80 Ausstellungen / Mostre – Die Zukunft der Natur. Landesausstellung 05 4 Veranstalter Land Tirol in Zusammenarbeit mit der Aut. Provinz Bozen-Südtirol und der Aut. Provinz Trient Durchführung Tiroler LandesmuseumFerdinandeum mit Stadt Hall i.T., Alpinarium Galtür Dokumentation GmbH Projektsteuerung Andreas Braun, Direktor der Swarovski Kristallwelten; Martin Heller, heller enterprises, Zürich; Christoph Mader, Amt d. Tiroler Landesregierung, Vorstand Abteilung Kultur Projektleitung Tiroler Landesinstitut, Benedikt Erhard, Innsbruck Autoren Alpinarium Galtür: Holzer Kobler Architekturen, Zürich, und Franziska Bark, Zürich/Berlin – Aus- stellung; Arch. Helmut Reitter, Innsbruck – Turm Salzlager Hall: e2a; eckert eckert architekten ag, Zürich/Via Lewandowsky, Berlin/Schweingruber Zulauf, Zürich Kosten 5 Mio. Euro, etwa zu je einem Drittel vom Land Tirol (inkl. Beiträge aus Südtirol und Trentino), den Standortgemeinden sowie durch Erträge aus Eintritten und Sponsoring aufgebracht. 4 Eine 3 m breite Röhre als Verbindungselement der Ausstellungsräume 5 Der 15 m hohe Turm aus 7000 Baustämmen 6 Wer in den Bergen lebt, muss sich anpassen Fotos Guenther R. Wett und in der Mauer erzählt von den Lebensstrategien der Menschen, der Tiere und Pflanzen unter den oft extremen Bedingungen des Gebirges. Wie in Hall hat jeder der 5 Ausstellungsräume ein bestimmtes Thema. Der erste Raum bietet einen künstlerischabstrakten Ansatz, sich mit dem Thema zu befassen: Man betritt einen verspiegelten Raum, in dem das Gebirge von der Decke herunterhängt und der Besucher akustisch stimuliert wird. Ein weiterer Raum stellt der Flora und Fauna, die sich an die Bedingungen der Bergwelt angepasst haben, die Hilfsmittel gegenüber, die der Mensch ver- wenden muss, um sich zumindest halbwegs ähnlich anpassen zu können. Man erkennt, dass es der Mensch nur mit einem unverhältnismäßig großen Aufwand an High- Tech und Chemie schafft, in der extremen Bergwelt so leben zu können, wie vergleichsweise die Hauswurz, eine Gämse oder das Murmeltier. Da die Schutzmauer gegen Lawinen von der Straße aus nicht sichtbar ist, wurde sozusagen als temporärer Eingang, den man über einen eigens markierten Weg erreicht, ein Turm aus tausenden von rohen Baumstämmen errichtet, dessen Teile nach dem Ende der Ausstellung verkauft bzw. als Brücke recycelt werden. Wenn die ersten Räume das Thema Leben in den Bergen allgemein behandeln, und ein Zusammenhang mit dem ersten Teil der Ausstellung in Hall eher sichtbar ist, sind die folgenden Räume sehr speziell auf das Paznauntal und Galtür im Besonderen zugeschnitten. Gerade der Raum mit dem März Marzo 2006 <strong>turrisbabel</strong> <strong>69</strong> Thema „Wer in den Bergen lebt, muss sich vermarkten und das ganz Eigene pflegen“ scheint besonders auf den Charakter unserer nördlichen Nachbarn zugeschnitten zu sein, sich zu vermarkten einerseits, aber trotzdem besondere Eigenheiten, Riten oder Brauchtümer zu bewahren. Diese Eigenschaften für die Bergbevölkerung oder auch nur für die Alpenbewohner zu verallgemeinern, ist sicher nicht angemessen. Das „Eigene gepflegt“ wird auf der ganzen Welt, im Flachland und am Meer genauso, und in der Eigenschaft „sich zu vermarkten“ stechen im gesamten Alpenbogen die Nordtiroler deutlich hervor. In diesem Zusammenhang sei daran erinnert, dass sich speziell die Nordtiroler schon vor mehreren hunderten Jahren als exotische Figuren mit Ihren Trachten und den Jodlern auf den europäischen Fürstenhöfen zur Schau gestellt haben. Fast als Kompensation dieses „sich Vermarktens“ haben sie Bräuche entwickelt, die sie fast nur unter sich ausspielen, wie zum Beispiel das Murmeltieressen oder das Verlosen der Kontingente, die normalerweise geschützten Enzianwurzeln graben zu dürfen. Durch ein kulturelles Rahmenprogramm wird versucht, den Diskurs zum Thema der Ausstellung anzuregen, so zum Beispiel mit dem Projekt „Wasserschule“, welches das Bewusstsein für die Bedeutung des Wassers als Lebensraum und lebensnotwendige Ressource fördern möchte, oder durch ein Netz von Themenwanderwegen in Galtür, die das Angebot ergänzen. Zur Ausstellung ist ein Buch im Tappeiner Verlag Lana erschienen.
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