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Wenn einer eine Reise tut... - Adolf-Reichwein-Verein

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��Es geht mir wie <strong>eine</strong>m<br />

Fisch, der in s<strong>eine</strong>m<br />

Element schwimmt�� 34<br />

Die USA-<strong>Reise</strong> <strong>Adolf</strong> <strong>Reichwein</strong>s<br />

und ihr Stellenwert in s<strong><strong>eine</strong>r</strong> beruflichen<br />

Biographie<br />

Dieter Wunder<br />

I Warum fuhr <strong>Adolf</strong> <strong>Reichwein</strong> in die<br />

USA?<br />

Amerika 35 faszinierte <strong>Reichwein</strong> und<br />

<strong>Reichwein</strong> faszinierte Zuhörer und Leser<br />

mit Amerika. Die begeisterten Berichte<br />

über s<strong>eine</strong> Erzählungen von der<br />

einjährigen Amerikareise sind berühmt.<br />

36 Die packenden Geschichten<br />

der �Erlebnisse mit Tieren und Menschen.<br />

Zwischen Fairbanks, Hong-<br />

34 ��Es war ein tolles und intensives Leben<br />

und es geht mir wie <strong>eine</strong>m Fisch, der in<br />

s<strong>eine</strong>m Element schwimmt� (<strong>Adolf</strong> <strong>Reichwein</strong><br />

an Alfons Paquet auf der Rückreise<br />

von Mexiko 25. 5. 1927, s. Anhang I Nr. IX).<br />

Zu Paquet vgl. Dieter Wunder, Die Bedeutung<br />

der Marburger Studienzeit für <strong>Adolf</strong><br />

<strong>Reichwein</strong>, in: reichwein forum Nr. 14, Oktober<br />

2009, S. 27f. � Für mancherlei Hilfe<br />

bei diesem Aufsatz danke ich Ullrich Amlung.<br />

35 Amerika wird hier für USA verwandt, entsprechend<br />

dem populären wie auch <strong>Reichwein</strong>s<br />

Sprachgebrauch. Aus der Zeit vor<br />

der <strong>Reise</strong> sind k<strong>eine</strong> Texte <strong>Reichwein</strong>s zu<br />

den USA bekannt (vgl. Ullrich Amlung,<br />

<strong>Adolf</strong> <strong>Reichwein</strong> 1898-1944. Eine Personalbibliographie,<br />

Marburg 1991) � mit Ausnahme<br />

der Rezension <strong>eine</strong>s <strong>Reise</strong>berichts<br />

von Arthur Feiler, Amerika-Europa: Erfahrungen<br />

<strong><strong>eine</strong>r</strong> <strong>Reise</strong>, Frankfurt 1926 (Blätter<br />

der VHS Jena, Jg.1, 1926/27, H.1, S. 18f.).<br />

Zu berücksichtigen ist, dass <strong>Reichwein</strong>s<br />

Freund Paquet durch s<strong>eine</strong> <strong>Reise</strong> zur Weltausstellung<br />

St. Louis 1904 als Amerikaexperte<br />

galt.<br />

36 Vgl. etwa Carl Rothe, Harro Siegel, Karin<br />

Ruths-Hoffmann, Nachwort der Freunde zu<br />

<strong>Adolf</strong> <strong>Reichwein</strong>s Abenteuer mit Mensch<br />

und Tier, München 1949 (Deutsches Insti<strong>tut</strong><br />

für Internationale Pädagogische Forschung<br />

<strong>Reichwein</strong>-Archiv [hinfort RA] REICH 373);<br />

auch Harro Siegel: �Unzählig sind die Geschichten<br />

der großen <strong>Reise</strong> nach USA,<br />

China und Mexiko.� (RA REICH 377).<br />

reichwein forum Nr. 15 Juni 2010<br />

27<br />

kong, Huatusco� (1930) zeigen <strong>eine</strong>n<br />

gewandten Schriftsteller. S<strong>eine</strong> Kenntnisse<br />

über Amerika hat er insbesondere<br />

in der �Die Rohstoffwirtschaft der<br />

Erde� (1928) genutzt, in s<strong><strong>eine</strong>r</strong> populären<br />

an die Arbeiter gerichteten Schrift<br />

�Blitzlicht über Amerika� (1930) und in<br />

s<strong>eine</strong>n Aufsätzen in der �Deutschen<br />

Rundschau� (1936-1938). 37<br />

So bekannt alles zu sein scheint, bei<br />

näherem Hinsehen gibt es viele Fragen.<br />

Schon zur Entstehung der <strong>Reise</strong><br />

gibt es drei Versionen, die nicht völlig<br />

übereinstimmen und zudem Fehler<br />

enthalten. H. Siegel berichtet, <strong>Reichwein</strong><br />

habe den preußischen Kultusminister<br />

Becker im Frühjahr 1926 aufgesucht,<br />

um <strong>eine</strong>n Zuschuss zu <strong><strong>eine</strong>r</strong><br />

