vgbe energy journal 7 (2022) - International Journal for Generation and Storage of Electricity and Heat
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Wasserst<strong>of</strong>fbasierte Hybridlösungen<br />
mit planbar zu nutzen und drittens wird die<br />
Wärmeversorgung gerne dabei vergessen.<br />
Eines aber ist allen klar. Eine Energieversorgung<br />
der Zukunft muss mit einem ökologisch<br />
vertretbaren Erzeugungskonzept einhergehen.<br />
Die wesentlichen Farben der Wassers<strong>of</strong>fgewinnung<br />
Grau<br />
Elektrolyse mit fossilen Energieträgern<br />
Re<strong>for</strong>mierung von Erdgas<br />
CO2-<br />
Bilanz<br />
2 Wasserst<strong>of</strong>f als<br />
Energieträger der Zukunft<br />
Blau<br />
Re<strong>for</strong>mierung von Erdgas mit CCS-Ergänzung<br />
Derzeit wird vielerorts ein Energieträger<br />
propagiert, der in den Medien immer wieder<br />
als die Lösung aller Probleme dargestellt<br />
wird.<br />
Dass Wasserst<strong>of</strong>f zur Energieerzeugung dienen<br />
kann, ist keine neue Erkenntnis. Wasserst<strong>of</strong>f<br />
verbrennt quasi rückst<strong>and</strong>sfrei zu<br />
Wasser und kann aus dem Rohst<strong>of</strong>f Wasser<br />
in beliebiger Menge erzeugt werden.<br />
Türkis<br />
Methanpyrolyse<br />
Re<strong>for</strong>mierung von Biogas<br />
Grün<br />
Vergasung und Vergärung von Biomasse<br />
Elektrolyse durch regenerative Energie<br />
Bild 1. Wasserst<strong>of</strong>f Farbenlehre.<br />
Was bei dieser Betrachtung aber völlig außer<br />
Acht gelassen wird, ist die Tatsache,<br />
dass Wasserst<strong>of</strong>f nur ein Trägermedium darstellt.<br />
Da Wasserst<strong>of</strong>f in ungebundener Form<br />
so gut wie nicht in der Natur vorkommt,<br />
muss der Energieträger Wasserst<strong>of</strong>f erst<br />
durch Elektrolyse aus Wasser oder durch <strong>and</strong>ere<br />
Syntheseverfahren aus <strong>and</strong>eren Rohst<strong>of</strong>fen,<br />
wie Gasen erzeugt werden.<br />
Was bedeutet das? Alle Energie, die durch<br />
Wasserst<strong>of</strong>f zur Verfügung gestellt werden<br />
kann, muss vorher durch Elektrolyse oder<br />
Synthese aus <strong>and</strong>eren Medien unter Zugabe<br />
von eben dieser Energie in das Medium Wasserst<strong>of</strong>f<br />
eingebracht werden. Berücksichtigt<br />
man nun, dass bei jedem Umw<strong>and</strong>lungsprozess<br />
stets auch Verluste auftreten, muss also<br />
mehr Energie in die Erzeugung von Wasserst<strong>of</strong>f<br />
gegeben werden, als man aus dem Wasserst<strong>of</strong>f<br />
später wieder entnehmen kann.<br />
Allein in dieser Tatsache zeigt sich schon das<br />
Dilemma:<br />
Wirtschaftlich kann das Thema Wasserst<strong>of</strong>f<br />
nur angegangen werden, wenn der Bezugspreis<br />
von Strom und Rohst<strong>of</strong>fen geringer ist,<br />
als die am Ende der Verarbeitungskette aus<br />
Wasserst<strong>of</strong>f rückerzeugte Energie einbringt.<br />
Eine kleine Verbesserung dieser Bilanz kann<br />
dadurch erreicht werden, dass der Wärmeertrag<br />
bei der Umw<strong>and</strong>lung des Wasserst<strong>of</strong>fs<br />
ebenfalls genutzt wird. An dem grundsätzlichen<br />
Vorzeichen der Energiebilanz<br />
ändert sich dadurch aber nichts. Wassers<strong>of</strong>f<br />
stellt also keinen Primärenergieträger dar,<br />
sondern gleicht seitens der Energiebilanz<br />
eher einem Speichermedium.<br />
Dass Wasserst<strong>of</strong>f nicht gleich Wasserst<strong>of</strong>f<br />
ist, erkennt man relativ schnell anh<strong>and</strong> der<br />
