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15./16. Juni 2013 / Nr. 24 LEBEN AUS DEM GLAUBEN<br />
Das sind die Angebote im Bistum<br />
<strong>Augsburg</strong> zum Jahr des Glaubens:<br />
Jahr des Glaubens<br />
Kurzkatechese von Weihbischof em. Josef Grünwald, <strong>Augsburg</strong><br />
36. Ich glaube, dass Jesus Christus<br />
der Richter der Lebenden und der Toten ist<br />
Im „Jahr des Glaubens“<br />
hat Papst Benedikt XVI.<br />
die Bischöfe in aller<br />
Welt aufgerufen,<br />
Katechesen zu den<br />
wesentlichen Inhalten<br />
unseres Glaubens zu<br />
geben. Wir haben<br />
Bischöfe aus dem<br />
gesamten deutschen<br />
Sprachraum eingeladen,<br />
unseren Lesern ein<br />
Bekenntnis ihres<br />
Glaubens zu schenken.<br />
Fotos: Fotolia, Zoepf<br />
Wer schon einmal in Rom in die Sixtinische Kapelle gelangen<br />
konnte, stand tief beeindruckt vor Michelangelos<br />
Wandfresko des Jüngsten Gerichtes. Mit seinen künstlerischen<br />
Gestaltungsformen hat er ins Bild gesetzt, was<br />
wir im Credo der heiligen Messe bekennen: Er, der auferstandene<br />
und erhöhte Herr, „wird wiederkommen in<br />
Herrlichkeit, zu richten die Lebenden und die Toten“.<br />
In Ohnmacht kam Jesus, der Sohn Gottes, in diese<br />
Welt. Dass er am Ende der Tage wiederkommen wird<br />
in Herrlichkeit, um Gericht zu halten über diese Welt,<br />
ist Urbestand der christlichen Verkündigung. So sagte<br />
zum Beispiel Petrus bei der Taufe des römischen Hauptmannes<br />
Cornelius und dessen Gefolge in Cäsarea: „Er<br />
[d.h. der Auferstandene] hat uns geboten, dem Volk zu<br />
verkünden und zu bezeugen: Das ist der von Gott eingesetzte<br />
Richter der Lebenden und der Toten“ (Apg 10,42).<br />
Auch das Alte Testament weiß um das Gericht Gottes, so<br />
heißt es im Psalm 96,13: „Er richtet den Erdkreis gerecht<br />
und die Nationen nach seiner Treue.“ Nach Joh 5,22 hat<br />
der Vater das Gericht ganz dem Sohn übergeben.<br />
In „Gaudium et spes“ (N. 45) lesen wir: „Der Herr<br />
ist das Ziel der menschlichen Geschichte. Ihn hat<br />
der Vater von den Toten auferweckt, erhöht<br />
und zu seiner Rechten gesetzt; ihn hat er zum<br />
Richter der Lebendigen und Toten bestellt.“<br />
Für die urchristliche Gemeinde war die Frage<br />
nach dem Wann des Geschehens, also nach<br />
der Wiederkunft des Herrn, eine sehr existentielle.<br />
Sie sah in Kreuz und Auferstehung<br />
Jesu den Beginn der Endereignisse<br />
und lebte so zunächst in<br />
einer intensiven Naherwartung<br />
der Wiederkunft Christi. In<br />
1 Thess 5,1 ff schreibt Paulus:<br />
„Über Zeit und Stunde,<br />
Brüder, brauche ich euch<br />
nicht zu schreiben. Ihr selbst<br />
wisst genau, dass der Tag des<br />
Herrn kommt wie ein Dieb<br />
in der Nacht … Darum wollen<br />
wir nicht schlafen, wie die anderen,<br />
sondern wach und nüchtern sein.“<br />
Nachdem dieses bevorstehend geglaubte Ereignis ausblieb,<br />
trat die Naherwartung der Wiederkunft des Herrn<br />
mehr und mehr zurück. So lesen wir im 2. Petrusbrief<br />
(2 Petr 3,9): „Der Herr zögert nicht mit der Erfüllung<br />
der Verheißung, wie einige meinen …; er ist nur geduldig<br />
mit euch, weil er nicht will, dass jemand zugrunde<br />
geht, sondern dass alle sich bekehren.“ Bis zur Wiederkunft<br />
des Herrn soll überall dann aber das Evangelium<br />
verkündet werden, damit die Menschen Gott erkennen,<br />
der sich in seinem Sohn Jesus Christus geoffenbart hat.<br />
Auf sein Wort gilt es zu hören und es im Leben zu verwirklichen.<br />
Denn er hat uns ein Beispiel gegeben, das uns verpflichtet.<br />
Es beinhaltet die Kriterien, die am Ende unseres<br />
Lebens eine Rolle spielen, wenn wir uns vor dem<br />
göttlichen Richter verantworten müssen. Deutlich<br />
kommt dies in der Gerichtsrede Jesu bei Matthäus (25)<br />
zum Ausdruck; es gilt vom Weltgericht des Menschensohnes<br />
ebenso aber für die Rechenschaftsablegung jedes<br />
einzelnen: „Was ihr für einen meiner geringsten Brüder<br />
getan habt, das habt ihr mir getan. Was ihr für einen<br />
dieser Geringsten nicht getan habt, das habt ihr<br />
auch mir nicht getan.“ Von dieser unserer persönlichen<br />
Verantwortung gilt: „Wir alle müssen<br />
vor dem Richterstuhl Christi offenbar werden,<br />
damit jeder seinen Lohn empfängt für das Gute<br />
oder Böse, das er im irdischen Leben getan hat“<br />
(2 Kor 5,10). Dies in der kirchlichen Verkündigung<br />
immer wieder zur Sprache bringen<br />
bedeutet nicht, eine Angst machende<br />
Drohbotschaft zu verkünden, ganz<br />
im Gegenteil. Denn: Es heißt zwar<br />
(Jak 2,13): „Das Gericht ist erbarmungslos<br />
gegen den, der kein<br />
Erbarmen gezeigt hat.“ Doch:<br />
„Barmherzigkeit aber triumphiert<br />
über das Gericht.“ Lasst<br />
uns also leben in der Hoffnung<br />
auf seine Barmherzigkeit.<br />
Josef Grünwald,<br />
emeritierter Weihbischof von <strong>Augsburg</strong><br />
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