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SWISS Magazine November 2015

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Sie sind ja trotzdem viel unterwegs.<br />

Ich bin immer viel gereist. Früher für meine<br />

Auslandreportagen, jetzt zur Recherche<br />

für meine Bücher, für Lesungen und<br />

auch privat.<br />

Lieben Sie Italien?<br />

Ja. Ich bin hier sehr warm empfangen worden<br />

und ich würde nur ungern auf die<br />

Herzlichkeit der Italiener verzichten.<br />

Ihr Spezialgebiet zeigt allerdings eine<br />

unschöne Seite Italiens. Wie sind Sie auf<br />

die Mafia gekommen?<br />

Anfangs war ich ein Opfer der Mafiafolklore,<br />

eigentlich seit ich als Teenager den<br />

«Paten» gelesen habe. Mit 20 bin ich nach<br />

Corleone gefahren, ohne auch nur das Geringste<br />

über Italien zu wissen. Die Reise<br />

war enttäuschend, denn nichts, was im<br />

Buch stand, war vor Ort zu sehen. Das<br />

Thema hat mich trotzdem nicht losgelassen,<br />

1989 schrieb ich meine erste Reportage<br />

über Palermo.<br />

Ihre Bücher über die Mafia haben für<br />

Wirbel gesorgt. Hatten Sie keine Angst?<br />

Natürlich gab es Momente, in denen ich<br />

Angst hatte. Aber irgendwann beschliesst<br />

man, sich davon frei zu machen. Ohne selber<br />

erlebt zu haben, wie es ist, bedroht, belogen<br />

und fallengelassen zu werden, hätte<br />

ich den ersten Vitale-Roman nicht schreiben<br />

können.<br />

Wer hat für Serena Vitale Modell<br />

gestanden?<br />

Sie entspringt meiner Fantasie. Ursprünglich<br />

war mein Protagonist männlich, ein<br />

Staatsanwalt. Doch er geriet zu heroisch,<br />

das gefiel mir nicht. Also habe ich ihn in<br />

eine Frau verwandelt, in die ich mich besser<br />

hineindenken kann, inklusive ihrer<br />

weiblichen Schwächen. Nun schlussfolgern<br />

viele, Serena Vitale sei Petra Reski.<br />

Damit muss ich leben. Sie hat ein paar<br />

Kleinigkeiten mit mir gemein, etwa die<br />

blondierten Haare.<br />

Stimmt, was Serena Vitales Friseur beim<br />

Haarefärben sagt: «Du wirst sehen, dein<br />

Leben wird danach ein anderes sein?»<br />

Absolut! Blond ist keine Haarfarbe, sondern<br />

eine Lebenseinstellung, ich kann das<br />

Blondieren nur empfehlen! Man wird als<br />

Frau ja oft unterschätzt und als Blon dine<br />

erst recht. Ich finde, das ist das Beste, was<br />

einem passieren kann.·<br />

How do you like Italy?<br />

I’ve been made to feel incredibly welcome<br />

here. And I would hate not to have this Italian<br />

warmth around me.<br />

Your writing today tends to focus on a<br />

less appealing aspect of Italian life. What<br />

prompted you to write about the Mafia?<br />

I’d been into the whole Mafia lore ever since<br />

I’d read “The Godfather” in my teens. When<br />

I was 20, I went to Corleone, without a clue<br />

about Italy. It was a big disappointment –<br />

nothing like the book at all. But I was still<br />

intrigued by the whole Mafia thing. And,<br />

in 1989, I wrote my first reportage about<br />

Palermo.<br />

Your non-fiction books about the Mafia<br />

have caused quite a stir. Have you never<br />

been afraid of the reaction you might get?<br />

I did have a few fearful moments, yes. But<br />

at some point you just decide to get over all<br />

that. And ac tually, if I hadn’t experienced<br />

myself what it’s like to be threatened, lied<br />

to and let down, I could never have written<br />

my first Vitale book.<br />

Who is Serena Vitale modelled on?<br />

She’s my invention. She started out as a<br />

man. But this male state prosecutor got a bit<br />

too heroic, and I didn’t like that. So I turned<br />

him into a woman – someone whose head I<br />

can get into more, including her feminine<br />

weaknesses. A lot of people do tend to assume<br />

that Serena Vitale is Petra Reski.<br />

That’s something I just have to live with.<br />

And she does have a few things in common<br />

with me – like the bleached blonde hair.<br />

When Serena gets her hair bleached, her<br />

hairdresser says to her: “You’ll see,<br />

your life will be different now.” Can you<br />

verify that?<br />

Absolutely! Blonde isn’t a hair colour, it’s an<br />

attitude to life. And it’s one I can only recommend.<br />

Women are often underestimated,<br />

blondes even more so. And I think that’s<br />

the best thing that can happen to you.·<br />

Petra Reski’s new novel,<br />

“Die Gesichter der Toten”<br />

Information<br />

Petra Reski (* 1958) ist<br />

in Kamen im Ruhrgebiet<br />

aufgewachsen. Sie studierte<br />

Romanistik und<br />

Sozialwissenschaften in<br />

Münster, Paris und Trier<br />

und besuchte danach<br />

die Journalistenschule in<br />

Hamburg. 1998 lernte<br />

sie ihren Mann kennen,<br />

zwei Jahre später zog sie<br />

nach Venedig. Petra Reski<br />

hat zahlreiche Romane<br />

und Sachbücher veröffentlicht,<br />

darunter «Mafia.<br />

Von Paten, Pizzerien<br />

und falschen Priestern»,<br />

«Der Italiener an meiner<br />

Seite» und den ersten<br />

Serena-Vitale-Krimi<br />

«Palermo Connection».<br />

Petra Reskis literarische<br />

und journalistische<br />

Arbeiten wurden mit<br />

mehreren Preisen ausgezeichnet.<br />

Petra Reskis neuer Roman<br />

«Die Gesichter der Toten»<br />

ist am 14. September<br />

bei Hoffmann und Campe<br />

erschienen.<br />

Petra Reski was born in<br />

1958 and grew up in the<br />

town of Kamen in the Ruhr<br />

region of Germany. She<br />

studied Romance lan ­<br />

gua ges and social sciences<br />

in Münster, Paris and Trier,<br />

and went on to attend journalism<br />

school in Hamburg.<br />

She met her future husband<br />

in 1998, and moved<br />

to Venice two years later.<br />

Petra Reski has written<br />

books of both fiction and<br />

non-fiction, including<br />

“The Honoured Society:<br />

The Secret History of Italy’s<br />

Most Powerful Mafia”,<br />

“Der Italiener an meiner<br />

Seite” (“The Italian by My<br />

Side”) and her first Serena<br />

Vitale crime novel,<br />

“Palermo Connection”.<br />

She has won numerous<br />

awards over the years<br />

for both her journalism<br />

and her literary works.<br />

Petra Reski’s new novel,<br />

“Die Gesichter der Toten”<br />

(“The Faces of the Dead”)<br />

has been published by<br />

Hoffmann und Campe on<br />

14 September.<br />

petrareski.com<br />

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