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Konfliktkostenanalyse mit Hilfe<br />
eines Konfliktkostenmo<strong>de</strong>lls<br />
Ein Konflikt im Rahmen <strong>de</strong>s Konfliktkostenmo<strong>de</strong>lls<br />
ist je<strong>de</strong> Planabweichung o<strong>de</strong>r Plangefährdung<br />
bei <strong>de</strong>r Umsetzung <strong>de</strong>r Ziele eines Unternehmens<br />
durch <strong>de</strong>n Einsatz seiner Ressourcen<br />
und dabei vor allem <strong>de</strong>r Arbeitszeit seiner Mitarbeiter.<br />
Diese Konflikt<strong>de</strong>finition konzentriert sich auf<br />
das Ziel von Unternehmen, ihre Existenz zu sichern.<br />
Hierzu gehört auch, dass Mitarbeiter<br />
effizient zusammenarbeiten. An<strong>de</strong>re Konflikt<strong>de</strong>finitionen,<br />
z.B. soziologische, psychologische,<br />
juristische o<strong>de</strong>r philosophische, sind<br />
zwar weiterhin möglich, aber in diesem Zusammenhang<br />
nicht erfor<strong>de</strong>rlich und wer<strong>de</strong>n<br />
somit nicht näher erörtert.<br />
Konfliktkosten<br />
Die Definition von Konfliktkosten baut auf<br />
<strong>de</strong>r Definition von Konflikten auf: Konfliktkosten<br />
sind je<strong>de</strong> geplante und vor allem je<strong>de</strong> ungeplante<br />
Störung <strong>de</strong>r zielgerichteten Ressourcenverwendung<br />
in einer Organisation, die auf<br />
funktionalem o<strong>de</strong>r dysfunktionalem Verhalten<br />
von Mitarbeitern basiert.<br />
Zentrales Merkmal ist dabei die Störung<br />
<strong>de</strong>r zielgerichteten Ressourcenverwendung,<br />
vor allem <strong>de</strong>r Ressource Arbeitszeit. Die Störung<br />
selbst beinhaltet dann ein voluntatives<br />
Element, sie kann vorsätzlich o<strong>de</strong>r fahrlässig<br />
bzw. beabsichtigt o<strong>de</strong>r unbeabsichtigt durch<br />
<strong>de</strong>n Mitarbeiter erfolgen, <strong>de</strong>nn an<strong>de</strong>rs als „Roboter“<br />
setzen Menschen Arbeitsprozesse und<br />
Anweisungen nicht immer 1:1 um.<br />
Die Frage <strong>de</strong>r Kausalität ist bei <strong>de</strong>r Definition<br />
von Konfliktkosten noch nicht entschei<strong>de</strong>nd.<br />
Als Konfliktkosten wer<strong>de</strong>n zunächst alle Kosten<br />
bezeichnet, die einem Unternehmen durch Konflikte<br />
entstehen. Eine Mitverursachung genügt<br />
für die Kausalität, da ohne <strong>de</strong>n Konflikt geringere<br />
Kosten entstehen könnten. Zu<strong>de</strong>m wird<br />
eine Monokausalität praktisch unmöglich zu<br />
beweisen sein.<br />
Auch die Konfliktursache ist bei <strong>de</strong>r Definition<br />
noch nicht entschei<strong>de</strong>nd. So kann <strong>de</strong>r Konflikt<br />
auf einem Planungs- o<strong>de</strong>r Organisationsfehler<br />
beruhen, d.h. strukturell bedingt sein, o<strong>de</strong>r er<br />
kann seine Ursache in <strong>de</strong>n han<strong>de</strong>ln<strong>de</strong>n Personen,<br />
<strong>de</strong>n Mitarbeitern und ihren Emotionen,<br />
haben. Ein Beispiel für einen strukturellen Konflikt<br />
sind Rollenkonflikte, bei <strong>de</strong>nen für die Mitarbeiter<br />
unklar ist, was genau ihre Aufgaben<br />
und Verantwortlichkeiten ausmacht. 4<br />
In bei<strong>de</strong>n Fällen sind Konfliktkosten ein zu<br />
bewerten<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>n planmäßigen Ablauf stören<strong>de</strong>r<br />
Ressourcenverzehr mit <strong>de</strong>r Folge von<br />
Kostensteigerungen. Dies be<strong>de</strong>utet: Bei gleich<br />
bleiben<strong>de</strong>m Output sinkt durch die Konfliktkosten<br />
die Wirtschaftlichkeit <strong>de</strong>s Unternehmens<br />
(Effizienzverlust). Darüber hinaus<br />
können Konflikte auch zu einem geringeren<br />
Output führen.<br />
Unsere These lautet: Die Summe <strong>de</strong>r Konfliktkosten<br />
ist zunächst die entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong><br />
Größe für Unternehmen. Denn bislang<br />
