(Stand: 25. Juli 2007) ANDERSON, Michael Alan ... - Universität Wien
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MEDIEVAL & RENAISSANCE MUSIC CONFERENCE <strong>2007</strong> – WIEN, 7.-11. AUGUST ABSTRACTS<br />
mahl Landgraf Ludwig erzogen. Nach dessen frühem Tod wandte sie sich, dem Vorbild<br />
des hl. Franziskus folgend, ganz der Armenfürsorge zu und starb, entkräftet und erschöpft,<br />
mit nur 24 Jahren. Bereits 1235 wurde sie heilig gesprochen und ihr Kult verbreitet<br />
sich über ganz Europa. Die ungemeine Popularität, die Elisabeth von Thüringen nach ihrer<br />
Kanonisation erfuhr, lässt sich auch auf musikalischem Gebiet nachweisen. Zumindest<br />
eines der noch im 13. Jahrhundert zu ihrer Verehrung geschaffenen Reimoffizien, „Letare<br />
Germania“, weist eine breite handschriftliche Quellenlage und Rezeptionsgeschichte auf.<br />
Genauere Erkenntnisse zur Entstehung, zur Verbreitung und zum musikalischen Stil des<br />
Offiziums fehlen allerdings weitestgehend. Eine genauere Untersuchung der verschiedenen<br />
Redaktionsformen und der Stilistik des Offiziums muss die Rolle vor allem des Deutschen<br />
Ordens bei der musikalisch-dichterischen Elisabeth-Verehrung sowie andere Offizien<br />
in den Blick nehmen. Dies erlauben u.a. die in der Württembergischen Landesbibliothek<br />
Stuttgart aufbewahrten und bisher kaum beachteten, frühen Quellen zur Liturgie des<br />
Deutschen Ordens. Obwohl sich eine genaue Identifizierung von Autor und/oder Komponist<br />
des Offiziums nicht durchführen lässt, sind enge Verbindungen zum Deutschen<br />
Orden anzunehmen, da dieser den Kult Elisabeths über seine Niederlassung in Marburg<br />
besonders förderte. Eine Analyse des Offiziums zeigt, dass es unter dem Eindruck der<br />
feierlichen Translatio der Gebeine Elisabeths 1236 entstanden sein muss, bei der u.a. Kaiser<br />
Friedrich II. persönlich anwesend war. Für die handschriftliche Überlieferung sind weiterhin<br />
die wohl ältesten neumierten Quellen – jeweils Einzelblätter – aus den Stiften<br />
Kremsmünster und St. Florian heranzuziehen.<br />
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MOTNIK, Marko (<strong>Universität</strong> für Musik und Darstellende Kunst <strong>Wien</strong>)<br />
Die Motette Surge, propera, amica mea von Iacobus Handl-Gallus und ihre Bearbeitungen<br />
von Sixt Kargel und Blasius Amon<br />
Donnerstag/Thursday, 9.8., 18.00 Uhr, KuGe, SR 1<br />
Im Jahr 1590 ist bei Georg Nigrin in Prag der vierte und gleichzeitig der letzte Teil der<br />
Motettensammlung Opus Musicum von Iacobus Handl-Gallus erschienen, in dem eine<br />
vier- und eine achtstimmige Motette über die Verse des Hohen Liedes Surge, propera, amica<br />
mea enthalten sind. In den beiden Motetten verarbeitete Handl-Gallus ein verwandtes<br />
motivisches Material. Bereits 1586 publizierte Sixt Kargel, der bischöfliche Lautenist in<br />
Straßburg, eine Lautenintavolierung der vierstimmigen Motette Surge, propera von Handl-<br />
Gallus in seinem Lautenbuch viler Newerleßner fleissiger schöner Lautenstücke. Ebenso vor der<br />
Drucklegung des Opus Musicum IV ist 1588 bei <strong>Michael</strong> Apffl in <strong>Wien</strong> in der Sammlung<br />
Missae qvatvor vocibvs des Tiroler Komponisten Blasius Amon eine Missa super Surge propera<br />
erschienen. Diese beiden Werke, in welchen die Motette von Handl-Gallus auf völlig<br />
unterschiedliche Weisen verarbeitet wird, sind von der Forschung bisher kaum beachtet<br />
worden. Während die Missa von Amon von einer beachtlichen Souveränität des Komponisten<br />
zeugt, ist die Lautenintavolierung von Kargel äußerst fehlerhaft und von geringem<br />
künstlerischen Wert. Womöglich beeinflusste die korrupte Fassung der Surge, propera von<br />
Kargel die Erlassung des kaiserlichen Privilegs im Jahr 1587, mit welchem die Werke von<br />
Iacobus Handl-Gallus und die Wiedergabe ihrer Teile ohne die Erlaubnis des Autors untersagt<br />
wurden. Obwohl es kaum möglich ist zu eruieren, zu welchem Zeitpunkt Kargel<br />
und Amon mit der Motette in Berührung kamen, sind ihre Bearbeitungen wertvolle<br />
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