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74 Diplomarbeiten 1000+ / Tesi 1000+<br />

Siegfried Tappeiner, Astrid Reinstadler<br />

Architektur im Rhythmus<br />

der Wasserkraftnutzung<br />

Gott erschafft die Menschen<br />

Zufrieden betrachtete Gott das unendliche<br />

All und die wunderbare Erde, die er geschaffen<br />

hatte. Das allerschönste Geschöpf<br />

aber sollte jetzt entstehen. – „Nun will ich<br />

die Menschen schaffen“, sprach Gott. „Ich<br />

will ihnen Verstand geben. Sie sollen denken<br />

können, mich erkennen und lieben.<br />

Ich will ihnen diese Welt übergeben, damit<br />

sie sich die Welt untertan machen und sie<br />

in Ordnung halten.“<br />

(Genesis 1-2)<br />

März Marzo 2006 <strong>turrisbabel</strong> <strong>69</strong><br />

Die zunehmende Industrialisierung und die<br />

dadurch bedingten gesellschaftlichen Veränderungen<br />

am Ende des 19. Jahrhunderts<br />

führten zu einem höheren Energiebedarf.<br />

So entstand schon 1910 der Plan, durch eine<br />

Seestauung am Reschen Strom zu erzeugen.<br />

1939 wurde das Ausführungsprojekt<br />

zur Wasserkraftnutzung im Oberen Vinschgau<br />

fertig gestellt und der römischen Regierung<br />

vorgelegt. Es sah die Errichtung des<br />

Stausees, die Zerstörung des Dorfs Graun,<br />

die teilweise Zerstörung des Nachbardorfs<br />

Reschen sowie die Überflutung von 523 ha<br />

1<br />

Aus der Geschichte wissen wir, dass der<br />

Mensch lange Zeit im Einklang mit der Natur<br />

gelebt hat, er hat sich der Natur angepasst.<br />

Im Laufe der Evolutionsgeschichte<br />

hat sich dieses Verhältnis langsam verändert,<br />

der Mensch begann die Natur nach<br />

seinen „Bedürfnissen“ zu formen. Mit der<br />

Aufklärung wurde die Vernunft als Prinzip<br />

der Wissenschaft über alles gestellt. Der<br />

Rationalismus rechtfertigte die zum Nutzen<br />

und zum Gewinn der Menschen durchgeführten<br />

Eingriffe in die Natur. Die Natur<br />

2<br />

wurde scheinbar berechenbar. Die Land- Kulturgrund vor. Weiter waren Wasserkraftschaft<br />

wurde und wird auseinander geriswerke in Glurns und Kastelbell mit den<br />

sen, aufgeteilt und Opfer der jeweiligen dazugehörigen Verbindungsstollen, Aus-<br />

ökonomischen Interessen. Durch die Eingleichsbecken, Kanälen und Wasserableigriffe<br />

des Menschen in die Natur entstand tungen aus den verschiedenen Bächen des<br />

in der Talsohle des oberen Vinschgaus eine Obervinschgaus geplant. Das Wasser sollte<br />

neue Landschaft. Die Etsch wurde begra- vom Stausee am Reschen durch Kanäle und<br />

digt. Aus Sümpfen, Auen und Mösern wur- Druckstollen zum Kraftwerk nach Glurns<br />

den Äcker und Wiesen. Die Neugewinnung abgeleitet und bei Bedarf in einem Aus-<br />

von Kulturgrund schuf für die Landwirtgleichsbecken zwischengespeichert werden.<br />

schaft im oberen Vinschgau neue Möglich- Zwischen Glurns und Laas sollte das Waskeiten.<br />

Obst- und Gemüseanbau verspraser durch die begradigte Etsch und Puni<br />

chen bessere Erträge als extensive Viehhal- fließen und von dort durch Kanäle und<br />

1 – 2 Graun (Quelle:<br />

tung. Die Frostberegnung sichert zudem Druckstollen zum Kraftwerk in Kastelbell<br />

www.obervinschgau.it/<br />

geschichte)<br />

die Obsternte. Aus Wiesen und Äckern ent- gelangen. Trotz der Einwände der Bevölke-<br />

3 Wasserkraftwerk<br />

standen Gemüse- und Obstanlagen. Apfelrung wurde der Energiekonzern Monteca-<br />

„Guido Donegani“<br />

anlagen schieben sich talaufwärts. Die Foltini am 6. April 1940 vom römischen Mini-<br />

Glurns (Foto: Autor)<br />

4 Obstanlage nach einer<br />

ge ist eine Transformation der ehemaligen sterium mit der Ausführung des vorliegen-<br />

Frostnacht (Foto: Autor)<br />

Naturlandschaft in eine intensiv genutzte den Großprojektes beauftragt. 1948 nahm<br />

5 Das Ausgleichsbecken<br />

bei Glurns/Schluderns<br />

Kulturlandschaft. Geometrisch angelegte das Kraftwerk von Glurns und 1949 das<br />

(Foto: Autor)<br />

Apfelanlagen prägen das Landschaftsbild. Kraftwerk von Kastelbell den Betrieb auf.

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