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german open 2012 - Erste Westernreiter Union Deutschland e.V.

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26<br />

przewalskipferde<br />

erhalten, setzt man Pferde und Rinder ein, um<br />

die Flächen zu beweiden. Das robuste Urwildpferd<br />

ist hierfür ein perfekter Kandidat. Neben<br />

diesen Beweidungsprojekten haben sich auch<br />

anderweitige Gehege etabliert, in denen die<br />

Takhis gehalten werden. Man versucht dabei so<br />

wenig wie möglich in das Leben der Pferde einzugreifen,<br />

dennoch ist es in strengen Wintern<br />

manchmal doch nötig, Heu zuzufüttern, wie die<br />

Gebietsbetreuerin des Reservats im Tennenloher<br />

Forst, Wiebka Bromisch, berichtet. Auch kranke<br />

Pferde werden mit Medikamenten versorgt.<br />

Bekannte so genannte Semi-Reservate stellen<br />

beispielsweise die Schorfheide in Bandenburg,<br />

der Naturpark Lelystad in Holland, Buchara in<br />

Usbekistan, der Tennenloher Forst in Bayern,<br />

das Reservat Sprakel im Emsland, der Clocaenog<br />

Forest in England, Askania Nova in der<br />

Ukraine, dem Reservat Le Villaret in Frankreich,<br />

Altyn Emel in Kasachstan oder der Nationalpark<br />

Neusiedler See im österreichischen Burgenland<br />

dar. Dabei werden jeweils eine kleine Gruppe<br />

von Pferden gehalten, wobei zu Zuchtzwecken<br />

einzelne Tiere untereinander ausgetauscht werden.<br />

So wurde im Mai <strong>2012</strong> vom Tierfreigehege<br />

in Ludwigsthal im Bayerischen Wald der Hengst<br />

Karol in die reine Hengstgruppe nach Tennenlohe<br />

gebracht, weil er zu alt und damit zu aggressiv<br />

geworden war, um in der Ludwigsthaler<br />

Gruppe zu verbleiben. In Ludwigsthal steht eine<br />

gemischte Herde mit einem Hengst, der 2011<br />

aus Tennenlohe umgesiedelt wurde, der vorige<br />

Hengst ging dafür nach Berlin. Somit sorgt man<br />

für frisches Blut und beugt möglichst Inzuchten<br />

vor.<br />

■ Aussterben vorprogrammiert?<br />

Die Austauschprogramme erfordern ein ausgeklügeltes<br />

System, um die Inzucht zu verhindern.<br />

Aufgrund der geringen Anzahl von Pferden, mit<br />

denen man die Nachzucht der Rasse beginnen<br />

musste, ist der Genpool bereits stark verarmt,<br />

so dass es zu Trächtigkeitsproblemen und Degenerationserscheinungen<br />

kommt. Um das Fortbestehen<br />

einer Art zu sichern, sollten mindestens<br />

10000 Exemplare zur Verfügung stehen, leider<br />

aber existieren aktuell lediglich 2000 Individuen<br />

der Rasse. Ein Pfleger der Przewalskipferde<br />

in Ludwigsthal sieht deshalb keine guten Chancen<br />

für den langfristigen Fortbestand der Rasse.<br />

„Ich fürchte, die Przewalskis werden trotz aller<br />

Bemühungen über kurz oder lang aussterben“,<br />

erzählt er wehmütig, „die degenerativen Erscheinungen<br />

infolge der unvermeidlichen Inzucht<br />

aufgrund zu weniger Individuen fordern<br />

ihren Tribut.“<br />

Das Europäische Erhaltungszucht-Programm für<br />

Przewalskipferde (EEPP) sieht die Wiedereinbürgerung<br />

von ingezüchteten Pferden ebenfalls<br />

skeptisch: Von den Pferden werde eine große<br />

Anpassungsfähigkeit an die neue Umgebung<br />

verlangt. Viele untereinander eng verwandte<br />

Pferde würde zur Folge haben, dass der Genpool<br />

nicht variabel genug wäre. Eine hohe Variabilität<br />

wäre allerdings Voraussetzung, um<br />

starke Individuen hervorzubringen, die den<br />

Umweltbedingungen und Lebensumständen<br />

gewachsen seien.<br />

Andere Institutionen sind zuversichtlicher und<br />

hoffen auf eine langfristige Etablierung der Rasse<br />

in der mongolischen Heimat. Auch im ungarischen<br />

Nationalpark Hortobágy werden Przewalskipferde<br />

ausgewildert. Auf über 100000<br />

Hektar breitet sich das größte mitteleuropäische<br />

Steppengebiet aus, in welches das 2400 Hektar<br />

große Semi-Reservat, ein Gebiet namens Pentezug,<br />

integriert ist. Hier erhofft man sich unter<br />

anderem Erkenntnisse über die soziale Strukturierung<br />

der als besonders aggressiv geltenden<br />

Wildpferde. Auch die Zuchtbemühungen kön-<br />

WESTERNREITER – August <strong>2012</strong><br />

nen sich sehen lassen. Vor allem hat die Kölner<br />

Stute „Ashnai“ mit seit sieben Jahren jährlich<br />

einem Fohlen einen großen Betrag zur Arterhaltung<br />

geleistet.<br />

■ Herbe Rückschläge und neue Hoffnung<br />

Nicht alle Auswilderungsversuche waren von<br />

Erfolg gekrönt. Im Jahr Sommer 2003 wurden<br />

vom Zoo Hellabrunn in München acht Przewalskipferde<br />

zunächst nach Altyn Emel gebracht,<br />

einem etwa drei Hektar großem Gehege, in<br />

dem sich die Pferde aklimatisieren sollten. Leider<br />

überlebten drei Pferde das erste Jahr nicht.<br />

Zwei Pferde erkrankten und starben an Frühsommermeningitis,<br />

ein Pferd blieb vermisst. Mit<br />

Impfungen versuchte man, die gesundheitlichen<br />

Probleme in den Griff bekommen. Doch auch<br />

hier sieht man die Wiedereinbürgerungsversuche<br />

kritisch, weil die Tiere einer einzigen Linie<br />

entstammen und sich keine genetische Vielfalt<br />

entwickeln kann.<br />

Allen Unkenrufen zum Trotz entwickelte sich<br />

die Pferdepopulation der ausgewilderten Pferde<br />

recht positiv. Die Anzahl der Pferde stieg<br />

auf 137 Takhi an, bis der sehr strenge Winter<br />

2009/2010 seinen Tribut forderte: 89 Pferde<br />

mussten ihr Leben lassen. Sie verhungerten<br />

oder erfroren. Auch mehrere Tausend Schafe<br />

und viele Rinder fielen dem harten Winter zum<br />

Opfer. Für die Wiederansiedelungsprojekte war<br />

dies ein herber Rückschlag.<br />

Mittlerweile sind diverse Auswilderungprojekte<br />

auf Eis gelegt worden, zumal der Transport eines<br />

Pferdes in die Mongolei mit immensen Kosten<br />

verbunden ist. In nächster Zeit sind deshalb<br />

keine Pferdetransporte in die Mongolei oder<br />

nach Kasachstan geplant. Dennoch bleiben die<br />

Bemühungen nicht aus, die Art langfristig zu<br />

erhalten. Eine feste Etablierung in der mongolischen<br />

Heimat scheint zwar nicht so schnell, aber<br />

hoffentlich in der Zukunft doch möglich zu sein.

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