(Stand: 25. Juli 2007) ANDERSON, Michael Alan ... - Universität Wien
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MEDIEVAL & RENAISSANCE MUSIC CONFERENCE <strong>2007</strong> – WIEN, 7.-11. AUGUST ABSTRACTS<br />
first responsory for matins, and this answers several of the questions that Baroffio raised<br />
about the nature of the office itself.<br />
The paper will also offer the liturgical context and the performance traditions that<br />
govern Du Fay’s motet Fulgens iubar ecclesiae dei, his last isorhythmic motet and the only<br />
one he wrote for Cambrai.<br />
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RAUSCH, Alexander (Kommission für Musikforschung, Österr. Akademie d. Wissenschaften)<br />
„Einfache Mehrstimmigkeit“ des Spätmittelalters in österreichischen Klöstern: Medialität<br />
zwischen Schriftlichkeit und Mündlichkeit<br />
Donnerstag/Thursday, 9.8., 16.00 Uhr, KuGe, SR 3<br />
Kaum ein Korpus innerhalb der Musik des Spätmittelalters wurde von der Forschung so<br />
unterschiedlich bewertet wie die sog. einfache, nichtmensurale Mehrstimmigkeit („simple<br />
polyphony“). Neuere Erkenntnisse ziehen die Einschätzung dieses Repertoires als archaisch,<br />
peripher und primitiv in Zweifel. Versucht man, die meist zweistimmigen Sätze<br />
(Kyrietropen, Sequenzen, Lektionen, Benedicamus domino etc.), wie sie auch in österreichischen<br />
Klöstern bzw. in <strong>Wien</strong>er Handschriften breit gestreut überliefert sind, unter dem<br />
Aspekt ihrer Medialität zu analysieren, erschließen sich überraschende strukturelle und<br />
funktionale Perspektiven.<br />
Zwischen mündlichen und schriftlichen Repräsentationsformen vermittelt die spezifische<br />
Klanglichkeit dieser Gesänge, changierend zwischen Improvisation und res facta.<br />
Jenseits von Klangschritt- oder Kontrapunktregeln stellt sich die feierliche liturgische<br />
Ausführung des cantus planus als theoriefern dar. Das improvisatorische Element zeigt sich<br />
auch in der für uns unscharfen vertikalen Koordination der Stimmen.<br />
Das für uns Fremde, z.B. die Quintenparallelen, erlaubt unter Berücksichtigung der<br />
medialen Funktionen einen Zugang zur zeitgenössischen Wahrnehmung: Zu fragen wäre,<br />
ob die Quinten- und Oktavparallelen überhaupt als solche reflektiert wurden. In jenen<br />
Beispielen, die dem Discantussatz ähneln, richtet sich die Aufmerksamkeit eher auf den<br />
liturgischen Text als auf die rudimentäre Stimmführung oder das asketische Klangbewusstsein.<br />
So mag das Eingeständnis des Suger von St.-Denis besonders für die einfache<br />
Mehrstimmigkeit gelten: „Quia sicut voluimus non potuimus, quam melius potuimus,<br />
voluimus.“<br />
Neben Klanglichkeit, Vokalität und Registerwechsel hatte die Textverständlichkeit<br />
(Mündlichkeit) eine intendierte kommunikative Funktion. Ein Vergleich mit anderen<br />
Formen des 15. Jahrhunderts, die ebenfalls kommunikative Kanäle öffnen (Fauxbourdon,<br />
cantus coronatus), erweist die satztechnische Simplizität der usuellen Mehrstimmigkeit<br />
(alles Kategorien, die kaum adäquat sein dürften), aber auch deren komplexe Transmedialität,<br />
die sich in den verschiedenen Notationssystemen manifestiert.<br />
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