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Starke Messen, neue Strategien, kreative Koops & volle Kassen - E&W

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HINTERGRUND E&W 12/07<br />

DIE LEHRE MIT MATURA GEHT AN DEN START<br />

Chancengleichheit<br />

Gute Lehrlinge sind heute schon schwer zu finden, in den nächsten Jahren wird sich die Situation weiter zuspitzen. Die<br />

Ursache dafür liegt in den geburtsschwachen Jahrgängen, die dann das berufsfähige Alter erreichen. Immer größer<br />

wird daher auch der Entscheidungsdruck der Jugendlichen, sich zwischen einem Lehrberuf oder einer berufsbildenden<br />

Schule zu entscheiden – denn beide Seiten buhlen um die Gunst der Auszubildenden. Diese „Zwei-Klassen-Gesellschaft”<br />

soll aber in absehbarer Zeit der Vergangenheit angehören, denn mit der „Lehre Plus” wurde ein Modell entwickelt, das<br />

die beiden Optionen gleichstellt.<br />

JEDER BETRIEB wünscht sich<br />

gute und begabte Lehrlinge. Diese<br />

zu finden wird sich in den<br />

kommenden Jahren immer<br />

schwieriger gestalten, denn auf<br />

der einen Seite kommen geburtenschwache<br />

Jahrgänge auf die<br />

Lehrherren zu, auf der anderen<br />

Seite drängen Eltern ihre Kinder<br />

zu höherer schulischer Bildung –<br />

die Entscheidung fällt immer öfter<br />

zu Gunsten der berufsbildenden<br />

und höheren Schulen aus.<br />

Um diesem Dilemma ein Ende<br />

zu bereiten, wurde die Lehre<br />

entsprechend angepasst und kann<br />

in Zukunft auch mit Matura<br />

(und somit der Studienberechtigung)<br />

abgeschlossen werden.<br />

„Lehre Plus”<br />

WKO-Funktionärin Ing. Renate<br />

Scheichelbauer-Schuster bringt<br />

die Problematik auf den Punkt:<br />

„Die Konkurrenz zu den berufsbildenden<br />

Schulen wird immer<br />

KURZ UND BÜNDIG:<br />

Die „Lehre Plus” ermöglicht<br />

den Lehrabschluss mit Matura<br />

und die Studienberechtigung.<br />

Das Image der Lehre soll durch<br />

die <strong>neue</strong> Option deutlich aufgebessert<br />

werden.<br />

Die Umsetzung erfolgt bundesländerspezifisch.<br />

In Niederösterreich<br />

startet das Angebot am<br />

1. Jänner 2008, in Tirol läuft<br />

derzeit ein Modellprojekt mit 48<br />

Elektrotechniklehrlingen.<br />

größer. Immer schwerer ist es daher<br />

auch, qualifizierte Jugendliche<br />

zu einem Lehrberuf zu bewegen.<br />

Ich halte es für eine Aufgabe<br />

unserer Gesellschaft, junge<br />

Menschen in die Berufe zu leiten,<br />

für die sie geeignet sind.”<br />

Diese Ansprüche wurden durch<br />

das <strong>neue</strong> Modell „Lehre Plus” –<br />

Lehrabschluss mit Matura – in<br />

einen gesetzlichen Rahmen gegossen.<br />

„Wir wollen natürlich<br />

nicht, dass jetzt plötzlich jeder<br />

Lehrling die Matura macht. Aber<br />

der eine oder andere soll sich dadurch<br />

statt der BHS für die Lehre<br />

entscheiden”, so Scheichelbauer-Schuster.<br />

Überlegt wird<br />

daher eine „Zweiteilung” der<br />

Lehre: Für Jugendliche, die den<br />

Lehrabschluss mit Matura anstreben,<br />

soll die Dauer auf vier Jahre<br />

ausgedehnt werden. Der Abschluss<br />

erfolgt neben der berufsbezogenen<br />

Prüfung durch Zusatzprüfungen<br />

in den Fächern<br />

Deutsch, Mathematik und einer<br />

lebenden Fremdsprache. Geht<br />

ein Lehrling den herkömmlichen,<br />

3-jährigen Weg, ist der<br />

Erwerb der Matura auch noch<br />

im Anschlusss an die Lehrabschlussprüfung<br />

möglich – die<br />

Entscheidung zwischen den beiden<br />

Varianten bleibt dem Lehrling<br />

überlassen.<br />

Im Zuge des <strong>neue</strong>n Lehrmodells<br />

fordert Scheichelbauer-Schuster<br />

zugleich bessere Informationsarbeit<br />

an den Schulen und seriöse<br />

Eignungstests für die Jugendlichen:<br />

„Lehrer, Unternehmer<br />

und Eltern sind gefordert, Schü-<br />

In Tirol betreut Helmut Lentner derzeit 48<br />

Elektrotechniklehrlinge auf ihrem Weg zum<br />

Lehrabschluss mit Matura.<br />

ler über sämtliche Möglichkeiten<br />

aufzuklären. Im Gegenzug ist es<br />

wesentlich, dass die Stärken jedes<br />

Jugendlichen analysiert werden<br />

und bei der Entscheidung über<br />

den weiteren Weg Fachberater<br />

und Eltern miteinbezogen werden.<br />

Diese Maßnahmen halte ich<br />

für einen gangbaren Weg, das<br />

Image der Lehre deutlich aufzubessern<br />

und in weiterer Folge die<br />

Zwei-Klassen-Gesellschaft abzuschaffen.”<br />

Länderspezifisch<br />

Die Umsetzung der „Lehre<br />

Plus” variiert in den einzelnen<br />

Bundesländern.<br />

In Niederösterreich etwa erfolgt<br />

der flächendeckende Start der<br />

„Lehre Plus” am 1. Jänner 2008.<br />

Unterstützt von Wirtschaftskam-<br />

mer und dem Land NÖ<br />

steht jedem Lehrling der<br />

<strong>neue</strong> Weg offen. Die ergänzendenUnterrichtsfächer<br />

werden in ausgewählten<br />

Berufsschulen<br />

angeboten, sodass die Anreise<br />

für die Jugendlichen<br />

keine unzumutbaren Distanzen<br />

umfasst. Außerdem<br />

können Jugendliche<br />

um 28 Euro in den Berufsinformationszentren<br />

einen Eignungstest mit<br />

Fachberatung absolvieren<br />

– jedes Unternehmen<br />

kann bis zu vier Jugendliche<br />

pro Jahr kostenlos<br />

zu diesem Test schicken.<br />

In Tirol betreut Lehrlingswart<br />

Helmut Lentner<br />

derzeit 48 Elektrotechnik-Lehrlinge<br />

auf ihrem Weg zum Abschluss<br />

mit Matura. Drei Mal pro<br />

Woche besuchen die Lehrlinge<br />

die Abendschule, um den zusätzlichen<br />

Stoff zu erlernen. Lentner<br />

kann sich als Variante für die Zukunft<br />

aber auch vorstellen, dass jeder<br />

Lehrling vier Tage arbeitet<br />

und am Freitag und Samstag die<br />

Schulbank drückt. Dieses Modell<br />

wurde unter dem Arbeitstitel<br />

„Modullehre” sogar schon ein<br />

wenig weiter gedacht: Geplant ist,<br />

durch Spezialisierungsmöglichkeiten<br />

die Ausbildung stärker den<br />

Interessen des Lehrlings anzupassen<br />

– die entsprechenden Lehrpläne<br />

sind zum Teil bereits ausgearbeitet,<br />

der Start soll 2009/2010<br />

erfolgen. ■

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