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<strong>turrisbabel</strong> <strong>69</strong> März Marzo 2006 Architektur im Rhythmus der Wasserkraftnutzung – Diplomarbeiten 1000+ / Tesi 1000+ 75<br />

Im August 1949 wurde der Staudamm in<br />

St. Valentin auf der Haide fertig gestellt,<br />

und das Wasser begann die Felder zu überfluten.<br />

Im Sommer 1950 erreichte der Wasserpegel<br />

im See erstmals seinen geplanten<br />

Höchststand. Seit damals wird die Wasserkraft<br />

für die Stromgewinnung wie vorgesehen<br />

genutzt. Die in den Kraftwerken im<br />

Vinschgau produzierte elektrische Energie<br />

deckt mehr als die Hälfte des gesamten<br />

Stromverbrauchs in Südtirol.<br />

Folgen und Auswirkungen<br />

der Wasserkraftnutzung<br />

Für den Hochwasserschutz hat der Reschenstausee<br />

eine wichtige Aufgabe. Bei<br />

extremen Niederschlägen oder Schneeschmelzen<br />

kann ein großer Teil des gefährlichen<br />

Wassers im See zwischengespeichert<br />

werden. Das Wasser des Stausees am<br />

3 4 5<br />

Reschen und des Ausgleichsbeckens von<br />

Glurns wird für die Frostberegnung in der<br />

Landwirtschaft genutzt. Das während des<br />

Sommers aus den umliegenden Bächen im<br />

Reschensee gespeicherte Wasser führt zu<br />

einer Verschiebung der natürlichen Abflussmengen<br />

in der Etsch und der Puni im Laufe<br />

der Jahreszeiten. Als Folge der Spitzenstromproduktion<br />

kommt es in der begradigten<br />

Etsch zwischen Glurns und Laas<br />

zum Schwallbetrieb. Schwallbetrieb heißt,<br />

dass die Wassermenge im Flussbett bzw.<br />

Bachbett innerhalb von 24 Stunden extrem<br />

schwankt. Das Schwallverhältnis ist das<br />

Verhältnis der Mindestabflussmenge zur<br />

Höchstabflussmenge. Es beträgt in der Etsch<br />

maximal 1 : 20 und in der Puni maximal<br />

1 : 40. Statistisch gesehen würde der Bach/<br />

Fluss im naturbelassenen Zustand einmal<br />

im Jahr derartige Wassermengen führen.<br />

Der Schwallbetrieb wirkt sich auf die Ge-<br />

wässergüte negativ aus, denn er führt zu<br />

einer Verringerung der Artenvielfalt im Wasser<br />

und im Bach-/Flussbett. Mit der Zeit bildet<br />

sich eine ökologische Verödungsfläche<br />

im Uferbereich. Weiter führt die wechselnde<br />

Fließgeschwindigkeit der Gewässer zu<br />

einem erhöhten Geschiebetransportvermögen.<br />

Der Fluss kann mehr Material mitführen.<br />

Dadurch findet vor allem im Winter<br />

eine verstärkte Feinschlammablagerung<br />

statt, und es sinkt die Durchlässigkeit der<br />

Flusssohle. Der Grundwasserspiegel sinkt,<br />

eine Reduktion der Trinkwasserressourcen<br />

ist zu erwarten. Die zahlreichen Eingriffe<br />

des Menschen in die Natur haben zu einer<br />

Situation geführt, die insgesamt als ökologisch<br />

bedenklich zu beurteilen ist.<br />

Immer noch wird die Naturlandschaft hergenommen,<br />

um neue Kulturgründe zu gewinnen,<br />

immer intensiver werden die<br />

Böden genutzt, maximale Erträge werden<br />

angestrebt. Auch Wohnbausiedlungen,<br />

Gewerbezonen, Straßen und andere Infrastrukturen<br />

dehnen sich weiter aus. Die Gewässer<br />

wurden künstlich geformt, verkleinert<br />

und in Kanäle gedrängt. Durch diese<br />

Maßnahmen hat sich die Hochwassergefahr<br />

talabwärts verlagert. In Extremfällen<br />

werden Kulturflächen geplant überflutet.<br />

Die Beeinträchtigung der Natur durch den<br />

Menschen kann nicht rückgängig gemacht<br />

werden, es müssen aber Lösungen und<br />

Konzepte gefunden werden, die weitsichtige<br />

Verbesserungen, vor allem im ökologischen<br />

Sinne, anstreben.

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