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1. Dimension mit <strong>de</strong>n Polen: Abstoßend vs.<br />
Anziehend<br />
� Abstoßend: Durch Furcht wird Aufmerksamkeit<br />
gebun<strong>de</strong>n (z. B. Überschriften von Tageszeitungen,<br />
Bestrafungen, Drohungen, Risiken)<br />
� Anziehend: Interessante Objekte wecken<br />
Lei<strong>de</strong>nschaft o<strong>de</strong>r Neugier<strong>de</strong> und ziehen<br />
Aufmerksamkeit auf sich (z. B. Interessante<br />
Beobachtung, Hobby, Belohnungen)<br />
2. Dimension mit <strong>de</strong>n Polen: Zwangsweise<br />
vs. Freiwillig<br />
� Zwangsweise: nicht-freiwillige Zuwendung<br />
zu bestimmten Dingen (z. B. Pflichten, Arbeitsaufgaben,<br />
„Gaffer“ bei Autounfällen, Kinowerbung<br />
vor Hauptfilm)<br />
� Freiwillig: freiwillige Zuwendung (z. B. Kinofilm)<br />
3. Dimension mit <strong>de</strong>n Polen: Unbewusst vs.<br />
Bewusst<br />
� Unbewusst: unbewusste Zuwendungen von<br />
Aufmerksamkeit (z. B. Autofahren während<br />
eines Gesprächs)<br />
� Bewusst: bewusste, fokussierte Aufmerksamkeit<br />
(z. B. Gespräch mit Beifahrer)<br />
Die Elemente <strong>de</strong>s dritten Paares wer<strong>de</strong>n auch<br />
als fixieren<strong>de</strong> Aufmerksamkeit, etwa bei<br />
<strong>de</strong>r Konzentration auf Details (z. B. Ausrechnen<br />
einer Gleichung, Erwägung eines Zuges<br />
beim Schach) und fluktuieren<strong>de</strong> Aufmerksamkeit<br />
bei weitschweifigerem Aufmerksamkeitsfokus<br />
(z. B. Betrachten eines Boxkampfes, Koordination<br />
eines Festes) bezeichnet.<br />
Das Wissen um diese Aufmerksamkeitstypen<br />
eröffnet Vergleiche und erleichtert rationales<br />
Han<strong>de</strong>ln. Man kann die eigenen Botschaften<br />
entsprechend zuschnei<strong>de</strong>n und so <strong>de</strong>ren<br />
Wirkung und Aufmerksamkeitsbindung<br />
verstärken.<br />
Ein Beispiel ver<strong>de</strong>utlicht dies: Eine Aussage<br />
könnte, in Anlehnung an das erste Paar, folgen<strong>de</strong>rmaßen<br />
kommuniziert wer<strong>de</strong>n:<br />
� „Wenn wir die neuen Möglichkeiten <strong>de</strong>r IT<br />
nicht nutzen, tut es die Konkurrenz und wir<br />
geraten ins Hintertreffen.“ (Abstoßend)<br />
� „Durch die Nutzung <strong>de</strong>r neuen Möglichkeiten<br />
<strong>de</strong>r IT können wir viel effizienter Arbeiten sowie<br />
Verwaltungs- und Reisekosten einsparen.“<br />
(Anziehend)<br />
Währungseigenschaften<br />
Wir leben in einer Informationsgesellschaft. In<br />
dieser stellt die Aufmerksamkeit eine neu ent<strong>de</strong>ckte,<br />
nicht-monetäre, immaterielle Währung<br />
dar. Wie ist das zu verstehen?<br />
Mit <strong>de</strong>r Angebotskonkurrenz auf <strong>de</strong>m Markt für<br />
Aufmerksamkeit verschiebt sich die Entscheidungsrelevanz<br />
<strong>de</strong>r Informationen von <strong>de</strong>r Beschaffung<br />
auf die Auswahl, also auf das Fin<strong>de</strong>n<br />
richtiger Informationen.<br />
Wir wer<strong>de</strong>n mit Informationen bombardiert und<br />
müssen wichtige von unwichtigen durch aufmerksamkeitsintensive<br />
Selektionsprozesse<br />
trennen, gewichten und einordnen.<br />
