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Wenn einer eine Reise tut... - Adolf-Reichwein-Verein

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<strong>Adolf</strong> <strong>Reichwein</strong> - Mann ohne Fehler<br />

reichwein forum Nr. 15 Juni 2010<br />

Drei Kinder des Widerstandskämpfers und Pädagogen <strong>Adolf</strong><br />

<strong>Reichwein</strong> besuchen die �<strong>Adolf</strong>-<strong>Reichwein</strong>-Schule� in Heusenstamm.<br />

Von Alexandra Wassilko, Heusenstamm<br />

01. November 2009<br />

Zeitzeugen: Roland <strong>Reichwein</strong>, Renate Martin-<br />

<strong>Reichwein</strong> und Sabine <strong>Reichwein</strong> (von links) sprechen<br />

über ihren Vater.<br />

Geschichte hat bei Jugendlichen den Ruf, nicht gerade<br />

zu den spannendsten Fächern zu zählen. Am vergangenen<br />

Freitag waren in der Aula der <strong>Adolf</strong>-<br />

<strong>Reichwein</strong>-Schule allerdings weit und breit k<strong>eine</strong> gelangweilten<br />

Schüler zu sehen. Die Jahrgangsstufe 10<br />

des Gymnasiums hatte zum Abschluss der diesjährigen<br />

�<strong>Adolf</strong>-<strong>Reichwein</strong>-Projekt-tage� drei besondere Gäste<br />

eingeladen: Renate, Sabine und Roland <strong>Reichwein</strong>,<br />

drei der vier Kinder des Namensgebers, besuchten die<br />

Schule und standen den Jugendlichen in <strong>eine</strong>m Gespräch<br />

über ihren Vater Rede und Antwort.<br />

<strong>Adolf</strong> <strong>Reichwein</strong> war als Mitglied der Widerstandsgruppe<br />

�Kreisauer Kreis� am 20. Oktober 1944 hingerichtet<br />

worden. Die Gruppe rund um Helmut James<br />

Graf von Moltke hatte anfangs nicht die Absicht, <strong>eine</strong>n<br />

gewaltsamen Sturz des Nationalsozialismus herbeizuführen.<br />

Vielmehr diskutierte man, wie der deutsche<br />

62<br />

Staat nach dem Ende des Nazi-Regimes verfasst sein<br />

sollte. Der Pädagoge <strong>Reichwein</strong> war im Falle <strong>eine</strong>s erfolgreichen<br />

Umsturzes als Kultusminister vorgesehen.<br />

�Es war totenstill im Klassenzimmer�<br />

Nicht nur mit <strong>Reichwein</strong>s mutigem Einsatz als Widerstandskämpfer<br />

hatten sich die Schüler während der<br />

Projekttage befasst. Auch s<strong>eine</strong> Arbeit als Pädagoge,<br />

sein Einsatz bei den jugendbewegten �Wandervögeln�<br />

und sein Leben als Abenteurer waren wichtige Themen.<br />

�Die Kinder haben sich mit Briefen <strong>Adolf</strong> <strong>Reichwein</strong>s<br />

beschäftigt und Rollenspiele aufgeführt, um<br />

sich in diese wichtige Person hineinversetzen zu können�,<br />

erläutert Claudia Seelmann, Lehrerin und Organisatorin<br />

der Projekttage.<br />

Besonders der letzte Brief, den <strong>Adolf</strong> <strong>Reichwein</strong> vor<br />

s<strong><strong>eine</strong>r</strong> Hinrichtung an s<strong>eine</strong> älteste, damals elfjährige<br />

Tochter Renate geschrieben hat, habe die Kinder sehr<br />

bewegt. �Es war totenstill im Klassenzimmer, während<br />

wir den Brief gelesen haben�, erzählt Tim, der mit s<strong><strong>eine</strong>r</strong><br />

Klasse an den Projekttagen teilgenommen hat.<br />

Sehr große Fußstapfen<br />

�Diesen letzten Brief habe ich nach Vaters Tod so oft<br />

gelesen, dass ich ihn auswendig kannte�, erinnerte<br />

sich Renate <strong>Reichwein</strong>. Ihr Vater bat sie darin, immer<br />

nett zu den Großeltern zu sein und etwas öfter das<br />

Geigenspielen zu üben. Besonders der letzte Satz beschreibt<br />

laut der Tochter den Charakter ihres Vaters<br />

sehr gut: �Sei hilfsbereit, wo immer du Gelegenheit<br />

dazu hast.�<br />

Sabine <strong>Reichwein</strong>, das jüngste der vier Geschwister,<br />

ist dem Beispiel ihres Vaters gefolgt und selbst Lehrerin<br />

geworden. �Manchmal waren die Fußstapfen, die<br />

unser Vater hinterließ, sehr groß, und als Jugendliche<br />

war es schwer, Selbstbewusstsein aufzubauen und<br />

den eigenen Weg zu gehen�, erzählte die 68 Jahre alt<br />

Frau. Sie sehe in ihrem Vater nicht den Helden, wie<br />

dies andere täten. �Ich sehe in ihm lieber das Vorbild.�<br />

So hält es auch der 16 Jahre alte Tim: �<strong>Adolf</strong> <strong>Reichwein</strong><br />

war ein sehr mutiger Mann. Es gibt vieles, was<br />

wir von ihm lernen können.� Während der Projekttage<br />

hätten s<strong>eine</strong> Mitschüler und er begriffen, wie wichtig<br />

es sei, den eigenen Standpunkt zu äußern und im<br />

Notfall auch zu verteidigen. Er sei stolz, <strong>eine</strong> nach <strong>eine</strong>m<br />

Widerstandskämpfer benannte Schule zu besuchen.

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