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Starke Messen, neue Strategien, kreative Koops & volle Kassen - E&W

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74<br />

E-TECHNIK E&W 12/07<br />

STRAFZÖLLE FÜR CHINA-ESL<br />

Teurer Spaß?<br />

Seit dem Jahr 2001 sind aus China in den EU-Raum importierte<br />

ESL mit Antidumpingzöllen von bis zu 66,1%<br />

belegt. Eine – sowohl unter Politikern als auch Leuchtenherstellern<br />

– umstrittene Maßnahme, die im Herbst<br />

unter erneuten Querelen bis Ende 2008 verlängert<br />

wurde. Für die Kritiker steht dieser Schritt in krassem<br />

Widerspruch zu den Energiesparplänen der EU.<br />

OB DIE VERLÄNGERUNG der Einhebung<br />

von Antidumpingzöllen<br />

nun Lob oder Tadel verdient, lässt<br />

sich anhand der vorbrachten Argumente<br />

wohl keinesfalls eindeutig<br />

klären. Fest steht allerdings,<br />

dass es sich um eine äußerst<br />

kontroversielle Maßnahme<br />

handelt, der bei Für und Wider<br />

schlagkräftige Argumente anhaften.<br />

Schutz der Europäer<br />

Grundsätzlich werden Antidumpingzölle<br />

immer dann auferlegt,<br />

wenn es darum geht, den eigenen<br />

Markt vor Billigimporten<br />

aus Niedriglohnländern zu<br />

schützen. Im Fall der ESL ist dies<br />

im Jahr 2001 geschehen, um die<br />

Produkte der europäischen Lampenhersteller<br />

gegenüber den vorwiegend<br />

aus China stammenden<br />

Billig-ESL konkurrenzfähig zu<br />

halten. Aufschläge von bis zu<br />

KURZ UND BÜNDIG:<br />

Die Antidumpingzölle auf ESL<br />

aus China wurden nach heftigen<br />

Debatten bis zum Jahresende<br />

2008 verlängert.<br />

Kritiker sehen darin einen<br />

krassen Widerspruch zur<br />

Energiesparpolitik der EU.<br />

Uneinigkeit herrscht unter<br />

den Herstellern – während sich<br />

Osram für die Beibehaltung<br />

einsetzt, drängt Philips auf<br />

die Abschaffung.<br />

66,1% hatte die EU-Kommission<br />

den fernöstlichen Erzeugnissen<br />

damals auferlegt – neben China<br />

gelten die Strafzölle auch für<br />

Vietnam, Pakistan und die Philippinen.<br />

Die Frage, ob man die bis Jahresende<br />

2007 befristete Regelung<br />

auslaufen lassen oder weitere fünf<br />

Jahre verlängern sollte, spaltete in<br />

den letzten Monaten die europäische<br />

Politik. Entschieden wurde<br />

schließlich die – etwas schal anmutende<br />

– „goldene Mitte”: Die<br />

Antidumpingzölle bleiben bis<br />

Ende 2008 aufrecht, danach sollen<br />

sie keine Fortsetzung finden.<br />

Klimaschutzpolitik?<br />

Dem Schutz der europäischen<br />

Unternehmen steht die Energiesparpolitik<br />

der EU völlig entgegen:<br />

Bis zum Jahr 2020 soll der<br />

Energieverbrauch in den europäischen<br />

Staaten um 20% gesenkt<br />

werden – ein nahe liegendes und<br />

gleichfalls probates Mittel zur Erreichung<br />

dieses Zieles wäre der<br />

vermehrte Einsatz von ESL. An<br />

genau diesem Punkt setzt die Argumentation<br />

der Kritiker, denen<br />

sich auch Umweltschutzorganisationen<br />

wie der WWF angeschlossen<br />

haben, an: Der Einsatz<br />

von ESL müsse gefördert werden,<br />

durch die Strafzölle erreiche<br />

man aber das genaue Gegenteil,<br />

da die Preise dadurch unnötig in<br />

die Höhe getrieben würden. Als<br />

„protektionistisch” und „verbraucherfeindlich”<br />

wurden die<br />

„Hui oder Pfui?” – die Frage über Antidumpingzölle für ESL aus chinesischer<br />

Produktion entzweit Politik und Industrie.<br />

Antidumpingzölle dabei kritisiert,<br />

manche Gegner orteten<br />

politische Machtkämpfe, die man<br />

auf dem Rücken der Konsumenten<br />

austragen würde.<br />

Besondere Brisanz erfährt der<br />

Zwist durch den Umstand, dass<br />

alle renommierten europäischen<br />

Hersteller Produktionsstätten für<br />

ESL im asiatischen Raum besitzen<br />

und je nach Unternehmen<br />

einen mehr oder weniger großen<br />

Teil der EU-weit verkauften<br />

Produkte von dort importieren.<br />

Unterschiedliche Meinungen<br />

Ein interessanter Aspekt an der<br />

Höhe der Strafzölle ist der Zusatz<br />

„bis zu” – denn, wie ein<br />

Blick zu den Herstellern zeigt,<br />

sind nicht alle in gleichem Maß<br />

betroffen.<br />

Osram, das keine Produktion in<br />

China besitzt, bekennt sich offen<br />

für eine Beibehaltung der Strafzölle.<br />

Nicht nur aus finanzieller<br />

Sicht, da ein beträchtlicher Teil<br />

der Produktion in Europa statt-<br />

BETRÜGERN AUF DER SPUR<br />

findet, sondern auch aus umweltpolitischer<br />

Sicht. Bereits im<br />

Sommer hatte GF KR Ing. Roman<br />

Adametz auf den hohen<br />

Quecksilbergehalt und die geringe<br />

Lebensdauer der chinesischen<br />

Billigfabrikate hingewiesen.<br />

Philips hingegen tritt als vehementer<br />

Gegner der Regelung<br />

auf – schließlich produziert der<br />

niederländische Konzern einen<br />

großen Teil in China. Argumentiert<br />

wird auch damit, dass die<br />

Nachfrage durch die innereuropäische<br />

Produktion ohnehin<br />

nicht erfüllt werden könne.<br />

Gelassen sieht Megaman-Importeur<br />

Rokos das Thema, denn<br />

durch qualitätssichernde Maßnahmen<br />

in den chinesischen<br />

Produktionsstätten habe man die<br />

Strafzölle sehr gering halten können.<br />

Auch Sylvania plädiert für eine<br />

Aufhebung der Zölle: Die für jeden<br />

Hersteller unterschiedliche<br />

Höhe der Zölle sei nicht zu<br />

rechtfertigen. ■<br />

EU-weit verfolgt das Europäische Amt für Betrugsbekämpfung (OLAF) in<br />

Zusammenarbeit mit den nationalen Zollbehörden die tatsächliche Herkunft<br />

von importierten Lampen zurück. In vielen aufgedeckten Fällen von<br />

Importen chinesischer Billigprodukte wurde versucht, den Antidumpingzoll<br />

durch den Transport über Drittländer und gefälschten Dokumenten zu<br />

umgehen. Schätzungen zufolge soll sich der dadurch entstandene Steuerschaden<br />

in der gesamten EU mittlerweile auf mehr als 50 Mio Euro belaufen.<br />

Allein das Zollkriminalamt in Deutschland hat bis Ende 2006 steuerliche<br />

Nachforderungen von mehr als sieben Mio Euro ermittelt.

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