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DIE SPIRITUELLE SEITE 15./16. Juni 2013 / Nr. 24<br />
WORTE DER HEILIGEN:<br />
PAULINUS VON NOLA<br />
„Alles<br />
stammt<br />
von Gott“<br />
Heiliger der Woche<br />
Paulinus von Nola<br />
geboren: um 355 in Aquitanien<br />
gestorben: 22. Juni 431 in Nola<br />
Gedenktag: 22. Juni<br />
Paulinus gehörte der Senatsaristokratie an. Seine<br />
Familie war sehr begütert, er selbst bekleidete verschiedene<br />
staatliche Ämter.<br />
Nach Begegnungen mit Ambrosius und Martin von<br />
Tours ließ er sich taufen. Als sein Sohn starb, wandte<br />
er sich dem Mönchtum zu. Zwar war Paulinus verheiratet,<br />
lebte fortan aber enthaltsam. Er gründete<br />
in Nola eine asketische Priestergemeinschaft und<br />
wurde schließlich zum Bischof von Nola gewählt.<br />
Von ihm sind etwa 50 Briefe an bedeutende Persönlichkeiten<br />
seiner Zeit und Gedichte erhalten, die im<br />
Versmaß von Hexametern abgefasst sind. Mitte des<br />
theologischen und spirituellen Denkens ist für ihn<br />
Christus.<br />
red<br />
Paulinus von Nola schreibt: „Wenn Gott<br />
die ganze Welt, die er gegründet hat,<br />
auch regiert, an welchem Ort oder über<br />
welche Kreatur werden dann ‚Zufall‘, ‚Schicksal‘<br />
oder ‚Glück‘ herrschen? … Es sind leere<br />
Namen, nicht solche von Geistern oder körperlichen<br />
Gegenständen, die geeignet wären,<br />
Ereignisse zu vollbringen oder zu bezeichnen.<br />
Denn ‚Glück‘ ist ja die Vokabel eines unsicheren<br />
Menschen, ‚Schicksal‘ ein Ausdruck<br />
eines Hellsehers, und ‚Zufall‘ bezeichnet das,<br />
was jemandem zufällt oder was vorfällt. Ja,<br />
vielmehr wollen wir – Vernunft und Wahrheit<br />
lehren es – alle Werke Gottes, in denen wir<br />
uns aufhalten und deren Teil wir sind, und alle<br />
seine Gaben, durch die wir in der Unsicherheit<br />
dieses zerbrechlichen und nichtigen Lebens gelenkt<br />
und bewahrt werden, ihm selbst zuschreiben,<br />
und in nichts wollen wir uns seiner Macht<br />
Paulinus von Nola finde ich gut …<br />
durch unseren Irrtum entziehen, denn, ob wir<br />
wollen oder nicht, er selbst ist unser und aller<br />
Dinge Schöpfer und Gott.“<br />
Paulinus fährt fort: „Und weil er, insofern er<br />
Güte, Weisheit und Ursprung der Vernunft ist,<br />
nichts ohne Vernunft festgesetzt und als Gegenstand<br />
seiner Güte geschaffen hat, wollen wir gerade<br />
alles, was wir sind, für ihn verwenden; und<br />
wir wollen uns bemühen, zu lernen, und dafür<br />
sorgen, zu tun, was ihm gefällt. Dann werden<br />
wir geläuterten Sinnes klarer sehen und begreifen:<br />
Es ist die Wahrheit, dass alles, was ist, von<br />
Gott stammt und dass daraus folgt, dass alle<br />
Taten Gottes sehr schön sind und dass nicht<br />
schlecht sein kann, was einen guten Urheber<br />
hat. Er bereitet alles in der Welt für unseren<br />
Nutzen vor und vollbringt es zu unserem Vorteil;<br />
und so hat er das Werk dieses Universums<br />
eingerichtet, dass er das eine zum Dienst, das<br />
andere zur Beunruhigung und wieder anderes<br />
zur Herrschaft geschaffen hat.“<br />
Der Heilige führt weiter aus: „Deshalb<br />
herrschen wir Menschen über die körperlichen<br />
und tierischen Naturgebilde durch den Verstand.<br />
Aber damit wir uns nicht gerade durch<br />
die Ungebundenheit unserer Macht vernichten,<br />
werden wir zu unserem Vorteil durch feindliche<br />
Geister von Dämonen oder Schwierigkeiten<br />
unserer Aufgaben oder oft Bewegungen der Elemente<br />
selbst in Unruhe versetzt, offensichtlich<br />
um, aufgerüttelt von Sorgen, zu Klugheit und<br />
Gottesfurcht (Ps 111,10; Sir 1,16) angetrieben<br />
zu werden. Ihr gegenüber macht uns die Sicherheit<br />
nachlässig, die uns gegenüber dem ewigen<br />
Herrn dankbarer machen müsste.“<br />
Abt em. Emmeram Kränkl;<br />
Fotos: KNA; Album/Prisma/akg<br />
Zum Buch „Worte der Heiligen“ von Altabt E. Kränkl<br />
Zitate<br />
von Paulinus von Nola<br />
„Er hat keine theologischen Abhandlungen<br />
geschrieben, sondern seine<br />
Dichtungen und die umfassende<br />
Briefsammlung sind reich an gelebter<br />
Theologie, durchdrungen vom Wort<br />
Gottes, das beständig erforscht wird,<br />
als Licht für das Leben … Das Zeugnis<br />
des heiligen Paulinus von Nola hilft<br />
uns, die Kirche zu spüren, so wie das<br />
Zweite Vatikanische Konzil sie uns<br />
darstellt, als Sakrament der innigsten<br />
Vereinigung mit Gott und somit der<br />
Einheit von uns allen und schließlich<br />
der ganzen Menschheit (vgl. Lumen<br />
Gentium, 1).“<br />
Papst em. Benedikt XVI. in der<br />
Generalaudienz am 12. Dezember<br />
2007<br />
„Der Mensch ohne Christus ist Staub und Schatten.“<br />
„Für mich ist der Glaube die einzige Kunst,<br />
und Christus ist meine Dichtung.“<br />
„Der Verzicht auf weltliche Güter, die in dieser Welt besessen werden,<br />
oder ihr Verkauf stellt nicht das Ende,<br />
sondern erst den Beginn des Laufs im Stadion dar;<br />
er ist, um es einmal so zu sagen, nicht das Ziel, sondern der Start.<br />
Der Athlet gewinnt nicht, wenn er sich entkleidet,<br />
denn er legt seine Kleider ja gerade deswegen ab,<br />
um mit dem Kampf zu beginnen, während er erst dann würdig ist,<br />
als Sieger gekrönt zu werden, wenn er gebührend gekämpft hat.“<br />
„Es ist nicht verwunderlich, dass wir, auch wenn wir weit voneinander<br />
entfernt sind, einander nahe sind und uns kennen, ohne einander je kennengelernt<br />
zu haben, denn wir sind Glieder eines einzigen Leibes, wir haben<br />
ein einziges Haupt, wir sind von einer einzigen Gnade überfl utet, wir leben<br />
von einem Brot, wir folgen einem Weg, wir wohnen im selben Haus.“<br />
(aus einem Brief an Augustinus)