(Stand: 25. Juli 2007) ANDERSON, Michael Alan ... - Universität Wien
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MEDIEVAL & RENAISSANCE MUSIC CONFERENCE <strong>2007</strong> – WIEN, 7.-11. AUGUST ABSTRACTS<br />
der, die ihm im Manuskript Oxford bod. 213 zugeschrieben sind, sind alle unica und leiden<br />
offensichtlich unter Kopiefehlern im poetischen und musikalischen Text. Die moderne<br />
Ausgabe von Gilbert Reaney (CMM 11,3) trägt zu weiterer Verwirrung bei, insbesondere<br />
wegen Fehlern in der Textunterlegung. Ich werde meiner Analyse daher eigene Übertragungen<br />
zugrundelegen. Im ersten Viertel des fünfzehnten Jahrhundert bildet sich ein musikalischer<br />
Stil aus, der unter anderem durch einen ziemlich einfachen Rhythmus und eine<br />
klare Gliederung charakterisiert werden kann. Im Gegensatz zu der Produktion der sogenannten<br />
,,Durchgangskomponisten”, wie Baude Cordier, Johannes Cesaris oder Gilet Velut,<br />
welche von der Ars subtilior ererbte Eigenschaften aufweist, zeigen die Chansons Loquevilles<br />
eine große strukturelle und stilistische Homogenität untereinander und erinnern<br />
durch bestimmte Aspekte in der Behandlung des Kontrapunkts an das profane Schaffen<br />
des jungen Dufay.<br />
Die Analyse wird sich zunächst auf die Eigenschaften des ,,neuen Stils”, wie man sie<br />
in den Chansons von Loqueville wiederfindet, zuwenden und mit den Verbindungen beschäftigen,<br />
die diese mit dem Stil der profanen Werke von Gilles Binchois und Guillaume<br />
Dufay zeigen. Sie wird danach einige kontrapunktische Besonderheiten Loquevilles hervorheben<br />
und sie mit der mittelalterlichen Theorie des Kontrapunkts, insbesondere jener<br />
von Prosdocimus de Beldomandis, konfrontieren.<br />
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LINDMAYR-BRANDL, Andrea (Institut für Kunst-, Musik- und Tanzwissenschaft,<br />
<strong>Universität</strong> Salzburg)<br />
Ein Rätselkanon Ludwig Senfls. Des Rätsels Lösung?<br />
Mittwoch/Wednesday, 8.8., 11.45 Uhr, MuWi, HS 1<br />
Dieser Beitrag ist eigentlich ein Postscriptum zu meinem Vortrag Der „Liber selectarum<br />
cantionum“ (Augsburg 1520) als Dokument des deutschen Humanismus, den ich vor zwei Jahren<br />
im Rahmen der DiDo-Ringvorlesungen zu den <strong>Wien</strong>er Quellen der älteren Musikgeschichte<br />
am selben Ort gehalten habe. Damals habe ich Senfls Rätselkanon Salve sancta<br />
parens, der den umfangreichen Motettenband abschließt, zwar kurz angesprochen, aber<br />
nicht wirklich gewürdigt. Das soll nun nachgeholt werden.<br />
Ausgangspunkt wird der umfangreiche Aufsatz von Dieter Haberl sein, der 2004 im<br />
Neuen Musikwissenschaftlichen Jahrbuch erschienen ist. Haberl legt detailreich alle Facetten<br />
von Kanonkomposition im Allgemeinen und den bereits bestehenden Auflösungen<br />
des Senflschen Kanons im Besonderen dar. Er präsentiert aber auch eine eigene neue Interpretation<br />
und deutet diese mithilfe von Gematrie, indem er Buchstaben mit Zahlen<br />
verquickt. Besonders die letzten beiden Punkte werde ich einer kritischen Analyse unterziehen,<br />
indem ich zunächst auf die Besonderheit des Kanons gegenüber anderen verschlüsselten<br />
Kompositionen der Zeit hinweise. Vergleichbar mit den schwarz gedruckten<br />
Lamentationen, den in Kreuzform gedruckten Motetten oder schachbrettartig angelegten<br />
Kompositionen, steht hier vor allem der graphische Aspekt der Notation im Vordergrund,<br />
dem eine eigene Ästhetik zukommt. Mit Mathematik verbindet sich die Eleganz der Auflösung,<br />
das intellektuelle Spiel, gleich einem Sudoku.<br />
Nachdem ich eine verbesserte Lösung des Kanons vorschlage, die der optischen Präsenz<br />
besser entspricht, sollen auch die von Haberl ausgearbeiteten Zahlenspielereien in<br />
ihrer Basis, ihrer Bedeutung, in ihrem Zusammenhang mit der Titelseite und der Interpre-<br />
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