Lessico - Administration
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auf das Zinsmass bestehen noch heute gesetzliche<br />
11) Vorschriften. So legt das Konsumkreditgesetz<br />
in Artikel 14 ein Höchstzinsgebot<br />
für dem privaten Konsum dienende<br />
Kreditgeschäfte fest.<br />
Die Ethik der Finanzdienstleistungen und<br />
ihr Verhältnis zum Recht ist eine andauernde<br />
Debatte. Wie bei allen wichtigen Fragen des<br />
Lebens ist die Auseinandersetzung darüber,<br />
was richtig ist, nie zu Ende.<br />
Von den Grundsätzen<br />
zum richtigen Mass ?<br />
Ähnlich wie die Entwicklung vom Zinsverbot<br />
hin zum Zinsmassgebot veränderte sich auch<br />
der Tenor in der Wirtschaftsethik. Die Debatte<br />
bewegte sich weg von den prinzipiellen<br />
Fragen und ging in die Richtung eines Diskurses<br />
um das «rechte Mass». In den ethischen<br />
Reflexionen wird nicht mehr das Gewinnstreben<br />
als solches hinterfragt, sondern über<br />
«ethisch vertretbare Gewinne» diskutiert.<br />
Die Volkswirtschaften des Westens sind<br />
auf Gewinne und deren fiskalische Erfassung<br />
angewiesen. Dies nicht zuletzt, um die Systeme<br />
der sozialen Sicherung und damit den in<br />
den letzten Jahren labiler gewordenen sozialen<br />
Frieden auf einem Niveau zu erhalten,<br />
das die bestehenden politischen Systeme<br />
nicht aus den Angeln hebt.<br />
Auch in der Ökologie des wirtschaftlichen<br />
Handelns, das heisst in Bezug auf den schonenden<br />
Umgang mit den natürlichen Ressourcen<br />
unseres Planeten, hat sich die Debatte<br />
von der radikalen Ja/Nein-Position hin<br />
64 Ethik in der Vermögensverwaltung<br />
zu einem pragmatischen Ansatz entwickelt.<br />
Ökologisch orientierte Kollektivanlagen weichen<br />
ihre in den 1980er-Jahren entwickelten<br />
Grundsätze zur ökologisch orientierten Nachhaltigkeit<br />
12) mehr und mehr zu Gunsten eines<br />
Best-in-Class-Ansatzes auf. 13) In eine ähnliche<br />
Richtung geht die Diskussion um die Saläre<br />
von Spitzenmanagern. Auch hier dreht sich<br />
die Debatte zunehmend darum, um wie viel<br />
das Einkommen des CEO über dem betrieblichen<br />
Durchschnittslohn liegen darf.<br />
Die Wirtschaftsethik entwickelt sich dabei<br />
immer weiter von der rationalen Auseinandersetzung<br />
mit den Normen des menschlichen<br />
Zusammenlebens weg und hin zu oft<br />
emotional geprägten Vorstellungen über das<br />
richtige Mass. Sie läuft zurzeit Gefahr, zu einer<br />
moralischen, das heisst von irrationalen<br />
Motiven und Argumenten geleiteten Debatte<br />
zu verkommen.<br />
Unternehmensethik<br />
von Finanzdienstleistern<br />
Das Recht schreibt mit erzwingbaren Normen<br />
vor, was ein Unternehmen tun darf und was<br />
nicht. Aber es sagt nur wenig darüber aus,<br />
was eine Firma tun soll. Jede hat einen bestimmten<br />
Zweck. Dieser ist in aller Regel sehr<br />
allgemein gehalten und funktional orientiert.<br />
Das Unternehmen braucht, um seine Existenz<br />
legitimieren zu können, entsprechende Anerkennung<br />
der unternehmerischen Leistung,<br />
primär durch die Kunden aber oft auch durch<br />
einen weiteren Kreis so genannter Stakeholder<br />
wie Mitarbeitende, Aktionäre und andere<br />
11) Diese Vorschriften sind in der Regel sozialpolitisch begründet und sollen dem Schutz des wirtschaftlich<br />
Schwächeren dienen.<br />
12) Diese Grundsätze sind oft als Negativkataloge aufgebaut, die bestimmte Branchen, Länder oder<br />
Unternehmen aus dem zulässigen Universum der Anlagen ausschliessen. In den Vereinigten Staaten hat<br />
die Idee, Geld nach moralischen Kriterien zu verwalten, eine lange Tradition. Dort legten schon zu<br />
Beginn des 20. Jahrhunderts Methodisten und Quäker gemäss ihrer religiösen Überzeugung ihr Vermögen<br />
nicht in so genannten Sin Stocks (Sündenaktien) an. Dazu gehörten Werte von Alkohol- oder Waffenherstellern<br />
und ebenso Casino- und andere Glücksspielbeteiligungen.<br />
13) Was z.B. dazu führt, dass sich in mehreren derartigen Fonds die Wertpapiere von Royal Dutch finden,<br />
einem der größten Erdöl- und Erdgasproduzenten der Welt. Und das nur, weil Royal Dutch nach Auffassung<br />
der Ökologieexperten dieser Anlagefonds bei der Erdölförderung geringere Umweltschäden als die<br />
Konkurrenten verursache. Nach Auffassung der Fondsmanager gilt das bereits als ökoeffizient.