(Stand: 25. Juli 2007) ANDERSON, Michael Alan ... - Universität Wien

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MEDIEVAL & RENAISSANCE MUSIC CONFERENCE 2007 – WIEN, 7.-11. AUGUST ABSTRACTS deemed most delicate to the palate. Among Renaissance theorists, Burzio and Bonaventura mentioned the pleasures of moderate eating as propounded by Aristotle, and the delights inherent in subtle foods as discussed in Celsus’s De medicina. Gaffurio compared consonances to medicaments resulted from accurate dosage of commixed simple medicines; and Salinas likened the “clean ears” of a good musician to the “delicate palate” of a master cook. � � FLORJANC, Ivan (Universität Ljubljana) Gallus – der Humanist amat Venerem, cur? Donnerstag/Thursday, 9.8., 17.30 Uhr, KuGe, SR 1 Der slowenische Komponist der Renaissancezeit Jacobus Handl – Gallus dictus Carniolus erfreut sich einer immer größer werdenden Aufmerksamkeit. Auch wenn wir ihn gerne mit Palestrina, Lasso und anderen Zeitgenossen vergleichen, so ist er eine eigene und atypische Schöpferpersönlichkeit. Wer war Gallus und wo hat seine Musik ihren Ursprung? Was haben seine Motetten und Messen so besonders eigenes an sich? Warum wehrt er sich, seine Madrigale als Madrigale zu bezeichnen? All das sind nur einige brennende Fragen. Antworten darauf sind nur beim Autor selbst und im engsten Umfeld des Schöpfers zu finden. Wenn wir den Schaffensweg des Komponisten rückverfolgen, stoßen wir auf eine beträchtliche Anzahl von bedeutsamen Musikwerken mit ethisch-philosophischem Inhalt, die vom Komponisten mit Absicht als Harmoniae morales bezeichnet werden. Der Bedeutungs- und Aussagezusammenhang zwischen Wort und Musik, der in diesen „Madrigalen” lebt, versetzt uns in ein breiteres Begriffsfeld des Zusammenhanges zwischen logos und Harmonie. Beide Begriffe – logos und Harmonie – führen uns in den inneren Kern der gedanklichen und musikalischen Inspiration des Komponisten. Sie führen uns aber auch in die begriffliche Heimat mit klassischer Philologie durchdrungener Humanisten zur Zeit des Kaisers Rudolf II. aus Prag. Die Humanisten insbesondere aber Gallus leben noch die Musik als allumfassendes Bindeglied innerhalb des Denksystems artes liberales. Musik als Harmonia stellt für Gallus zugleich auch die Brücke zwischen Sakralem und Profanem, zwischen „dem Chor und dem Forum“ dar. Der Gleichklang zwischen den Beiden kommt sehr schön im slowenischen Wort „svet“ zum Ausdruck, das in Bedeutungsnuancen weder die (lateinischen) Verunreinigungen einer Holocaust- noch einer dualistischen Kultur zum Inhalt hat. Hier haben – sehr wahrscheinlich – das in sich geschlossene Begriffsverständnis und das subtile Gefühl des Komponisten für die Ethik ihren Ursprung. Auf diesem Weg ist es möglich einer Antwort auf bisher ungelöste Fragen zu begegnen, wie zum Beispiel: Warum Moralia und nicht Madrigal? Und warum langte der fromme Gallus nicht nach der Musikform des madrigale spirituale? Und ähnliches. Das lebenslustige spitzbübische Madrigal Gallus amat Venerem ist in Wahrheit sehr paradigmatisch. Die Schlüsselbegriffe der Humanisten logos und harmonia machen bereits in diesem Madrigal eine Begegnung mit einer reichen artifiziellen Symbolik möglich, die in allen Musikwerken von Gallus vorhanden ist. Wir dürfen nicht vergessen, dass Harmoniae ein beliebter Ausdruck von Gallus auch zur Benennung von seinen geistreichen Motetten ist. (Übers. Ch. Gotthardt) - 34 -
MEDIEVAL & RENAISSANCE MUSIC CONFERENCE 2007 – WIEN, 7.-11. AUGUST ABSTRACTS FUHRMANN, WOLFGANG � � Pathosformeln um 1500 Donnerstag/Thursday, 9.8., 9.15 Uhr, MuWi, HS 1 Oft kann man in Darstellungen der Musikgeschichte lesen, dass die Musik um 1500 in den Werken Josquins Desprez’ und seiner Zeitgenossen eine neue Expressivität im Wort- Ton-Verhältnis erreicht habe. Der Versuch, die musikalischen Mittel dieser Expressivität zu benennen, erschöpft sich freilich meistens in der Rückprojektion von musiktheoretischen Ansätzen späterer Zeit – etwa der beliebten musikalisch-rhetorischen Figuren. Dass die Komponisten um 1500 Quintilian oder Cicero studierten, um neue musikalische Ausdrucksmöglichkeiten zu entdecken, ist aber bis heute nicht bewiesen worden – ganz abgesehen davon, dass es bildungssoziologisch äußerst unwahrscheinlich erscheint (vgl. Honey Meconi, „Does Imitatio Exist?,“ in Journal of Musicology 12 [1994]). Hier soll hingegen eine empirische Ausdrucksanalyse senza Burmeister versucht werden – eine Klassifizierung bestimmter kompositorischer Mittel der Affektdarstellung und -intensivierung in Werken von Josquin (z. B. Nymphes, nappés, Miserere mei, Stabat mater), La Rue und anderer. Ziel ist nicht etwa, der Rhetorik zu entkommen oder sie zu hintergehen – als ob das möglich wäre – sondern einen unverstellten, unbefangeneren Blick auf die Möglichkeiten einer wahrhaft musikalischen Expressivität zu finden. � � GABRIËLS, Nele (Katholieke Universiteit Leuven, Alamire Foundation) From Owner to Scribe: Towards a Reconsideration of Zeghere van Male and his Partbooks (Cambrai, Médiathèque Municipale MSS 125-8) Donnerstag/Thursday, 9.8., 16.30 Uhr, MuWi, HS 1 Dated in Bruges, 1542, the songbook of Zeghere van Male (Cambrai, Médiathèque Municipale MSS 125-8) is especially well-known for its excellent state of preservation and its highly original illuminations. While Zeghere van Male has generally been accepted as its first owner on the basis of the title pages, the question as to who compiled and wrote down this extensive music collection has not been fully addressed. The inscription ‘gh’ has attracted attention as a scribal signature, more precisely as the abbreviation of a name, possibly Gheerardt van Weert (bass singer in St Jacob’s church ca. 1525) or Gheerkin de Hondt (sangmeester in the same church till 1539). Neither of these hypotheses has however been argued convincingly. This paper will present the first results of a palaeographic analysis of the manuscript. It will propose Zeghere van Male not as the commissioner, but rather as the scribe of the books. This reconsideration of the Bruges merchant’s role in the making of his songbook provides a valuable addition to our understanding of bourgeois musical life during an age when printed music books were becoming the norm. � � - 35 -
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