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<strong>turrisbabel</strong> <strong>69</strong> März Marzo 2006 Itinerari tra arte e natura: Borgo Valsugana e Lana – Kunst / Arte 91<br />
2<br />
Kunst braucht Raum<br />
Das Natur- und Kunst-Projekt „Arte Sella“ ist mit<br />
dem Skulpturenweg in Lana kaum zu vergleichen.<br />
Das Projekt der Integration von Kunstwerken in<br />
der unberührten Natur des Vallesella hatte und hat<br />
noch immer seine Ausstrahlung, scheitert aber an<br />
dem Punkt, an dem die verbindliche Leitlinie, Natur<br />
und Kunst miteinander abzugleichen – oder gar zu<br />
versöhnen – nicht glückt. Vielmehr steht ein Diskurs<br />
über die Integration von Kunst in einem gar<br />
nicht mehr so vollkommenen Environment wie der<br />
Natur noch aus. Der Südtiroler Skulpturenwanderweg<br />
verfolgte jedoch von Anfang an andere Ziele.<br />
Lana Art hat sich nie auf die bekannten Konzepte<br />
von „Nature – Art“ eingelassen, sondern vielmehr<br />
die Gegebenheiten vor Ort, den Lebensraum des<br />
Menschen als sein eigentliches Environment betrachtet.<br />
In diesem sollten mit den Mitteln der Kunst<br />
Rastplätze für die Wahrnehmung geschaffen werden.<br />
Der Ort der Kunst sollte in seinem jeweils spezifischen<br />
Kontext erst entstehen. Lana Art sucht<br />
Skulpturen und Environments, die für definierte Orte<br />
in unserer unmittelbaren Umwelt errichtet werden,<br />
Kunstwerke, die nur an ihrem Ort ihre Aura zu entfalten<br />
vermögen. Dezentrale Plätze, Industriezonen,<br />
Peripherien, Flussbetten, Parks, Straßenböschungen<br />
sind uns dabei gerade recht. Eine Leitlinie vorzugeben<br />
würde bedeuten: Man wüsste schon vorher, wie<br />
diese Kunst auszusehen hätte. Fragen würden nie<br />
gestellt werden: Was soll die Kunst dort eigentlich?<br />
Welche Möglichkeiten, Handlungsräume zu erweitern<br />
haben wir überhaupt noch in unseren unmittelbaren<br />
Lebensumwelten. Zugespitzt formuliert müsste<br />
man heute sagen, wozu sollten wir mit der Kunst<br />
in die „unberührte“ Natur hinausgehen und damit<br />
die letzten vollkommenen „Restflächen“ stören,<br />
wenn es öffentliche Räume, Lebens-, Freizeit-, Arbeitsräume<br />
gibt, in denen man mit Kunst vielleicht<br />
noch etwas bewirken könnte. Wenn wir von Kunst<br />
im öffentlichen Raum sprechen, dann sind darunter<br />
Räume zu verstehen, die allen Menschen zugänglich<br />
sind. Von Stadt-, Dorf- und Landschaftsräumen,<br />
von Straßen, Plätzen und öffentlichen Bauten. All<br />
diese Räume sind Ausdruck unseres Kulturlebens.<br />
Wenn der öffentliche Raum nicht nur technisch-<br />
funktional definiert wird, sondern auch ein Ort für<br />
Kommunikation, kulturelle Begegnung und Auseinandersetzung<br />
sein soll, dann kommt der Kunst in<br />
ihm eine wichtige Rolle zu. Der Skulpturenwanderweg<br />
wird auch in den nächsten Jahren mit seinem<br />
unverwechselbaren Konzept fortgesetzt werden.<br />
Weitere KünstlerInnen werden nach Südtirol kommen<br />
und ihre eigenen Projekte vor Ort verwirklichen<br />
und damit ihren Beitrag zu einer spezifischen<br />
Kunst im öffentlichen Raum leisten.<br />
Erika Inger, Wolfgang Wohlfahrt<br />
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