Wenn einer eine Reise tut... - Adolf-Reichwein-Verein
Wenn einer eine Reise tut... - Adolf-Reichwein-Verein
Wenn einer eine Reise tut... - Adolf-Reichwein-Verein
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
ken und ein entsprechendes Handeln<br />
auf der Odenwaldschule m<strong><strong>eine</strong>r</strong> Zeit<br />
lernen. Durch endlose Diskussionen<br />
in diesem Soziotop, das nicht weltabgeschieden,<br />
sondern ungewöhnlich<br />
weltoffen war. Durch Diskussionen und<br />
Diskurse: ebenso kontrovers wie konstruktiv.<br />
Unter den Schülerinnen und<br />
Schülern aller Altersstufen. Unter den<br />
<strong>Adolf</strong> <strong>Reichwein</strong><br />
und der<br />
��Leuchtenburg-<br />
Kreis��<br />
Roland <strong>Reichwein</strong><br />
Durch Zufall ist mir kürzlich ein Buch in<br />
die Hand gefallen, das auf <strong>eine</strong>m flexiblen<br />
roten L<strong>eine</strong>n-Einband das Abbild<br />
<strong>eine</strong>s großen schwarzen �Reichsadlers�<br />
trägt, Ende der 1920er Jahre die<br />
Fahne des �Leuchtenburg-Kreises�,<br />
und darunter steht in großen schwarzen<br />
Lettern: �1923 � 1933 � Jugend im<br />
politischen Protest�. Auf dem inneren<br />
Deckblatt steht unter diesem Titel.<br />
�Der Leuchtenburgkreis 1923 - 1933 -<br />
1977�. Das Buch, 240 Seiten stark, erschien<br />
1977 im dipa-Verlag Frankfurt<br />
a.M. in der Reihe �Quellen und Beiträ-<br />
reichwein forum Nr. 15 Juni 2010<br />
54<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Zwischen<br />
den Schülerinnen und Schülern<br />
und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.<br />
<strong>Wenn</strong> die gegenwärtigen Schock-<br />
Wellen, ausgelöst durch den schrecklichen<br />
und verbreiteten Missbrauch,<br />
dazu führen, dass der Geist der CIVIL-<br />
COURAGE zum bestimmenden<br />
ge zur Geschichte der Jugendbewegung�<br />
als Band 19, wurde herausgegeben<br />
von Fritz Borinski, Horst Grimm,<br />
Edgar Winkler und Erich Wolf und<br />
schildert im I. Teil, in <strong>eine</strong>m großen<br />
Aufsatz von Fritz Borinski (S. 15 � 97),<br />
die Entwicklung und Geschichte des<br />
Leuchtenburg-Kreises von 1923 bis<br />
1933 und darüber hinaus. Der II. Teil<br />
(S. 98 � 170) enthält mehrseitige<br />
Rückblicke von 12 überlebenden Mitgliedern<br />
des Kreises auf verschiedene<br />
damals aktuelle Themen und Probleme<br />
des Kreises, der III. Teil (S. 171 �<br />
210) enthält Dokumente zur Geschichte<br />
des Kreises bis 1974, hauptsächlich<br />
Tagungsberichte und Rundbriefe<br />
aus den 1920er Jahren, und<br />
nachfolgend Kurzbiografien von 34,<br />
teilweise verstorbenen Mitgliedern des<br />
Kreises sowie ein Personen- und ein<br />
Sachregister.<br />
Das Buch ist für uns deshalb interessant,<br />
weil es einige Hinweise auf <strong>Adolf</strong><br />
<strong>Reichwein</strong>s Beziehung und Nähe zum<br />
Leuchtenburg-Kreis enthält, dem er jedoch<br />
nicht angehörte, (das Personenregister<br />
verzeichnet 11 Seitenverweise<br />
auf s<strong>eine</strong> Person) und weil der Aufsatz<br />
von Borinski, der <strong>eine</strong> führende Rolle<br />
in diesem Kreis spielte, <strong>eine</strong>n guten,<br />
aufschlussreichen Einblick gewährt in<br />
die politischen Diskussionen, Auseinandersetzungen<br />
und Kämpfe der bündischen,<br />
freideutschen Jugendvereinigungen<br />
in der 2. Hälfte der 1920er<br />
Jahre mit den Parteien der Weimarer<br />
Demokratie und mit dem heraufziehenden<br />
Nationalsozialismus, an denen<br />
<strong>Reichwein</strong> als Sympathisant mehr<br />
oder minder stark beteiligt war, besonders<br />
prägnant schließlich Anfang Ok-<br />
Schul-Geist und zum Geist in vielen<br />
Ecken und Winkeln und vielleicht sogar<br />
auf den Straßen und Plätzen dieser<br />
Gesellschaft wird, dann hätten wir<br />
etwas gelernt. Gelernt für <strong>eine</strong> bessere<br />
Zukunft.<br />
.<br />
tober 1932 auf der Leuchtenburg-<br />
Tagung �Mit oder gegen Marx zur<br />
deutschen Nation?�. Von daher kann<br />
man noch einmal zurückblicken auf<br />
unsere Diskussion über die Dissertation<br />
von Christine Hohmann von 2007<br />
und ein besseres, vertieftes Verständnis<br />
entwickeln für die Situation, in der<br />
sich die 20- 30 Jährigen Ende der<br />
1920er Jahre befanden, und was es<br />
mit den neuerdings sogenannten �jungen<br />
Rechten� innerhalb der Sozialdemokratie,<br />
zu denen seit 1930 auch<br />
<strong>Adolf</strong> <strong>Reichwein</strong> gehörte, auf sich<br />
hatte. Ich weise daher im Folgenden<br />
unsystematisch, eher chronologisch<br />
auf einige Tatsachen hin, über die Borinski<br />
berichtet und die mir in diesem<br />
Zusammenhang interessant ersch<strong>eine</strong>n.<br />
Fritz Borinski, geboren 1903, also fünf<br />
Jahre jünger als <strong>Adolf</strong> <strong>Reichwein</strong>, den<br />
ich noch persönlich kennen lernte,<br />
scheint mir ein seriöser, ernst zu nehmender<br />
Zeitzeuge zu sein. Er spielte,<br />
wie gesagt, <strong>eine</strong> führende Rolle im<br />
Leuchtenburg-Kreis, Genaueres erfährt<br />
man nicht, und wahrscheinlich<br />
gab es in diesem recht informellen<br />
Kreis auch k<strong>eine</strong> �Ämter� und �Führer�,<br />
sondern nur �Wortführer�, zu denen er<br />
mit zahlreichen Vorträgen und Publikationen<br />
offenbar gehörte. Von 1920 �<br />
1923 gehörte er zu den Jungdemokraten,<br />
also zum Jugendverband der<br />
Demokratischen Partei auf ihrem �freideutschen�<br />
(jugendbewegten) Flügel.<br />
1924 war er an der Gründung des<br />
Leuchtenburg-Kreises beteiligt, genannt<br />
nach <strong><strong>eine</strong>r</strong> Burg bei Jena, und<br />
zwar von Leipzig aus, wo er studierte<br />
und später Assistent von Theodor Litt