Create successful ePaper yourself
Turn your PDF publications into a flip-book with our unique Google optimized e-Paper software.
DIE WOCHE 15./16. Juni 2013 / Nr. 24<br />
Historisches & Namen der Woche<br />
Die Kubakrise 1962 – hier das Zusammentreffen eines sowjetischen Atom-Frachters<br />
mit einem US-Marineschiff – brachte die Idee des „heißen Drahts“ zwischen Moskau<br />
und Washington hervor. Er wurde am 20. Juni 1963 beschlossen. Foto: Keystone<br />
Vor 50 Jahren<br />
Der „heiße Draht“ wird 50<br />
Beinahe-Katastrophe in der Kuba-Krise gab Anstoß zur<br />
Direkt-Verbindung zwischen Moskau und Washington<br />
Der Mann hatte es extrem eilig: In<br />
Rekordzeit raste sein Wagen durch<br />
den Moskauer Sonntagsverkehr,<br />
von der Datscha Nikita Chruschtschows<br />
zum Sendezentrum von<br />
Radio Moskau. Dort stürmte der für<br />
Medien zuständige ZK-Sekretär Leonid<br />
Iljitschow in den Lift, welcher<br />
sich auch in Gang setzte – doch<br />
dann plötzlich steckenblieb. Und<br />
sonntags war der Hausmeister nicht<br />
erreichbar! Dabei hing von der Ausstrahlung<br />
der Botschaft, welche<br />
Iljitschow bei sich trug, vermutlich<br />
das Überleben der Menschheit ab.<br />
Es war der 28. Oktober 1962, der<br />
Höhepunkt der Kubakrise. Soeben<br />
hatte der sowjetische Botschafter in<br />
Washington, Anatoli F. Dobrynin, den<br />
Bericht seiner hochdramatischen Geheimunterredung<br />
mit Bobby Kennedy<br />
nach Moskau telegrafiert: Die Zeit<br />
laufe allen Beteiligten davon, es gebe<br />
nur noch eine allerletzte Chance. John<br />
F. Kennedy biete Chruschtschow einen<br />
Deal an, doch dieser müsse unverzüglich<br />
seine Bereitschaft erklären, die<br />
Atomraketen auf Kuba abzuziehen.<br />
Sonst sei eine Bombardierung der Insel<br />
unvermeidbar, ein nuklearer Weltkrieg<br />
kaum mehr zu stoppen.<br />
Inzwischen war auch Chruschtschow<br />
zur Einigung bereit. Doch nun schienen<br />
die beiden mächtigsten Männer<br />
der Welt zum Opfer der Kommunikationstechnik<br />
zu werden: Es gab<br />
keine Direktverbindung per Telefon<br />
oder Telex zwischen Kreml und Weißem<br />
Haus. Die schnellste Alternative<br />
war eine Rundfunkbotschaft, was zu<br />
Iljitschows „Gefangenschaft“ im Aufzug<br />
führte und zu seinem Versuch, die<br />
Manuskriptseiten durch den Türschlitz<br />
zu schieben – zum Glück setzte sich<br />
der Lift wieder in Bewegung.<br />
Die Panne mit beinahe schrecklichen<br />
Folgen war die Geburtsstunde des<br />
„heißen Drahtes“ zwischen den Regierungen<br />
der Supermächte. Am 20. Juni<br />
1963 einigten sie sich in Genf auf die<br />
Einrichtung der Exklusivverbindung.<br />
Den ersten Kriseneinsatz erlebte der<br />
heiße Draht während des Sechstagekrieges:<br />
Am 5. Juni 1967 schockte der<br />
Kreml Präsident Lyndon B. Johnson mit<br />
der Warnung, wenn Israels Truppen<br />
auf dem Weg nach Damaskus nicht<br />
gestoppt würden, würde die UdSSR an<br />
der Seite Syriens intervenieren.<br />
Der Griff zum „Roten Telefon“ ist ein<br />
Mythos: Der heiße Draht umfasste<br />
niemals eine Audioverbindung, vielmehr<br />
wurden verschlüsselte Texte<br />
durch Fernschreiber versandt.<br />
Unter Ronald Reagan wurde 1983/84<br />
eine schnelle Faxverbindung etabliert,<br />
wodurch auch Handschriftliches direkt<br />
übermittelt werden konnte. Heute läuft<br />
die Kommunikation über E-Mail. Wenn<br />
sich Barack Obama und Wladimir Putin<br />
