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<strong>turrisbabel</strong> <strong>69</strong> März Marzo 2006 Sensibilität für eine geplante Landschaft – Statements 13<br />

1 Foto: Christian Sölva<br />

2 Foto: Diego Delmonego<br />

bination mit hohem Parkplatzbedarf (Beanspruchung<br />

oberirdischer Flächen, Tiefgaragen)<br />

und dem Anspruch an möglichst geringe<br />

Baukosten verbunden mit möglichst<br />

hohen Spekulationsgewinnen führen auch<br />

heute noch oft zu Wohnsiedlungen, in denen<br />

der Außenraum zur Restfläche degradiert<br />

wird. Grünstrukturen im Außenraum<br />

werden nicht als Chance zur Aufwertung<br />

der Wohnqualität erkannt, sondern nur als<br />

schmutzende, pflegeaufwendige Elemente<br />

betrachtet. Das Potential des Außenraumes<br />

als ökologisch, sozial und ästhetisch wertvolle<br />

Fläche wird nicht genutzt. Die Lebensqualität<br />

und der Lebensraum der Bewohner<br />

werden auf den umbauten Wohnraum beschränkt.<br />

Mitsprache der Bewohner bei der<br />

Außenraumgestaltung oder gar selbstbestimmte<br />

Aneignung fehlen gänzlich. Es<br />

mangelt die Sensibilität für den Außenraum<br />

und die Bereitschaft, diesen in die Planung<br />

mit einzubeziehen. Eines der wenigen Potentiale,<br />

die dem Außenraum zuerkannt werden,<br />

ist leider oft nur jenes der Einsparungsmöglichkeit.<br />

Der Rotstift wird am schnellsten<br />

bei den Außenanlagen angesetzt. Eine<br />

ernsthafte Planung des Außenraumes, die<br />

mehr berücksichtigt als den Verkehrsfluss<br />

der Autos und die Anzahl der Parkplätze,<br />

ist die Ausnahme. Es fehlt die Bereitschaft,<br />

finanzielle Mittel sowohl für den Bau als<br />

auch den Unterhalt von Freiflächen bereitzustellen.<br />

Die Höhe der Ausgaben läge hier<br />

erfahrungsgemäß oft nur im einstelligen<br />

Prozentbereich der Gesamtbausumme.<br />

Wie mit Landschaft in der Planung umge-<br />

2<br />

gangen werden kann, zeigt der städtebauliche<br />

Wettbewerb des neuen Stadtviertels<br />

Kaiserau. Der Durchführungsplan des Projektes<br />

ist ein Beispiel für die Einbeziehung<br />

der Landschaft in einem sehr frühen Planungsstadium.<br />

Das Team um Frits van Dongen,<br />

bestehend aus Städtebauern, Architekten,<br />

Landschaftsplanern und Ökologen hat<br />

alle entwurflichen Elemente aus der Umgebung<br />

heraus entwickelt. So entspricht die<br />

Erschließung der heutigen Wegeführung,<br />

die acht dichten Wohneinheiten liegen zwischen<br />

öffentlichen Grünflächen verstreut<br />

wie Höfe zwischen ihren Feldern. Die Gestalt<br />

der Wohneinheiten ist von mittelalterlichen<br />

Festungen inspiriert, ihre geplanten<br />

schrägen Dächer zeichnen die umgebende<br />

Bergsilhouette weiter. Weil vom hiesigen<br />

Gesetz die Festschreibung von architektonischen<br />

Details in einem derartigen Plan<br />

nicht vorgesehen ist, hat das Team ihre Vorstellungen<br />

wie den Gebrauch von ortstypischen<br />

Materialien, der festungsartigen Fassadengliederung,<br />

die Gestaltung der Freiflächen<br />

als Streuobstwiesen als Inspirationsquelle<br />

in einem Handbuch weitergegeben,<br />

in der Hoffnung, dass die Ausführer<br />

damit arbeiten. Inzwischen sind Wettbewerbe<br />

für die einzelnen Baulose ausgeschrieben<br />

worden. Leider ist von einem Wettbewerb<br />

für die Freiflächen keine Rede. Ebenso<br />

ist auch die angestrebte Mitbestimmung<br />

ihrer Gestaltung durch die Bewohner noch<br />

nicht in Sicht. Hier fehlt ein planerischer<br />

Zwischenschritt. Ein Wettbewerb für die<br />

landschaftsarchitektonische Gestaltung<br />

bietet die Möglichkeit, einen identitätsstiftenden,<br />

hochwertigen Außenraum zu schaffen.<br />

Werden die Bewohner auch noch miteinbezogen,<br />

werden sie sich mit ihrem<br />

Wohnumfeld identifizieren und dafür Verantwortung<br />

übernehmen. Die großen<br />

sozialen Probleme der Stadtvororte, deren<br />

Aktualität gerade in diesen Tagen aufflammt,<br />

haben ihre Ursache oft auch in der mangelnden<br />

Identifikation der Bewohner und<br />

der Integration ihrer Bedürfnisse in ihre Umgebung.<br />

Ein hochwertig gestalteter Außenraum<br />

verbessert das Selbstwertgefühl<br />

eines Viertels; die Einbeziehung der Bewohner<br />

kann bis hin zur Übergabe von<br />

Pflegearbeiten führen, wodurch die öffentliche<br />

Hand entlastet werden kann und sich<br />

der Freiraum vielschichtig verlebendigt.<br />

Eine ähnliche Problematik besteht im

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