Wenn einer eine Reise tut... - Adolf-Reichwein-Verein
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dessen relativ glücklicher Ausgang<br />
mich nur weiter angespornt hat durchzuhalten.<br />
Ich glaube jetzt schon sagen zu dürfen,<br />
obwohl ich kaum selbst in der Lage<br />
bin die eigenen Notizen zu übersehen<br />
und das gesammelte Material<br />
schon zu sichten, dass die Ergebnisse<br />
der <strong>Reise</strong> die Fortsetzung trotz der<br />
entstandenen Schwierigkeiten rechtfertigen<br />
werden. Ich darf mich der<br />
freundlichen Einladung in Berlin erinnern,<br />
mich im Falle entstehender<br />
Schwierigkeiten an die Notgemeinschaft<br />
zu wenden. Ich habe es erst<br />
nach langem Zögern getan, da ich<br />
weiß, wie Sie in Anspruch genommen<br />
sind; aber jetzt muß ich es tun.<br />
Ich wäre sehr zu Dank verpflichtet,<br />
wenn Sie etwa $ 100 telegraphisch<br />
nach Salt Lake City (Utah), General<br />
Delivery 177 senden würden, und den<br />
Rest (nach dortigem Ermessen) c/o<br />
German Consulate General, San<br />
Francisco (Cal.), durch Briefbestellung.<br />
178<br />
Von vornherein wusste ich, dass es<br />
gewagt sei die räumlich groß geplante<br />
<strong>Reise</strong> mit $ 1100 zu wagen, trotz aller<br />
persönlichen Einschränkungen, aber<br />
jetzt übersehe ich, dass es möglich<br />
sein wird, dies zu tun, d.h. in 6 Monaten<br />
die <strong>Verein</strong>igten Staaten und Mexiko<br />
unter dem Ihnen bekannten Gesichtspunkt<br />
zu bereisen, wenn mir <strong>eine</strong><br />
zweite Ergänzungssumme in der oben<br />
angegebenen Höhe zur Verfügung<br />
steht. Besonders dankbar wäre ich<br />
auch, wenn Sie mir nach San Francisco<br />
kurz Ihre persönliche Meinung dazu<br />
mitteilen möchten.<br />
177 Der Plan wurde nicht verwirklicht, das<br />
Geld nicht abgeholt, s. Schreiben Disconto-<br />
Ges. 29.11. (BArch wie Anm. 50).<br />
178 Mit Brief vom 15. Oktober an den<br />
�Hochgeehrten Herr Doktor!� übersandte v.<br />
S. (also v. Schweinitz) <strong>eine</strong> weitere �Beihilfe�(!)<br />
von 1000 RM, und zwar $ 100 nach<br />
Salt Lake City, den Rest von $ 138 nach<br />
San Francisco, und zwar als weiteren Zuschuss,<br />
nicht als Vorschuss; <strong>eine</strong> nochmalige<br />
Erhöhung käme jedoch nicht in Betracht.<br />
Vgl. a. telegrafische Anweisung<br />
15.10. nach Salt Lake City 100 $ sowie<br />
Wertbrief nach San Francisco 14.10. über<br />
138 $. � Die tatsächliche Auszahlung erfolgte<br />
am 23. 11. in Seattle über 1000 M:<br />
Quittung <strong>Reichwein</strong> (BArch wie Anm. 50).<br />
reichwein forum Nr. 15 Juni 2010<br />
43<br />
In ausgezeichneter Hochachtung mit<br />
besten Grüßen ergebenst <strong>Adolf</strong><br />
<strong>Reichwein</strong>.<br />
Nr. IV 179<br />
Nächste Adresse: c/o German Consulate<br />
General San Francisco/Cal.<br />
U.S.<br />
Billings/Montana 22.Okt 1926 [Bleistift]<br />
M<strong>eine</strong> Lieben/<br />
Ich bin im Begriffe die Mountains dicht<br />
bei der kanadischen Grenze zu überqueren;<br />
die höchsten Pässe sind etwa<br />
3000 m hoch. Ich hoffe, dass nicht zuviel<br />
Schnee und Kälte da ist. Es ist ein<br />
wunderschönes Land hier in den Bergen,<br />
und <strong>eine</strong> sehr interessante Situation<br />
vom wirtschaftlichen Standpunkte:<br />
Farmen unter sehr schwierigen Umständen.<br />
Kupferbergbau und Schmelze,<br />
elektrische Wasserkraftanlagen.<br />
Sehr viel interessante Dinge, Erlebnisse<br />
liegen hinter mir. Es gibt viel zu erzählen,<br />
wenn ich wiederkomme. Hier<br />