anrufen, ist das nicht automatisch ein<br />
Gespräch über den „heißen Draht“.<br />
Dieser wurde auch in der weniger<br />
entspannten Vergangenheit nur sehr<br />
selten benutzt. Doch es war üblich,<br />
das Funktionieren des Systems durch<br />
tägliche Testbotschaften zu bestätigen.<br />
Die Operatoren verfielen auf die<br />
Praxis, sich Gedichte, Kurzgeschichten<br />
oder andere Texte zuzusenden. So<br />
entstand gleichsam ein höchst exklusiver<br />
Kulturkanal zwischen dem Weißen<br />
Haus und dem Kreml.<br />
Michael Schmid<br />
16. Juni<br />
Benno von Meißen, Luitgard, Maria<br />
Theresia Scherer, Quirinus<br />
Am 16. Juni 1963, vor einem halben<br />
Jahrhundert, startete die 26-jährige<br />
Russin Valentina Tereschkowa<br />
als erste Frau ins Weltall. Sie befand<br />
sich an Bord des sowjetischen<br />
Raumschiffes „Wostok VI“.<br />
17. Juni<br />
Euphemia, Rainer von Pisa, Adolf von<br />
Utrecht, Ramwold von Regensburg<br />
Am 17. Juni 1953 weitete sich der<br />
Streik gegen die Arbeitsnormenerhöhung<br />
in Ostberlin zu einem<br />
landesweiten Volksaufstand gegen<br />
das kommunistische Regime aus.<br />
Sowjetische Truppen schlugen den<br />
Volksaufstand vor 60 Jahren gewaltsam<br />
nieder. Bis zur Wiedervereinigung<br />
wurde in der Bundesrepublik<br />
am 17. Juni der „Tag der deutschen<br />
Einheit“ gefeiert.<br />
18. Juni<br />
Elisabeth von Schönau, Gregor von<br />
Barbarigo, Maria Dolorosa von Brabant<br />
Vor 30 Jahren, am 18. Juni 1983,<br />
startete erstmals eine amerikanische<br />
Astronautin ins Weltall. Es war dies<br />
die Physikerin Sally Ride, die sich in<br />
der US-Weltraumfähre „Challenger“<br />
befand.<br />
19. Juni<br />
Juliana, Rasso von Andechs, Romuald,<br />
Gervasius und Protasius<br />
Vor 75 Jahren, am 19. Juni 1938,<br />
wurde der österreichische Fernseh-<br />
Moderator Karl Moik in Linz geboren.<br />
Einem Millionenpublikum<br />
ist er unvergessen durch den „Musikantenstadl“.<br />
20. Juni<br />
Margarete Ebner, Adalbert von Magdeburg<br />
Ulrich Mühe würde an diesem Tag<br />
seinen 60. Geburtstag feiern. Der<br />
2007 verstorbene deutsche Schauspieler<br />
erlangte unter anderem<br />
durch seine oscargekrönte Rolle in<br />
„Das Leben der Anderen“ große Bekanntheit.<br />
21. Juni<br />
Aloisius Gonzaga, Alban, Engelmund,<br />
Radulf<br />
Papst Paul VI.<br />
wurde am 21.<br />
Juni 1963 zum<br />
Nachfolger von<br />
Johannes XXIII.<br />
gewählt. Kardinal<br />
Giovanni Battista<br />
Montini hatte<br />
zuvor als Erzbischof von Mailand<br />
gewirkt.<br />
22. Juni<br />
Thomas Morus, John Fischer, Eberhard,<br />
Christina, Paulinus von Nola<br />
Vor 80 Jahren, am 22. Juni 1933,<br />
wurde die Sozialdemokratische Partei<br />
Deutschlands von den herrschenden<br />
Nationalsozialisten verboten.<br />
Ihre Parteiführer wurden teils verhaftet,<br />
teils konnten sie emigrieren.<br />
Zusammengestellt von Agnes Neumann;<br />
Fotos: KNA<br />
Vor 60 Jahren,<br />
am 17. Juni 1953,<br />
erfuhren die streikenden<br />
Arbeiter in<br />
Ost-Berlin im Detail,<br />
was es mit ihrem<br />
„Arbeiter- und<br />
Bauernstaat“ auf<br />
sich hat. Die Sowjets<br />
schlugen den<br />
Aufstand, an dessen<br />
Jahrtag später in der<br />
Bundesrepublik der<br />
„Tag der deutschen<br />
Einheit“ gefeiert<br />
wurde, mit militärischer<br />
Gewalt nieder.<br />
Das Foto zeigt<br />
aufgebrachte Bürger<br />
beim Anstehen für<br />
Lebensmittel.<br />
Foto: Keystone