26.11.2012 Views

Download turrisbabel 69

Download turrisbabel 69

Download turrisbabel 69

SHOW MORE
SHOW LESS

Create successful ePaper yourself

Turn your PDF publications into a flip-book with our unique Google optimized e-Paper software.

8 Statements<br />

Oben Hotel Moserhof,<br />

St. Georgen bei Schenna<br />

(Bestand)<br />

Unten Einer der Projektvorschläge,<br />

Arch. Sabine<br />

Valtingojer<br />

Roland Dellagiacoma<br />

Der Landesbeirat für<br />

Baukultur und Landschaft<br />

Südtirol hat ein freiwilliges Beratungsgremium<br />

für Bauherren und Baubehörden<br />

Beim Bauen in unserem Land geht es<br />

meist um „Kubatur“ und weniger um Landschaft.<br />

Die Landschaft beginnt bestenfalls<br />

außerhalb der Stadt- und Dorfgrenze. Ab<br />

hier darf der Landschaftsschutz begrenzt<br />

mitreden – über Standort und formale<br />

Gestaltung des Gebauten. Die Mehrzahl<br />

der Entscheidungen über die gebaute Qualität<br />

in unserer Landschaft, und zwar innerund<br />

außerhalb unserer Dörfer und Städte,<br />

wird von den 116 Gemeindebaukommissionen<br />

getroffen und nur für einen Bruchteil<br />

der Bauvorhaben von den zuständigen<br />

Landesämtern und der Landesregierung.<br />

Die Gemeindebaukommissionen sind überwiegend<br />

mit Laien besetzt, die mit ihrer<br />

Aufgabe häufig überfordert sind: Bevorzugt<br />

wird „ortsübliche“ Architektur, die<br />

dem vermuteten Durchschnittsgeschmack<br />

der Mehrheit der Gemeindebewohner entspricht.<br />

Gute, funktionsbezogene, ortsgerechte<br />

und zeitgemäße Architektur ist nur<br />

schwer durchzusetzen. Aber auch die Entscheidungen<br />

der Landesgremien sind nicht<br />

immer nachvollziehbar und Schuldzuweisungen<br />

gleich bei der Hand: Der Paragrafendschungel<br />

des Raumordnungsgesetzes<br />

mit seinen jährlichen Anlassartikeln,<br />

die Geometer und Architekten, denen volle<br />

Auftragsbücher offensichtlich wichtiger sind<br />

als architektonische Qualität, die kleinen<br />

und großen Bauspekulanten im Filz mit Gemeinde-<br />

und Landespolitik, die Generalunternehmer,<br />

die schlüsselfertige Projekte<br />

von der Stange verkaufen usw. Schuldzuweisungen<br />

führen allerdings weder zu<br />

anspruchsvollerer Architektur noch zu einem<br />

verantwortungsvolleren Umgang mit<br />

der Landschaft. In letzter Zeit häufen sich<br />

die Bemühungen und Initiativen um mehr<br />

Baukultur im Land: Offensichtlich ist eine<br />

Schmerzgrenze erreicht. Auch die Landesabteilung<br />

für Natur und Landschaft beteiligt<br />

sich aktiv an der zunehmenden öffent-<br />

März Marzo 2006 <strong>turrisbabel</strong> <strong>69</strong><br />

lichen Diskussion rund um die baulichen<br />

Eingriffe in die Landschaft. Die von ihr initiierte<br />

Einsetzung des Landesbeirates für<br />

Baukultur und Landschaft ist ein Meilenstein<br />

auf dem vermutlich langen Weg zu<br />

einer identitätserhaltenden Landschaftsentwicklung.<br />

Der Beirat soll dazu beitragen,<br />

die Bevölkerung für eine anspruchsvolle,<br />

zeitgemäße Weiterentwicklung der gebauten<br />

Landschaft zu sensibilisieren. Durch die<br />

hochkarätige Besetzung und die Außensicht<br />

der Beiratsmitglieder ohne wirtschaftliche<br />

Bindungen zum lokalen Baugeschehen<br />

ist ein Beitrag zur Objektivierung der<br />

Begutachtung orts- und landschaftsrelevanter<br />

Eingriffe zu erwarten. Aus der Erfahrung<br />

von Gestaltungsbeiräten im deutschsprachigen<br />

Ausland ist die Begutachtung durch<br />

den Beirat häufig eine Unterstützung der<br />

Projektanten bei der Durchsetzung von Planungsqualität<br />

– so schwer diese im Einzelfall<br />

auch zu definieren sein mag. Die Beratung<br />

sollte auch zu einer Beschleunigung<br />

der Genehmigungsverfahren führen.<br />

Organisation und Arbeitsweise<br />

Der Beirat berät private und öffentliche<br />

Bauwerber und Baubehörden in Gemeinde<br />

und Land aufgrund freiwilliger Nachfrage.<br />

Er nimmt Stellung zu ausgewählten Bauanträgen<br />

und gibt Anregungen zur Gesamtkonzeption<br />

von Bauprojekten. Die Mitgliedschaft<br />

im Beirat gilt für drei Jahre und kann<br />

nur einmal um weitere drei Jahre verlängert<br />

werden. Damit der Landesbeirat wirklich<br />

unabhängig und objektiv seine Aufgaben<br />

erfüllen kann, gilt für seine Mitglieder<br />

während ihrer Amtsdauer ein Projektierungsverbot<br />

innerhalb Südtirols. Ausgenommen<br />

davon ist lediglich die Teilnahme<br />

an öffentlichen Wettbewerben.<br />

Welche Projekte werden vorgelegt?<br />

Projektvorhaben, die aufgrund ihrer<br />

Größe und/oder ihres Standortes relevante<br />

Auswirkungen auf das Orts- und Landschaftsbild<br />

zur Folge haben. Die Projekte

Hooray! Your file is uploaded and ready to be published.

Saved successfully!

Ooh no, something went wrong!