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50<br />

De Architectura<br />

1<br />

1 Fassadenausschnitt<br />

2 Südostansicht<br />

3 Während das „alte Pfarrschulhäusl“<br />

den Blick<br />

auf die Kirche verdeckte,<br />

ist das neue Gebäude aus<br />

der Blickachse gerückt:<br />

Die Positionierung des<br />

Gebäudes definiert den<br />

Kirchplatz zwischen<br />

Neubau und Widum.<br />

4 Lageplan<br />

Fotos Günter R. Wett<br />

Kurt Egger<br />

Mehrzweckgebäude in<br />

St. Jakob am Bühel /Ahrntal<br />

St. Jakob ist taleinwärts die vorletzte Fraktion<br />

der Gemeinde Ahrntal, ein Bergdorf<br />

mit 350 Einwohnern auf 1200 m Meereshöhe.<br />

Hoch über dem Talboden erhebt<br />

sich der Kirchbühel, eine markante Kuppe,<br />

auf der dominant der Widum, die Kirche<br />

und die die Gebäude fassende mächtige<br />

Friedhofsmauer steht. Bis vor kurzem noch<br />

ergänzte das „alte Pfarrschulhäusl“ das gewohnte<br />

Bild des Ensembles, ein Bau aus<br />

den 1930er Jahren in historischem Gewand<br />

ohne denkmalpflegerischen Wert.<br />

Es lag im Ermessen des Architekten, die<br />

neuen räumlichen Bedürfnisse von Kirche<br />

und Vereinen in einem Neubau unterzubringen.<br />

Verdeckte das Pfarrschulhäusl den<br />

Blick auf die Kirche, so ist das neue Gebäude<br />

aus der Blickachse gerückt; es schiebt<br />

sich vor an die Straße und führt wegbegleitend<br />

ums Eck. Der keilförmige Bau definiert<br />

damit zwei Plätze: Den Kirchplatz<br />

zwischen Neubau und Widum und den<br />

Festplatz im Norden auf Straßenniveau.<br />

Der skulpturale Baukörper nimmt in seiner<br />

Kompaktheit Bezug auf seine Anrainer Widum<br />

und Kirche, auch hinsichtlich Material<br />

und Oberfläche. Sind Widum und Kirche<br />

verputzt und gelb gemalt und weisen sich<br />

damit als Repräsentationsbauten kirchlicher<br />

Provenienz aus, so greift der Neubau die<br />

2<br />

März Marzo 2006 <strong>turrisbabel</strong> <strong>69</strong><br />

Materialität der Nachbarn auf, behandelt<br />

Putz und Farbe aber anders und betont<br />

dadurch seine formale und funktionale Andersartigkeit.<br />

Vom Tal aus gesehen wirkt<br />

der Bau als hangseitige Fortsetzung der<br />

wuchtigen Friedhofsmauer. Die Form der<br />

Skulptur ist nicht willkürlich, sie ergibt sich<br />

aus Ausrichtung und Bezugnahme auf<br />

Widum, Pfarrkirche und Straße und der<br />

Höhenentwicklung der Innenräume. Aufgebrochen<br />

wird die Stringenz der kubischen<br />

Form durch die Einschnitte der drei<br />

unterschiedlichen Eingangsbereiche, die<br />

als Höhlen im Baukörper wettergeschützte<br />

Nischen bilden. Zwei Nutzungsebenen<br />

auf unterschiedlichen Niveaus bestimmen<br />

den Innenraum. Auf Höhe des Kirchplatzes<br />

und von Süden erschlossen liegen die<br />

„kirchlichen“ Räumlichkeiten, Pfarrsaal,<br />

Küche, Ausschank und Sanitärräume.<br />

Überzeugend präsentiert sich der Pfarrsaal<br />

in seiner räumlichen Valenz und der Reduziertheit<br />

der Materialen: Eiche als Fußboden,<br />

Fenster und Möblierung, weiß<br />

die Wände und Decke. Überwältigend der<br />

Blick vom parapethohen Podest in die Weite<br />

des Tales. Nordseitig, mit Eingang vom<br />

Festplatz und Ausrichtung auf diesen der<br />

Musikproberaum mit Nebenräumen für die<br />

35 Musikanten des Dorfes.

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