strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen<br />
DMUs die gleiche Produktionsfunktion zugrun<strong>de</strong><br />
liegen muss. In <strong>de</strong>r Praxis ist dies aber<br />
streng genommen nie <strong>de</strong>r Fall. Es stellt sich<br />
daher immer die Frage, welche DMUs noch<br />
als vergleichbar anzusehen sind.<br />
Im Falle <strong>de</strong>r Filiale 3 sind die dahingehend geäußerten<br />
Zweifel durchaus nachvollziehbar.<br />
Kommt <strong>de</strong>mentsprechend das BCC-I-Mo<strong>de</strong>ll<br />
ohne Filiale 3 („oF3“) zum Einsatz, resultieren<br />
daraus die in Spalte 7 <strong>de</strong>r Abbildung 2 festgehaltenen<br />
Ergebnisse. Die Verän<strong>de</strong>rungen gegenüber<br />
<strong>de</strong>n Werten aus Spalte 5 sind wie<strong>de</strong>rum<br />
charakteristisch für die DEA: Bei Vermin<strong>de</strong>rung<br />
(bzw. Vergrößerung) <strong>de</strong>r Zahl zu bewerten<strong>de</strong>r<br />
DMUs steigen (bzw. sinken) die Effizienzgra<strong>de</strong><br />
in <strong>de</strong>r Ten<strong>de</strong>nz. Entsprechend steigt<br />
<strong>de</strong>r für Filiale 6 ausgewiesene Wert von 61%<br />
auf immerhin 85%; sie weist damit außer<strong>de</strong>m<br />
nicht mehr <strong>de</strong>n niedrigsten Effizienzgrad auf. Zu<br />
<strong>de</strong>n Gewinnern zählt auch Filiale 10, die jetzt<br />
als effizient erscheint.<br />
Einsichten für <strong>de</strong>n Praxiseinsatz<br />
<strong>de</strong>r DEA<br />
Die praktische Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r hier thematisierten<br />
Aspekte manifestiert sich in <strong>de</strong>r hohen<br />
Sensitivität von DEA-Ergebnissen. Dabei<br />
wur<strong>de</strong> lediglich ein Ausschnitt möglicher<br />
Fallstricke angesprochen. Beispielsweise ist<br />
auch die Elimination hoch korrelierter Bewertungskriterien<br />
– im Zahlenbeispiel trifft das für<br />
die Mitarbeiterzahl und die Verkaufsfläche zu (r<br />
= 0,92) – problematisch: Je nach<strong>de</strong>m, ob <strong>de</strong>r<br />
eine o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re Input vernachlässigt wird,<br />
ergeben sich wie<strong>de</strong>rum z.T. erheblich unterschiedliche<br />
Effizienzgra<strong>de</strong>.<br />
Auch ohne in die Details <strong>de</strong>r DEA-Mo<strong>de</strong>llierung<br />
eingedrungen zu sein, sollten die angespro-