habt Ihr wieder ein paar Bilder, die<br />
zum Teil von mir stammen, od. die<br />
man mir z. T. in der Great Northern<br />
plains field Station (<strong><strong>eine</strong>r</strong> großen landwirtsch.<br />
Versuchsstation) geschenkt<br />
hat, Karten Bilder habe ich zurückbehalten,<br />
da ich sie evtl. für <strong>eine</strong>n Artikel<br />
über die Prairie verwenden will.<br />
Gestern habe ich <strong>eine</strong>m Indianer ein<br />
paar schöne Mokassins aus weichstem<br />
Leder mit Perlen (Glas natürlich)<br />
besetzt, abgekauft.<br />
Lebt alle Wohl Euer <strong>Adolf</strong><br />
Das was die Bilder zeigen, habe ich<br />
selbst alles gesehen. Gebt die Bilder<br />
bitte auf d. alten Weg weiter<br />
Nr. V<br />
[ohne Briefkopf] Seattle/ 9. Dez.<br />
Sehr verehrter Herr von Schweinitz/<br />
Ich bin überzeugt, daß Sie persönlich<br />
bei der Bewilligung dieser zweiten<br />
Summe mitgewirkt haben und möchte<br />
Ihnen sehr dafür danken. Ich bin mir<br />
gewiß, daß die <strong>Reise</strong> gut zu Ende geführt<br />
werden kann. Sie wird länger<br />
dauern als ich ursprünglich selbst erwartet<br />
habe; aber die zu studierenden<br />
Dinge verlangen oft ein Verweilen am<br />
gleichen Ort für wenigstens ein paar<br />
179 RA REICH 74 Bl. 34.<br />
Tage. Eine sehr wichtige Erfahrung<br />
habe ich gemacht: dass man eigentlich<br />
solche � oft recht abenteuerliche �<br />
<strong>Reise</strong> nicht allein machen sollte; ein<br />
guter Kamerad wäre oft recht von Nöten.<br />
Ich glaube diese Erfahrung wird sich<br />
noch vertiefen, wenn ich nach Mexiko<br />
komme.<br />
Ich glaube das eigenartige m<strong><strong>eine</strong>r</strong><br />
<strong>Reise</strong>methode ist, daß ich das Auto<br />
wirklich benutze, die Menschen selbst<br />
bei der Arbeit zu studieren, ihren Willen<br />
kennen zu lernen, und zu sehen<br />
mit welchen Mitteln sie versuchen ihn<br />
zu realisieren. Oft sind die geeignetsten<br />
Objekte dieses Studiums nicht die<br />
fertigen großen Industriezentren, wo<br />
gewöhnlich der Fremde hängen bleibt,<br />
sondern gerade die �starter�, die Anfänger,<br />
die in den Bergen versuchen<br />
fündig zu werden für Silber und Mangan<br />
und oft sehr erfinderische Köpfe<br />
sind. Oder die Anfänger im cattlefarming,<br />
u.s.w.<br />
Ich hoffe, wieder aus Kalifornien zu<br />
schreiben (und ganz gewiß ohne finanzielle<br />
Wünsche!)<br />
Inzwischen in vorzüglicher Hochachtung<br />
Ihr ergebener <strong>Reichwein</strong><br />
[NG Vermerk:] vS 13.1.<br />
Da fällt mir gerade ein Bildchen in die<br />
Hände: kam damals gerad von <strong>eine</strong>m<br />
�round up� mit den Cowboys zurück; in<br />
der Bitter Root Range, Westmontana.<br />
Nr. VI<br />
[ohne Briefkopf] Seattle/Wash./9. Dez.<br />
1926 [Eingangsstempel:] Notgemeinschaft<br />
27. Dez. 1926<br />
An die Notgemeinschaft der deutschen<br />
Wissenschaft. Berlin<br />
Ich bin leider heute erst in der Lage,<br />
auf Ihr Schreiben vom 15. Okt. zu antworten,<br />
da mein <strong>Reise</strong>plan unterwegs<br />
einige Änderungen erfahren hat und<br />
so der Rest des Geldes und Ihr Brief<br />
erst vor einigen Tagen, als ich von<br />
Alaska zurückkam, in m<strong>eine</strong> Hände<br />
gelangte. Ich bin der Notgemeinschaft<br />
für diesen zweiten Zuschuß von 1000<br />
M sehr zu Dank verpflichtet, da er mir<br />
in der Tat die restliche Durchführung<br />
der <strong>Reise</strong> erst möglich macht.<br />
Seit m<strong>eine</strong>m Brief vom 19. Sept. habe<br />
ich folgende Staaten bereist: