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vgbe energy journal 7 (2022) - International Journal for Generation and Storage of Electricity and Heat

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News from Science & Research<br />

Wird ein Elektro-Auto aufgeladen, steigt<br />

die Ladeanzeige anfangs schnell, zum<br />

Schluss aber deutlich langsamer. „Das ist<br />

wie beim Einräumen eines Schranks: Am<br />

Anfang ist es einfach, Gegenstände in den<br />

Schrank zu stellen, aber je voller er wird,<br />

desto mehr muss man sich anstrengen, einen<br />

freien Platz zu finden“, erklärt Dr. Anatoliy<br />

Senyshyn von der Forschungs-Neutronenquelle<br />

Heinz Maier-Leibnitz (FRM II)<br />

der TUM.<br />

Wie die innere Struktur einer Batterie vor<br />

und nach dem Laden aussieht, ist bereits<br />

bekannt. Ein Forschungs-Team unter Leitung<br />

des Heinz Maier-Leibnitz Zentrums an<br />

der TUM beobachtete nun erstmals auch die<br />

Lithium-Verteilung einer Batterie während<br />

des kompletten Lade- und Entladeprozesses<br />

am Material<strong>for</strong>schungsdiffraktometer<br />

STRESS-SPEC. Die Messungen überprüften<br />

sie am hochauflösenden Pulverdiffraktometer<br />

SPODI.<br />

Verteilung der Lithium-Ionen<br />

entscheidend<br />

Beim Laden w<strong>and</strong>ern die Lithium-Ionen<br />

dabei von der positiv geladenen Elektrode<br />

zur negativ geladenen Elektrode, beim Entladen<br />

in die <strong>and</strong>ere Richtung.<br />

In den nun durchgeführten Untersuchungen<br />

konnten die Forschenden beobachten,<br />

dass sich die Verteilung des Lithiums beim<br />

Laden und Entladen ständig verändert. „Ist<br />

das Lithium ungleich verteilt, funktioniert<br />

in Bereichen der Batterie, in denen zu viel<br />

oder zu wenig Lithium vorh<strong>and</strong>en ist, der<br />

Austausch von Lithium zwischen Anode und<br />

Kathode nicht zu hundert Prozent. Eine<br />

gleichmäßige Verteilung steigert dagegen<br />

die Leistungsfähigkeit“, erklärt Senyshyn.<br />

Genauer, kleiner, besser<br />

Den Forschenden gelang es, die ungleiche<br />

Verteilung von Lithium in einer Batterie mit<br />

sehr hoher Auflösung festzuhalten: Um die<br />

gesamte Batterie zu erfassen, untersuchten<br />

sie ein winziges Teilvolumen nach dem <strong>and</strong>eren<br />

und setzten diese Einzelmessungen<br />

dann zu einem großen Bild zusammen.<br />

Mithilfe des Deutschen Elektronen-Synchrotron<br />

DESY der Helmholtz-Gemeinschaft<br />

und der European Synchrotron Radiation<br />

Facility ESRF war es möglich, Teilvolumina<br />

mit Abmessungen im Mikrometerbereich<br />

zu wählen. Dadurch erkannten die<br />

Forschenden, dass nicht nur entlang der<br />

Elektrodenschichten, sondern auch senkrecht<br />

zu den Schichten das Lithium ungleich<br />

verteilt ist.<br />

Schnell laden vs. Reichweite<br />

Die beobachteten Effekte könnten langfristig<br />

dabei helfen, Akkus, zum Beispiel für<br />

Elektro-Autos, weiterzuentwickeln, so Senyshyn:<br />

„Viele Eigenschaften von Batterien<br />

lassen sich durch die Verteilung des Lithiums<br />

beeinflussen. Wenn wir diese besser<br />

unter Kontrolle haben, können wir die Per<strong>for</strong>mance<br />

von Batterien in Zukunft deutlich<br />

verbessern.“<br />

LL<br />

www.frm2.tum.de (222341234)<br />

Marktfähige Power-to-X-<br />

Technologien entwickeln<br />

(spin) Im Rahmen eines neuen Projektes des<br />

Spitzenclusters Industrielle Innovationen<br />

(SPIN) entsteht eine <strong>of</strong>fene Versuchsplatt<strong>for</strong>m<br />

für die Entwicklung von Power-to-X-Technologien.<br />

Untersucht werden<br />

dabei Möglichkeiten, CO 2 -haltige Abgasströme<br />

zunächst in ein Synthesegas aus<br />

Kohlenmonoxid und Wasserst<strong>of</strong>f und dann<br />

in verschiedene Produkte für die Chemie-,<br />

Kraftst<strong>of</strong>f- und Kunstst<strong>of</strong>findustrie umzuw<strong>and</strong>eln.<br />

