Wenn einer eine Reise tut... - Adolf-Reichwein-Verein
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ungsmaterial, um sich mit Entstehen,<br />
Erscheinungsbild und Ende der Nazi-<br />
Diktatur auseinanderzusetzen, beziehungsweise<br />
auch als Mensch des 21.<br />
Jahrhunderts <strong><strong>eine</strong>r</strong>seits das Ausmaß<br />
der Verführungskraft dieses Regimes<br />
und andererseits das s<strong><strong>eine</strong>r</strong> Verbrechen<br />
zu erahnen.<br />
Die Schule<br />
Rund 25 Mitglieder hatten sich zur Tagung<br />
angemeldet, die mit <strong>eine</strong>m Begrüßungsabend<br />
in der <strong>Adolf</strong>-<br />
<strong>Reichwein</strong>-Schule begann.<br />
Naht man sich dem knallroten Gebäude<br />
am Schleifweg in dem Wissen,<br />
dass hier irgendwo <strong>eine</strong> Schule stehen<br />
soll, dann mutet dieses Haus gewöhnungsbedürftig<br />
an. In <strong><strong>eine</strong>r</strong> Stadtlandschaft,<br />
die man eher als �Industriegebiet�<br />
empfindet, steht ein modern wirkender<br />
Kasten in den Dimensionen <strong>eine</strong>s<br />
Fabrikgebäudes des frühen 20.<br />
Jahrhunderts, ähnlich benachbarten<br />
Gebäuden, die jedoch ihre historische<br />
Herkunft deutlicher zeigen. In der Tat<br />
diente das Schulgebäude vor s<strong><strong>eine</strong>r</strong><br />
pädagogischen Nutzung zuletzt als<br />
Lagerhaus der Lebensmittelkette<br />
�Konsum�. Seit Ende 2007 beherbergt<br />
es aber 350 Schüler und Schülerinnen<br />
der <strong>Adolf</strong>-<strong>Reichwein</strong>-Schule, <strong><strong>eine</strong>r</strong> privaten,<br />
staatlich genehmigten Ganztagsrealschule.<br />
Über 100 Jahre alte<br />
Industriearchitektur, behutsam geglättet<br />
und ergänzt und so dem Bauhaus-<br />
reichwein forum Nr. 15 Juni 2010<br />
4<br />
stil in s<strong><strong>eine</strong>r</strong> schlichten und klaren Linienführung<br />
nachempfunden.<br />
Wer das Gebäude betritt, ist aber dann<br />
schon im Eingangsbereich beeindruckt<br />
von der Helligkeit und Weite dieses<br />
über zwei Etagen reichenden Raums,<br />
in lichten Farben gehalten, einladend,<br />
gepflegt, begrünt und vorzüglich möbliert<br />
� ganz und gar nicht schultypisch.<br />
Hier ist auch die schuleigene<br />
Küche untergebracht, der Mensa-<br />
Bereich für die Schulverpflegung, und<br />
hier kann man - wie der <strong>Adolf</strong>-<br />
<strong>Reichwein</strong>-<strong>Verein</strong> - auch tagen oder<br />
sich in <strong>eine</strong>m anderen Bereich zu Diskussionen<br />
oder Projektpräsentationen<br />
zusammensetzen.<br />
Der neue Bau mit <strong><strong>eine</strong>r</strong> Nutzfläche von<br />
über 3500 Quadratmetern bietet genügend<br />
Raum für das pädagogische<br />
Konzept der Schule: Neben den Klassenräumen<br />
finden auch Werkstatt,<br />
Spielezimmer, Schülercafé, Lehrküche,<br />
Bewegungsraum, Bibliothek, Probenraum,<br />
Experimentierzimmer, Töpferstudio,<br />
Textilstudio, Künstler-Atelier<br />
und ein kl<strong><strong>eine</strong>r</strong> Streichelzoo ihren<br />
Platz, in den Fluren setzen Farben<br />
starke Akzente. Garten und Pausengelände<br />
laden die Schüler zum Gärtnern,<br />
Ausruhen oder Austoben ein, die<br />
Lehrkräfte können sich in der Fitness-<br />
Oase gleich im Nebengebäude austoben.<br />
Überflüssig, zu erwähnen, dass<br />
sich weit und breit weder lieblos angeklebte<br />
oder halb abgerissene Zettel<br />
noch Graffiti finden lassen.<br />
Ein kl<strong>eine</strong>s Schlaglicht auf das Angebot<br />
dieser Schule lässt ein Konzept<br />
erahnen, das ihrem Namensgeber zur<br />
Ehre gereicht:<br />
Die Schule arbeitet derzeit täglich<br />
mindestens von 8.00 Uhr bis 16.15<br />
Uhr mit Frühstück und Zusatzangebot<br />
am Nachmittag nach 16.15 Uhr.<br />
Sie beschäftigt <strong>eine</strong>n eigenen Koch<br />
und vier Küchenfrauen, die täglich<br />
nach aktuellsten Ernährungskonzepten<br />
frische Speisen bereiten.<br />
Es werden statt Hausaufgaben Arbeitsaufträge<br />
gestellt, von den Fachlehrern<br />
in die Trainings-, Übungs- und<br />
Vertiefungsstunden integriert, von ihnen<br />
betreut und kontrolliert.<br />
Der Schultag ist rhythmisiert, das<br />
heißt, Unterricht, Übung, Entspannung,<br />
Anstrengung und Muße lösen<br />
sich ab (Konzept Fritz Klatt!). Zwischen<br />
Vormittag und Nachmittag wird<br />
dabei nicht unterschieden. Jedes<br />
Schuljahr wird in Jahres-Themenkreise<br />
eingeteilt, in denen fächerübergreifend<br />
gearbeitet wird. An der <strong>Adolf</strong>-<br />
<strong>Reichwein</strong>-Schule ist das freizeitpädagogische<br />
Angebot mit Handwerk,<br />
Sport, Kunst und Musik vielfältig und<br />
anspruchsvoll. Es wird in Pflicht- und<br />
Wahlfächern jeweils für ein Schuljahr<br />
erstellt und auf die Bedürfnisse der<br />
Kinder abgestimmt. Das Schulkonzept<br />
ist projekt- und vorhabenorientiert, d.h.<br />
Projektarbeit ist hier nicht das mühsam<br />
erstrittene und störende Zusatzangebot<br />
zum staatlich verordneten Lehrplan,<br />
sondern Normalität.<br />
Dass diese Privatschule ganz andere<br />
Welten repräsentiert, als die normale<br />
staatliche Regelschule, wird deutlich.<br />
Das hat allerdings auch s<strong>eine</strong>n Preis:<br />
300 � pro Schüler sind monatlich an<br />
Schulgeld zu zahlen. Eine Schule für<br />
die Kinder der �Reichen� oder <strong>eine</strong><br />
Schule für Elternhäuser, denen die<br />
Bildung ihrer Kinder etwas wert ist?<br />
�Wir haben und wollen Kinder aus allen<br />
Einkommensschichten.� Einen<br />
Rolls Royce habe er an s<strong><strong>eine</strong>r</strong> Schule<br />
noch nicht vorfahren sehen, sagt Gerhard<br />
Helgert, Vorsitzender des Schulvereins.