Abb. 1: Paired Opposites: Types of Attention, Bildquelle: vgl. (DB01) S. 22<br />
Aufmerksamkeit ist aber nicht nur Ressource,<br />
son<strong>de</strong>rn auch Wertmaßstab und wird so, wie<br />
$, € und Gold, zum knappen Gut, welchem als<br />
Vorstufe von Entscheidungen ein Wert zugemessen<br />
wer<strong>de</strong>n kann.<br />
Währungen ermöglichen durch Vergleichbarkeit<br />
erst <strong>de</strong>n Tauschhan<strong>de</strong>l. Getauscht wird auf<br />
realen o<strong>de</strong>r virtuellen Märkten. Personen tauschen<br />
Aufmerksamkeit untereinan<strong>de</strong>r aus.<br />
Aufmerksamkeit vieler Personen lässt sich ansammeln<br />
und für eigene Zwecke verwen<strong>de</strong>n.<br />
Die Selbstvermarktung von Prominenten ist ein<br />
klassisches Beispiel hierfür. Überschreitet das<br />
Aufmerksamkeitsniveau eine kritische Masse,<br />
dann erfahren Personen o<strong>de</strong>r Dinge (z. B. Prominente<br />
o<strong>de</strong>r Sportereignisse) ohne eigenes<br />
Zutun automatisch Aufmerksamkeit und wer-<br />
CM März / April 2010<br />
<strong>de</strong>n so zum „Selbstläufer“, <strong>de</strong>r Aufmerksamkeit<br />
zwangsweise bin<strong>de</strong>t. Diese Eigendynamik <strong>de</strong>r<br />
Aufmerksamkeitswährung gleicht einer Verzinsung.<br />
Die Ökonomie <strong>de</strong>r Aufmerksamkeit folgt<br />
damit ähnlichen Regeln wie die Ökonomie <strong>de</strong>s<br />
Gel<strong>de</strong>s, sei es €, $ o<strong>de</strong>r Börsenkurs.<br />
Medienunternehmen sind regelrechte Aufmerksamkeitsindustrien<br />
und haben durch Werbung<br />
die Aufmerksamkeitsbindung professionalisiert.<br />
Die Kennzahlen lauten dort „Auflage“<br />
bzw. „Quote“. Bei <strong>de</strong>r Betrachtung <strong>de</strong>s Medienbereichs<br />
tritt am <strong>de</strong>utlichsten hervor, dass die<br />
Be<strong>de</strong>utung von Aufmerksamkeit die einer monetären<br />
Währung übersteigt. Beispielsweise<br />
erscheinen Personen eines Medienproduktes<br />
(z. B. einer Reality-Fernsehsendung) immer<br />
häufiger auf Mattscheiben, in Magazinen o<strong>de</strong>r<br />
Zeitungen, ohne jedoch einschlägige Qualifikationen,<br />
son<strong>de</strong>rn lediglich einen erhöhten Bekanntheitsgrad<br />
vorweisen zu können.<br />
Der Wan<strong>de</strong>l in <strong>de</strong>r zweiten Hälfte <strong>de</strong>s vergangenen<br />
Jahrhun<strong>de</strong>rts weg von <strong>de</strong>r Produktions-<br />
hin zur Dienstleistungsindustrie zeigt,<br />
dass psychische Leistungen einen steigen<strong>de</strong>n<br />
Anteil an <strong>de</strong>r Wertschöpfung von<br />
Unternehmensprozessen haben. Aufmerksamkeitsenergie<br />
hat eine immense wirtschaftliche<br />
Be<strong>de</strong>utung und befin<strong>de</strong>t sich immer noch im<br />
Auftrieb. Nach <strong>de</strong>r Auffassung von Franck 3 wird<br />
Aufmerksamkeit sogar zunehmend die Be<strong>de</strong>utung<br />
<strong>de</strong>s Gel<strong>de</strong>s be- o<strong>de</strong>r gar verdrängen, zumal<br />
dann, wenn die monetäre Leitwährung an<br />
Vertrauen verliert.<br />
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