Weiterentwicklung von Hospiz - Diakonie Geringswalde
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8.1. Brückenschwester am<br />
<strong>Hospiz</strong> „Villa Auguste“<br />
Leipzig<br />
8. Berichte aus der Praxis – neue palliativmedizinische und<br />
hospizliche Arbeitsformen: Brückenschwester, Brückenteam,<br />
Brückenprojekt<br />
Nach der Gründung des <strong>Hospiz</strong> Vereins Leipzig e. V. , der seit 1993 die Begleitung und<br />
Beratung schwerstkranker Menschen und ihrer Familien übernimmt, konnte 2002<br />
das stationäre <strong>Hospiz</strong> „Villa Auguste“ eröffnet werden.<br />
Schon bald überstieg die Zahl der Anfragen die Kapazität des Hauses. Außerdem wurde<br />
rasch klar, dass die unzureichende Versorgung ambulanter Palliativpatienten häufig der<br />
Hauptgrund für den gewünschten Wechsel in die stationäre Einrichtung bzw. eine erneute<br />
Krankenhauseinweisung ist. Ebenso war eine große Unsicherheit <strong>von</strong> Patienten in Kliniken<br />
spürbar, wenn sie sich für eine Form der weiteren Betreuung entscheiden sollten.<br />
Naheliegend war, dass eine Brücke geschaffen werden musste, die den ambulanten Bereich<br />
mit dem stationären <strong>Hospiz</strong> sowie den Kliniken verbindet.<br />
Aus diesen Überlegungen entstand das Konzept „Brückenschwester“, welches<br />
schließlich im Juni 2005 als spendenfinanziertes Projekt für vorerst zwei Jahre umgesetzt<br />
wurde. Dabei wird der Grundsatz integrativer Versorgung der Patienten ebenso<br />
verfolgt wie das Ziel, ambulante vor stationärer Betreuung zu sichern. Als Brückenschwester<br />
konnte eine erfahrene Krankenschwester mit Palliative Care-Ausbildung<br />
gewonnen werden, die sowohl mehrjährige Tätigkeit im stationären <strong>Hospiz</strong> als auch<br />
im ambulanten Pflegedienst vorzuweisen hat.<br />
Zu ihren Aufgaben gehören:<br />
- Fachliche Beratung und Unterstützung <strong>von</strong> ambulanten Patienten und deren Familien<br />
- Beratung <strong>von</strong> Patienten in Kliniken vor Entlassung und gegebenenfalls Überleitung<br />
in die nachfolgende Versorgung<br />
– Überwachung der Schmerztherapie und der Symptomkontrolle<br />
– Einleitung erforderlicher pflegerischer bzw. ärztlicher Maßnahmen<br />
– Vermittlung <strong>von</strong> Pflegehilfsmitteln<br />
– Kooperation mit Hausärzten, Onkologen und Pflegediensten<br />
– Vermittlung ehrenamtlicher <strong>Hospiz</strong>begleiter oder Sitzwachen<br />
– Enger Kontakt zu Palliativstationen und <strong>Hospiz</strong>en<br />
– gegebenenfalls Überleitung des Patienten in die stationäre Versorgung (<strong>Hospiz</strong>,<br />
Palliativstation, Pflegeeinrichtung, Kurzzeitpflege u. a.)<br />
Bereits während des ersten halben Jahres ihrer Tätigkeit betreute die Brückenschwester<br />
über 100 Patienten. Etwa 150 Hausbesuche und fast 500 Beratungen (telefonisch oder im<br />
Büro im <strong>Hospiz</strong>) wurden in dieser Zeit durchgeführt. Etwa 75 % der Anfragen wurden<br />
vom Patienten selbst oder dessen Angehörigen gestellt. Beim Hausbesuch zeigte sich<br />
häufig eine Notsituation, die durch mangelnde Vorbereitung der Entlassung, ungenügende<br />
ambulante Versorgung oder Überforderung der Familien verursacht war. Sehr häufig<br />
konnte der Einsatz der Brückenschwester Entlastung bringen und verhindern, dass der<br />
Patient sofort wieder in eine Klinik aufgenommen werden musste.<br />
Grenzen sind der ambulanten Versorgung vor allem dann gesetzt, wenn die Familie<br />
überfordert oder gar nicht einsetzbar ist, die hausärztliche Betreuung nicht gesichert<br />
werden kann oder eine sehr komplexe Behandlungspflege bzw. unverhältnismäßig hoher<br />
Pflegebedarf unter häuslichen Bedingungen nicht zu leisten ist. Im Vordergrund<br />
steht auch hier der Patientenwille.<br />
Zukünftig muss es gelingen, durch frühzeitigen Kontakt mit den Betroffenen sowie Verbesserungen<br />
in der Zusammenarbeit der betreuenden Ärzte, Pflegedienste usw. Lücken in<br />
der Versorgung zu vermeiden. Es zeichnet sich bereits ab, dass eine Schwester allein die<br />
stetig steigende Zahl der Anfragen nicht bewältigen kann. Deshalb wird die Bildung eines<br />
Brückenteams unabdingbar sein.