Forschungsreise in die USA zur Vertiefung<br />

s<strong><strong>eine</strong>r</strong> Studien über Rohstoffwirtschaft<br />

zu erhalten; vom Besuch bei<br />

Becker in Berlin bis zur Abreise seien<br />

drei Tage verflossen. 38 Otto Suhr be-<br />

37 Die �Rohstoffwirtschaft� kam bei Fischer/Jena<br />

heraus, die �Erlebnisse� und<br />

das �Blitzlicht� beim linkssozialistischen<br />

Verlag Urania/Jena (vgl. Dieter Wunder,<br />

Der Urania-Verlag Jena, in: reichwein forum<br />

Nr. 11/12, Dezember 2007/April 2008, S.<br />

67f.). In der �Deutschen Rundschau� erschienen<br />

die Aufsätze �Rohstoffe im Kräftespiel<br />

der Zeit� (62. Jg., Band 248, September<br />

1936, S. 208-219), �Umschwünge der<br />

Wirtschaft� (ebda., 63. Jg., Band 251/2, Mai<br />

1937, S.98-104) und �Amerikanischer Horizont�<br />

(ebda., Band 254, Februar 1938, S.<br />

106-114).<br />

38 Ullrich Amlung, <strong>Adolf</strong> <strong>Reichwein</strong> 1898-<br />

1944, Frankfurt 1999 [hinfort zitiert als:<br />

Amlung], S. 196f. Amlung beruft sich zu<br />

dieser Angabe auf die Nachkriegserinnerung<br />

von H. Siegel (Gabriele C. Pallat, Roland<br />

<strong>Reichwein</strong>, Lothar Kunze (Hrs.), <strong>Adolf</strong><br />

<strong>Reichwein</strong>: Pädagoge und Widerstandskämpfer,<br />

Paderborn 1999 [hinfort zitiert als<br />

Pallat], S. 319f.): �ein Gespräch mit C.H. B.<br />

- Weitergabe an den zuständigen Referenten<br />

� Aushändigung <strong>eine</strong>s Schecks noch<br />

am selben Tage, <strong>eine</strong>m Sonnabend � Besuch<br />

im Schiffahrtsbüro � alles erledigt bis<br />

zum Geschäftsschluß um 1 Uhr � ... Ausfahrt<br />

... am Montag.��� Siegel hat fast märchenhaft<br />

<strong>eine</strong> vierwöchige Ereigniskette auf<br />

drei Tage verkürzt; dies könnte aus der<br />

Kombination erzählerischer Zuspitzung<br />

durch <strong>Reichwein</strong> und ungenauer Erinne-<br />

richtet von <strong>eine</strong>m Besuch bei Becker<br />

zur Finanzierung <strong>eine</strong>s Volkshochschulheims;<br />

er sei mit <strong>eine</strong>m Stipendium<br />

zurückgekehrt. 39 Beide Male handelt<br />

es sich um nachträglich aufgeschriebene<br />

Erinnerungen der 50er<br />

Jahre, bei Siegel gebrochen durch die<br />

wiederholten Erzählungen <strong>Reichwein</strong>s,<br />

bei Suhr verwischt wegen häufiger Besuche<br />

<strong>Reichwein</strong>s bei ihm.<br />

In s<strong><strong>eine</strong>r</strong> dienstlichen Selbstdarstellung<br />

schrieb <strong>Reichwein</strong> 1933: �Nach<br />

<strong><strong>eine</strong>r</strong> mich sehr bedrückenden Katastrophe<br />

in m<strong><strong>eine</strong>r</strong> engsten Familie ...<br />

begab [ich] mich auf <strong>eine</strong> größere <strong>Reise</strong>.<br />

Das Unternehmen � zunächst aus<br />

dem Wunsch geboren, Abstand zu<br />

gewinnen und in <strong>eine</strong>m ganz neuartigen<br />

Tun Frieden zu finden � bekam<br />

unter der Hand größere Gestalt. Die<br />

Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft<br />

finanzierte mir <strong>eine</strong> <strong>Reise</strong><br />

nach Nordamerika, die dem Studium<br />

der dortigen Rohstoffwirtschaft dienen<br />

sollte. Auf diese Weise wurde mir Gelegenheit<br />

gegeben, Untersuchungen<br />

zu vertiefen, an denen ich seit Jahren<br />

als <strong>eine</strong>m Spezialgebiet arbeitete.� 40<br />

rung Siegels entstanden sein. Tatsächlich<br />

lagen vom Besuch bei Becker bis zur Abfahrt<br />

4 Wochen, wie dargstellt wird: <strong>eine</strong> erstaunlich<br />

kurze Zeit. � Auf Nachweise zu<br />

allgemein bekannten Daten aus dem Leben<br />

<strong>Reichwein</strong>s wird verzichtet; nur insoweit es<br />

um Einzelheiten geht, werde ich Amlung<br />

explizit zitieren.<br />

39 Suhr berichtet, <strong>Reichwein</strong> sei im Winter<br />

1925 nach Berlin gekommen: �als er, wie<br />

immer erfüllt mit großen Plänen, nach Berlin<br />

kam und den preußischen Kultusminister<br />

Becker zu <strong><strong>eine</strong>r</strong> Herausgabe von Mitteln zur<br />

Finanzierung <strong>eine</strong>s Volkshochschulheims in<br />

Jena bewegen wollte. Statt der Baumittel<br />

kam er mit <strong>eine</strong>m Stipendium ... wieder�<br />

(RA REICH 379). Suhr meinte entweder<br />

den Winter 1925/26 oder er hat sich im<br />

Datum getäuscht, denn er kam erst 1926<br />

von Jena nach Berlin (Henrike Hülsbergen,<br />

Otto Suhr 1894-1957. Ein politisches Leben.<br />

Ausstellung Landesarchiv Berlin 1994,<br />

S. 12).<br />

40 Pallat S. 257. Im Becker-Nachlass (GStA<br />

PK, VI. HA, Familienarchive und Nachlässe,<br />

Nachlass Carl Heinrich Becker (Depo-

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