(Stand: 25. Juli 2007) ANDERSON, Michael Alan ... - Universität Wien
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MEDIEVAL & RENAISSANCE MUSIC CONFERENCE <strong>2007</strong> – WIEN, 7.-11. AUGUST ABSTRACTS<br />
tet, or better: how those purposes may most appropriately and usefully be characterized.<br />
This paper will use examples drawn mainly from two German motet collections<br />
(the Liber selectarum cantionum of 1520 and the manuscript partbooks Zwickau 81/2) to examine<br />
the idea of how form/function and style/rhetoric may be understood to interact in<br />
a state of (usually) productive tension, while also casting a glimpse at how these and other<br />
similar – often very heterogeneous – collections have been viewed by scholars and historians.<br />
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WIESENFELDT, Christiane (Brahms-Institut Musikhochschule Lübeck)<br />
„Missa antiqua“, Sonderfall oder doch „Spiritus Rector“? Josquin Deprez’ „Missa de<br />
Beata Virgine“ in ihrem Kontext<br />
Samstag/Saturday, 11.8., 9.45 Uhr, MuWi, HS 1<br />
Josquins im dritten und letzten Messenbuch von Petrucci 1514 gedruckte Missa de Beata<br />
Virgine zählt zu den bedeutendsten Messkompositionen des beginnenden 16. Jahrhunderts.<br />
Spätestens seitdem Heinrich Glarean das Werk 1547 als „perfectissimum corpus“ rühmte<br />
und damit allen zeitgenössischen Messen überordnete, gilt ihr Kunstrang als unbestritten.<br />
Obwohl die Ursachen des Kunstranges dieser satztechnisch höchst anspruchsvollen, umfassend<br />
rezipierten und mit fast 900 Mensuraltakten längsten Josquin-Messe heute in groben<br />
Zügen geklärt sind, herrscht noch immer Uneinigkeit über die Position des Werkes<br />
im Kontext der zeitgenössischen Messtradition. Verwirrung stiftete hier besonders die<br />
Form der Messe, die als Choralordinarium auf Modus- wie Vorlageneinheit verzichtet<br />
und so, im Gegensatz zum seinerzeit dominierenden Typus der Cantus-Firmus-Messe,<br />
sämtliche Voraussetzungen zur Zyklusbildung vermeidet. In der Annahme, eine derart<br />
unzeitgemäße Formenwahl könne für ein Spätwerk – Josquin verstarb 1521 – nicht in Frage<br />
kommen, wurde etwa versucht, den Entstehungszeitpunkt zu hinterfragen oder die<br />
Messe als rein liturgische Gebrauchs- oder Auftragsmusik fern jedes Gattungsanspruches<br />
zu begreifen. Andernorts erhielt die Messe schlichtweg das Etikett des Problem- oder<br />
Sonderfalls.<br />
Auf der Basis einer eingehenden Analyse des Werkes sowie seiner Kontexte widmet<br />
sich der Vortrag dem Versuch, die Messe und ihre Form neuen Interpretationsansätzen<br />
zugänglich zu machen. Eine große Rolle spielt hier die im weiteren Verlauf des 16. Jahrhunderts<br />
immens wachsende Zahl an Beata-Virgine-Messen, die – ob absichtsvoll oder<br />
nicht – auf das Josquin-Modell rekurrieren. Dieser sich abseits der Gattungstradition etablierende<br />
Parallelstrang von Choralordinarien macht deutlich, dass Josquins Missa de Beata<br />
Virgine nicht als Ausnahmeerscheinung, sondern ganz im Gegenteil als Impulsgeber einer<br />
Messengruppe zu verstehen ist – ein Impulsgeber, dessen Wirkmächtigkeit womöglich in<br />
eben jenen „problematischen“ kompositorischen Fragestellungen zu suchen ist.<br />
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