scheiterten Versuche, Konfliktkosten zu<br />
berechnen an <strong>de</strong>r vorschnellen Bewertung<br />
ihres Nutzens für das Unternehmen.<br />
Funktionale und Dysfunktionale<br />
Konfliktkosten<br />
Nicht alle Konflikte sind nachteilig für Unternehmen.<br />
Vielmehr lassen sich alle Konfliktkosten<br />
in zwei Gruppen teilen, je nach<strong>de</strong>m, ob<br />
<strong>de</strong>r obigen Konfliktkosten<strong>de</strong>finition folgend das<br />
Störungsverhalten als funktional o<strong>de</strong>r dysfunktional<br />
beurteilt wird:<br />
� Funktionale Konfliktkosten (fKK) sind positive<br />
und unvermeidbare Konfliktkosten. fKK<br />
lohnen sich für Unternehmen, wenn dadurch<br />
eine Verän<strong>de</strong>rung im Unternehmen erfolgt,<br />
und die Kosten damit als Investition in die<br />
Weiterentwicklung <strong>de</strong>s Unternehmens gewertet<br />
wer<strong>de</strong>n können. Ein Beispiel für fKK<br />
sind Kosten für ein aktives Gesundheitsmanagement,<br />
das die Krankheitstage und Fehlzeiten<br />
von Mitarbeitern im Unternehmen reduziert,<br />
o<strong>de</strong>r Kosten für zusätzliche Teammeetings,<br />
welche beim nächsten Projekt<br />
eine beson<strong>de</strong>rs gute Zusammenarbeit <strong>de</strong>s<br />
Teams ermöglichen. Zum einen Teil sind fKK<br />
in Organisationen in budgetierten Konfliktpräventionsmaßnahmen<br />
enthalten. Da diese<br />
CM März / April 2010<br />
Kosten sichtbar sind, ist für die Konfliktkostenanalyse<br />
vor allem <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re Teil <strong>de</strong>r fKK<br />
interessant, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>finitionsgemäß als<br />
Planstörung bzw. Planabweichung eintritt,<br />
d.h. Zusatzkos ten in <strong>de</strong>r zielgerichteten Ressourcenverwendung<br />
verursacht.<br />
� Dysfunktionale Konfliktkosten (dKK) sind<br />
nachteilig, vermeidbar o<strong>de</strong>r ohne Wirkung für<br />
das Unternehmen im Sinne einer Verän<strong>de</strong>rung<br />
o<strong>de</strong>r Neuausrichtung. dKK entstehen<br />
beispielweise durch erhöhte Meeting-Kosten<br />
bei Verspätung einzelner Teilnehmer, ohne<br />
dass hieraus ein Nutzen für die Zusammenarbeit<br />
im Team o<strong>de</strong>r das Betriebsklima entsteht.<br />
Die Zuordnung von Konfliktkosten als funktional<br />
o<strong>de</strong>r dysfunktional macht nur Sinn, wenn zuvor<br />
die Summe <strong>de</strong>r Konfliktkosten berechnet wur<strong>de</strong>.<br />
Ansonsten läuft das Unternehmen Gefahr,<br />
das Puzzle aus <strong>de</strong>r Vielzahl <strong>de</strong>r einzelnen Faktoren<br />
als Puzzelteile nicht mehr zusammen setzen<br />
zu können.<br />
Aus Controllersicht ist auch fraglich, ob die Zuordnung<br />
in <strong>de</strong>r Praxis am konkreten Beispiel<br />
überhaupt erfor<strong>de</strong>rlich ist. Denn ein Unternehmen<br />
kann sich auch das Ziel setzen, stets die<br />
Summe <strong>de</strong>r Konfliktkosten von einem Bezugszeitpunkt<br />
zum nächsten, z.B. im Jahresabstand,<br />
zu vergleichen und hier Verbesserungen<br />
anzustreben.<br />
Unsere These lautet: Bei <strong>de</strong>r Evaluierung, ob<br />
Interventionen zur Senkung von dysfunktionalen<br />
Konfliktkosten erfolgreich sind, muss<br />
stets die Summe <strong>de</strong>r Konfliktkos ten überprüft<br />
wer<strong>de</strong>n. Verringert sich die Summe<br />
<strong>de</strong>r Konfliktkosten unter sonst min<strong>de</strong>stens<br />
gleichen Ergebnisbedingungen <strong>de</strong>s Unternehmens<br />
(ceteris paribus), konnte die Organisation<br />
ihr Konfliktkostenniveau erfolgreich<br />
verbessern.<br />
Berechnung <strong>de</strong>r Konfliktkosten<br />
Bezüglich <strong>de</strong>r Berechnung von Konfliktkosten<br />
beim häufigsten Kostenfaktor, <strong>de</strong>r nicht zielgerichtet<br />
genutzten Arbeitszeit <strong>de</strong>r Mitarbeiter,<br />
gibt es für das Unternehmen zwei Möglichkeiten:<br />
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