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german open 2012 - Erste Westernreiter Union Deutschland e.V.

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horsemanship<br />

ich dann immer sage: „Ab morgen wird alles anders“ und alle Probleme<br />

hinten an stelle, weil sie sich bis zum Ende des Vortrages sowieso in Luft<br />

aufl ösen. Ungläubiges Staunen, Murren und Ungeduld machen sich breit.<br />

Jeder will doch nur die Lösung für dies oder das. Aber so geht das nicht<br />

– ich bin kein Tablettenverkäufer, ich sehe mich nur als „Heil-Helfer“. Und<br />

Helfer setzen da an, sich selbst überfl üssig zu machen, damit man in keine<br />

Abhängigkeit gerät. Ich bin ein Simultanübersetzer für den Horsecode.<br />

Glück, Spaß und Lebensfreude zwischen Menschen und Pferden sind dann<br />

das Ergebnis, das jeder für sich selbst fi ndet und nur für die, die verstehen<br />

wollen und das, was ich übersetzt habe, auch umsetzen möchten.<br />

■ Der Horsecode - eine Lebenseinstellung<br />

Wer den Horsecode versteht und lebt wird sich wundern, wenn der Nutzen,<br />

nach dem alle suchen, so nebensächlich ist, weil er sowieso da ist und<br />

darüber dann einfach der Spaß kommt. Alle Pferde können in den Hänger<br />

einsteigen, über Planen gehen, über Hindernisse springen, Galoppwechsel<br />

machen und beim Hufschmied ein Bein heben. – Aber warum müssen wir<br />

es ihnen dann mit den verschiedensten Methoden, blauen Fähnchen und<br />

Glücksgebissen beibringen? Weil sie es nicht dann machen, wenn wir es<br />

wollen. Weil es für sie keinen Sinn macht, es nur zu machen, weil wir es<br />

wollen. Ich habe in der Natur nie gesehen, dass die Leitstute den anderen<br />

beibringen muss, wie man einen Fluss durchquert – sie tut es einfach, und<br />

alle anderen machen mit. Und nur aus dem einzigen Grund, der wirklich<br />

funktioniert: Vertrauen, das sie im Auge des anderen sehen. Das Vertrauen,<br />

dass der andere nicht nur den eigenen Nutzen im Sinn hat, sondern<br />

dass es einem selbst auch besser geht, wenn man folgt. Und dieses Vertrauen<br />

verdiene ich mir nur, in dem alle jederzeit fragen dürfen und ich die<br />

Antworten habe.<br />

■ Gestern und Morgen vergessen<br />

So einfach der Horsecode ist, so schwer ist es, ihn anzuwenden. Nicht weil<br />

er zu kompliziert ist, sondern weil er zu einfach ist. Es ist so einfach, im<br />

Jetzt zu sein, die Schuld nicht beim Anderen zu suchen, dem Anderen zuzuhören,<br />

den Anderen zu sehen und Spaß zu haben. Aber warum gibt es<br />

dann zu jedem dieser Themen hunderte von Lebensratgebern? Weil in keinem<br />

dieser Bücher Lehrer und Schüler stecken, sondern nur Methoden, die<br />

die Verantwortung instrumentalisieren und nicht leben.<br />

WESTERNREITER – August <strong>2012</strong><br />

Erst der Lehrer, der unerbittlich fragt, bis ich eine Antwort habe und der<br />

sofort belohnt, wenn die Antwort richtig ist, lehrt diesen Code. Ich muss<br />

nur verstehen, dass er ein Lehrer und gleichzeitig ein Schüler ist und dass<br />

er sich nie darum kümmert, wieviel falsche Antworten ich gegeben habe,<br />

sondern nur grünes Licht gibt, wenn es richtig war. Dafür muss ich das offen<br />

annehmen und mich selbst solange korrigieren, bis ich das grüne Licht<br />

bekomme, und nicht versuchen, in die Ampel selbst Knöpfe einzubauen,<br />

die ich dann bediene, wenn es mir gefällt.<br />

■ Echte Partnerschaft erleben<br />

Der Horsecode ist nicht meine Erfi ndung, sondern der Kern der Lehren der<br />

echten Horsemen und aller Pferde und Menschen, denen ich helfen durfte.<br />

Ich kann ihn erklären, aber leben muss ihn jeder selbst. Aber ich kann<br />

versprechen, dass jeder, der das umsetzt, seinen jeweiligen Alltagsnutzen<br />

geschenkt bekommt und die Lebensfreude mit dem Partner Pferd im Vordergrund<br />

erleben wird. Diese Pferde werden nicht mehr kommunizieren:<br />

„Für einen Menschen ist er ganz in Ordnung“ sondern „Schön, dass wir<br />

was zusammen machen“.<br />

Alle Pferde, die so einen Partner gefunden haben, erkennt man ganz<br />

schnell, wenn man sich vor sie stellt. Sie schauen einen direkt fragend<br />

in die Augen und nicht fragend auf unsere Hände, Gerten, Hosentaschen<br />

oder nach den anderen Pferden hinter unserem Rücken.<br />

»Warum in die Ferne schweifen?<br />

Sieh, das Gute liegt so nah!«<br />

nach Johann Wolfgang von Goethe<br />

Eine Schülerin von mir hat mir einen Tagebucheintrag geschickt, der das,<br />

was ich sagen möchte, genau ausdrückt und mich sehr berührt hat. Sie<br />

war wirklich da angekommen, wo ich die Menschen hinschicken möchte:<br />

„Nach den Übungen ist es passiert. Ich wandte mich von Neo<br />

ab – er hielt Abstand und ich fi ng an schneller zu laufen – und<br />

er tat es auch ... ich rannte – und er tat es auch. Und es hört<br />

sich blöd an, aber ich wusste, dass er es tun wird – ich habe<br />

es einfach gespürt. Er hielt dabei immer genug Abstand von<br />

mir, aber er rannte um mich herum und wenn ich die Seiten<br />

wechselte tat er es auch! Es war wie spielen! Irgendetwas<br />

fl oss durch mich durch ... ich weiß nicht, was es war, aber ich<br />

hatte für einen kurzen Moment das Gefühl, dass Neo und ich<br />

zum ersten Mal miteinander gesprochen haben. Es hat mich<br />

sehr berührt! Und es hat sich so echt angefühlt, als würde<br />

die Welt für einen Moment stehen bleiben ...“<br />

Tanja S.<br />

Über Hardy Lahn<br />

Hardy Lahn arbeitet seit über 15 Jahren mit Pferden und hat bei internationalen<br />

Horsemen gelernt (Pat Parelli, GaWaNi Pony Boy, Fabio<br />

Tascone, Peter Campbell). Er hat mit mehr als 140 Pferden verschiedener<br />

Rassen sowie Wildpferden seine Erfahrungen gesammelt und<br />

lebt und arbeitet in der Nähe von München. Außer mit Menschen<br />

und ihren Pferden verbringt er seine Zeit hauptberufl ich als Designer<br />

und Photograph. Kontakt für Seminare, Einzelstunden, Hilfe bei Problempferden<br />

und Theorievorträge: „Kommunikation Menschen und<br />

Pferde“ unter http://www.menandhorses.com

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