Die nordrhein-westfälische L<strong>and</strong>esregierung<br />

fördert dieses Vorhaben mit<br />

5,3 Mio. Euro.<br />

Die Federführung des Projektes „PtX-Platt<strong>for</strong>m“<br />

liegt bei der Mitsubishi Power Europe<br />

GmbH. Gemeinsam mit SPIN sowie den Projektpartnern<br />

– dem Fraunh<strong>of</strong>er UMSICHT,<br />

dem Lehrstuhl für Umweltverfahrenstechnik<br />

und Anlagentechnik (LUAT) der Universität<br />

Duisburg-Essen sowie Evonik Industries<br />

– will das Unternehmen marktfähige<br />

Lösungen für die effiziente Nutzung überschüssigen<br />

Stroms entwickeln. Ein Schwerpunkt<br />

werden dabei Wasserst<strong>of</strong>f- sowie Carbon-Capture-Use-<strong>and</strong>-<strong>Storage</strong>-Technologien<br />

sein: CCU und CCS. Entsprechende containerbasierte<br />

Anlagen entstehen auf dem<br />

Gelände des LUAT. Sie umfassen u.a.<br />

CO 2 -Abtrennung und katalytische Co-Elektrolyse<br />

und stellen alle notwendigen Energieund<br />

St<strong>of</strong>fströme zur Verfügung.<br />

Das Fraunh<strong>of</strong>er UMSICHT erarbeitet im<br />

Zuge des Projektes u.a. Grundlagen, um in<br />

einem Power-to-X-Reaktor die elektrolytische<br />

Herstellung von Synthesegas im Labormaßstab<br />

zu demonstrieren. „Dazu skalieren<br />

wir neuartige Gasdiffusionselektroden und<br />

setzen sie für die Aufgabe in angepassten<br />

Reaktoren ein“, erklärt Pr<strong>of</strong>. Dr. Ulf-Peter<br />

Apfel, Leiter der Abteilung Elektrosynthese.<br />

„Weitere Komponenten der Elektrolysezellen<br />

werden so aufein<strong>and</strong>er abgestimmt, dass<br />

Verlustleistungen und Gasleckagen minimiert<br />

sowie die Zusammensetzung des Synthesegases<br />

möglichst kontrolliert variiert<br />

werden können.“ Neben der Erstellung der<br />

er<strong>for</strong>derlichen Komponenten führt das Institut<br />

auch die Entwicklung, Errichtung und<br />

Inbetriebnahme eines skalierten Elektrolysesystems<br />

(inkl. der Testst<strong>and</strong>peripherie)<br />

durch und integriert alles in die Containerumgebung<br />

der Platt<strong>for</strong>m.<br />

Darüber hinaus testen die Wissenschaftlerinnen<br />

und Wissenschaftler des Fraunh<strong>of</strong>er<br />

UMSICHT Katalysator-Systeme, die neu von<br />

Evonik entwickelt worden sind und bei der<br />

Synthese von Alkoholen zum Einsatz kommen.<br />

„Wir schauen uns Umsatz, Menge und<br />

Konzentration sowohl der auftretenden Produkte<br />

als auch der Nebenprodukte an und<br />

haben dabei vor allem die Lebensdauer des<br />

Katalysators im Blick“, so Pr<strong>of</strong>. Apfel. „Auf<br />

Basis unserer Testergebnisse nimmt Evonik<br />

dann weitere Optimierungen der Katalysatoren<br />

sowie deren Scale-up in Angriff.“ Das<br />

beste System wird dann für den Pilotreaktor<br />

ausgewählt.<br />

SPIN<br />

SPIN schafft Allianzen aus relevanten Akteuren<br />

in NRW wie Wirtschaftskonzerne,<br />

mittelständische Unternehmen, Start-ups<br />

sowie Universitäten und Forschungsinstituten<br />

in den Bereichen Energie und Digitaltechnologie.<br />

Ziel ist es, in anwendungsbezogenen<br />

Forschungsprojekten Zukunftstechnologien<br />

voranzutreiben. Der Fokus liegt dabei<br />

auf der Entwicklung von klimafreundlichen<br />

Technologien, Verfahren und Produkten zur<br />

erfolgreichen Trans<strong>for</strong>mation der Industrie<br />

und des Energiesystems in der Region Rhein-<br />

Ruhr. Das Ministerium für Wirtschaft, Innovation,<br />

Digitalisierung und Energie des L<strong>and</strong>es<br />

Nordrhein-Westfalen (MWIDE) fördert<br />

seit Dezember 2021 für drei Jahre den Aufbau<br />

der SPIN-Geschäftsstelle im Co-Working-Space<br />

des Essener ruhrHUB. Das Spitzencluster<br />

beschäftigt zurzeit fünf Mitarbeitende<br />

und umfasst 14 Mitglieder, die gemeinsam<br />

mit weiteren Partnern an sechs bewilligten<br />

Forschungsprojekten mit einem Projektvolumen<br />

von rund 20 Mio. Euro arbeiten.<br />

SPIN ist auch eines von 73 Projekten der<br />

Ruhr-Konferenz zur Gestaltung des Strukturw<strong>and</strong>els<br />

der Metropole Ruhr.<br />

LL<br />

www.spin.ruhr/projekt/p2x-produkte-aus-gruenstrom/<br />

(222341236)<br />

TU Wien erfindet<br />

chemischen Wärmespeicher<br />

(tu-w) Energie chemisch speichern, verlustfrei<br />

monatelang lagern und im Winter damit<br />

heizen: Das wird durch einen nun patentierten<br />

chemischen Reaktor möglich.<br />

Energie langfristig zu speichern ist wohl<br />

das größte bisher ungelöste Problem der<br />

Energiewende. An der TU Wien wurde nun<br />

ein neuartiger chemischer Wärmespeicher<br />

erfunden, mit dem man große Energiemengen<br />

auf umweltfreundliche Weise praktisch<br />

unbegrenzt lange speichern kann.<br />

26 | <strong>vgbe</strong> <strong>energy</strong> <strong>journal</strong> 7 · <strong>2022</strong>

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