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<strong>turrisbabel</strong> <strong>69</strong> März Marzo 2006<br />

Fotos Julia Brunner<br />

zahlung bewahren – sie waren damals im<br />

Besitz ausgedehnter Landstriche in der Umgebung<br />

der Felsen und damit vermögend.<br />

Im 17. Jh. begann langsam der Verfall des<br />

Klosterwesens. Die Forderungen der Türken<br />

wurden ständig höher; die Klöster stritten<br />

sich um die fruchtbaren Ländereien<br />

in der Ebene. Immer weniger Mönche zog<br />

es hinauf in die Abgeschiedenheit und eine<br />

Anlage nach der anderen wurde verlassen.<br />

Anfang der 60er Jahre des 20. Jhs., als der<br />

große Tourismus auch in Griechenland<br />

Einzug hielt und selbst die Klöster nicht<br />

verschonte, verließen angesichts der Besuchermassen<br />

noch einmal zahlreiche<br />

Mönche ihre Stätten. Ein großer Teil von<br />

ihnen zog zum Berg Athos, zu dem Touristen<br />

ohne Genehmigung keinen Zutritt<br />

hatten bzw. haben. Die Klöster blieben als<br />

unbewohnte Museen zurück. Heute sind<br />

lediglich noch vier Häuser bewohnt, und<br />

insgesamt kann man nur noch sechs Gebäude<br />

besuchen. Das Leben hat sich ge-<br />

ändert. Kioske verkaufen Postkarten und<br />

Ikonen, Eis- und Getränkeverkäufer werben<br />

um Kunden. Einige Mönche stehen in<br />

schwarzen Kutten herum und lassen ihre<br />

langen Bärte über die Gebetsbücher hängen.<br />

Später sehe ich sie in einem riesigen<br />

amerikanischen Cherokee davonsausen –<br />

ich bin enttäuscht, auch dieser Fleck der<br />

Erde wird wie selbstverständlich den touristischen<br />

Erwartungen angeglichen. Erst<br />

in Bozen, als ich mir ein deutsches Buch<br />

über die Meteora kaufe, vergebe ich den<br />

Mönchen: Ihre wirtschaftliche Situation<br />

sieht heute nicht besonders gut aus. Landwirtschaft<br />

ist auf den Felsen nicht möglich.<br />

Genügsame Einsamkeit und ein Leben in<br />

Autarkie auch nicht mehr. Und doch: Touristische<br />

Entstellung hin oder her – die Meteora<br />

sind für mich das schönste Beispiel für<br />

„Bauen in der Landschaft“. Ob Zumthor von<br />

ihnen weiß? Von den alten griechischen Einsiedlern<br />

und wie sie sich ihr Haus auf dem<br />

Gipfel eines Berges gebaut haben?

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