Klassifizierung nach der Erzeugungsart.<br />
Hier hat man sich in den letzten Jahren auf<br />
eine Farbenlehre verständigt (B i l d 1 ).<br />
Wünschenswert ist natürlich ein möglichst<br />
großer Anteil an grünem Wasserst<strong>of</strong>f. Dabei<br />
stellen allerdings die Gestehungskosten<br />
von grünem Wasserst<strong>of</strong>f eine zusätzliche,<br />
große Hürde dar. Waren die Kosten<br />
für blauen oder grauen Wasserst<strong>of</strong>f aus Erdgas<br />
schon hoch, um Wasserst<strong>of</strong>f für die Infrastruktur<br />
oder die Energieindustrie zu verwenden,<br />
sind die jungen und grünen Technologien<br />
von Hause aus noch kostenintensiver.<br />
Die zusätzlichen Kosten für eine Umw<strong>and</strong>lung<br />
in Wasserst<strong>of</strong>f machen die Kostenbilanz<br />
nicht besser. Schon daraus lässt sich der<br />
ideale Anwendungsfall für eine Wasserst<strong>of</strong>ferzeugung<br />
ableiten. Wasserst<strong>of</strong>f wird immer<br />
dann interessant, wenn man Energiebedarf<br />
und Energieerzeugung nicht synchron<br />
in Einklang bringen kann. In dem Fall kann<br />
bisher ungenutzte, aber erzeugte Energie zu<br />
minimalen Bezugskosten für eine Wasserst<strong>of</strong>ferzeugung<br />
zeitlich unabhängig genutzt<br />
werden. In die Kostenbilanz fallen dann nur<br />
die Investitions- und Betriebskosten der<br />
Wasserst<strong>of</strong>ferzeugung. Dem gegenüber stehen<br />
dann die Einsparungen durch Nutzung<br />
von Wasserst<strong>of</strong>f zu <strong>and</strong>eren Zeiten. Die ökologische<br />
Bilanz wird dadurch positiv beeinflusst.<br />
Durch die flexible Nutzung von ohnehin<br />
erzeugter Energie, lassen sich Verluste<br />
minimieren und Netze stabilisieren, sodass<br />
eine bessere Ausnutzung von bestehenden<br />
Kapazitäten geschaffen werden kann.<br />
Speichertechnologieen<br />
Wärmespeicher Stromspeicher Elektrolyse<br />
Externer Netzbezug<br />
Externer<br />
Wärmebezug<br />
Externer<br />
Strombezug<br />
Lokales<br />
Stromnetz<br />
Energie<br />
Management<br />
System<br />
Verbraucher<br />
Bild 2. Zentrales Energiemanagement System EMS.<br />
Dies hat die Politik längst als öffentlichkeitswirksam<br />
erkannt. Es werden seitens der zuständigen<br />
Gremien in Bund und Ländern<br />
Förderprogramme aufgerufen, die den grünen<br />
Wasserst<strong>of</strong>f fördern und Anreize zur<br />
Investition schaffen sollen.<br />
Will man über die Wirtschaftlichkeit von<br />
Wasserst<strong>of</strong>f eine Entscheidung treffen, muss<br />
von Fall zu Fall nach den Kriterien des<br />
Rohst<strong>of</strong>f- und Energiebezugs, der zeitlichen<br />
Verfügbarkeit und dem Anwendungsund<br />
Nutzungsfall entschieden werden.<br />
Eine pauschale Aussage dazu ist kaum möglich.<br />
3 Hybride Lösungen<br />
Aus heutiger Sicht lässt sich zeigen, dass der<br />
Energiemix der Zukunft trotz der Volatilität<br />
der Erzeugungsanlagen und der Schwankungen<br />
in der Abnahme vermehrt dezentral<br />
erzeugt werden kann. Die Anlagen müssen<br />
hierfür eine Vielzahl an möglichen Last- und<br />
Erzeugungszuständen beherrschen. Sie<br />
müssen in der Lage sein, aus dem bestehenden<br />
Angebot an regenerativen Energien und<br />
den jeweils vorherrschenden Bezugskosten-<br />
Lokales<br />
Wärmenetz<br />
Erzeugungstechnologieen<br />
Wasserst<strong>of</strong>fspeicher<br />
Brennst<strong>of</strong>fzellen<br />
Lokale<br />
Wärmeerzeuger<br />
Lokale<br />
Stromerzeuger<br />
<strong>vgbe</strong> <strong>energy</strong> <strong>journal</strong> 7 · <strong>2022</strong> | 49