hört auf zu lernen - fangt an zu denken - JungdemokratInnen/Junge ...
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<strong>f<strong>an</strong>gt</strong> <strong>an</strong> <strong>zu</strong> <strong>denken</strong> ! 19<br />
Der geheime<br />
Lehrpl<strong>an</strong><br />
Eigentlich ist der geheime Lehrpl<strong>an</strong><br />
eine ziemlich öffentliche Angelegenheit.<br />
Aber er ist nirgendwo festgelegt<br />
und steht in keinem Lehrpl<strong>an</strong>, sondern<br />
ist struktureller Best<strong>an</strong>dteil von Schule.<br />
Als Wichtigstes <strong>lernen</strong> SchülerInnen,<br />
die fremde Verfügungsgewalt über ihre<br />
Lebenszeit durch <strong>an</strong>dere <strong>zu</strong> akzeptieren:<br />
Was sie tun und lassen, ist nicht<br />
ihre Entscheidung, sondern die <strong>an</strong>derer.<br />
Das fängt beim Zw<strong>an</strong>g, pünktlich<br />
<strong>zu</strong> sein, <strong>an</strong> und äußert sich in solchen<br />
Absurditäten, dass SchülerInnen, die<br />
kr<strong>an</strong>k waren, sich entschuldigen müssen<br />
- also den Beweis <strong>an</strong>treten müssen,<br />
dass sie tatsächlich nicht da sein<br />
konnten. Dahinter steckt eben nicht<br />
nur berechtigtes Mißtrauen der Insti-<br />
tution gegen die SchülerInnen, die sich<br />
über ihre Attraktivität für ihre<br />
InsassInnen augenscheinlich keinerlei<br />
Illusionen macht. Sondern auch die<br />
Botschaft: "Deine Zeit ge<strong>hört</strong> nicht<br />
Dir". Ohne dies wäre das Umschalten<br />
der Aufmerksamkeit zwischen verschiedenen<br />
Themen im 45-Minuten-<br />
Takt gar nicht machbar - <strong>zu</strong>mal die<br />
Themen von <strong>an</strong>deren vorgegeben und<br />
festgelegt werden. Zusätzlich <strong>lernen</strong><br />
SchülerInnen das Leben und Arbeiten<br />
in Zw<strong>an</strong>gskollektiven, mit denen sie<br />
sich identifizieren sollen (Klassengemeinschaft<br />
heißt sowas d<strong>an</strong>n). Das<br />
heißt, sie bekommen g<strong>an</strong>z beiläufig<br />
vermittelt, dass sie sich die Umstände,<br />
unter denen sie leben und arbeiten,<br />
nicht aussuchen können, sondern<br />
sie als natürlich/gottgegeben ("Geht ja<br />
nicht <strong>an</strong>ders") <strong>zu</strong> akzeptieren haben.<br />
Gleichzeitig <strong>lernen</strong> SchülerInnen, entfremdet<br />
<strong>zu</strong> <strong>lernen</strong> und <strong>zu</strong> arbeiten. Das<br />
heißt, Dinge <strong>zu</strong> tun, von denen sie nicht<br />
wissen, wo<strong>zu</strong> sie gut sein sollen. Sie<br />
<strong>lernen</strong>, eine Aufgabe <strong>zu</strong> erfüllen, ohne<br />
l<strong>an</strong>ge nach dem Wieso und Warum <strong>zu</strong><br />
fragen oder sich eigenständige Ged<strong>an</strong>ken<br />
<strong>zu</strong> machen. Dies führt d<strong>an</strong>n <strong>zu</strong>r<br />
"gelernten Hilflosigkeit", <strong>zu</strong> jener Form<br />
von Passivität, die Schule herbeiführt,<br />
um sie d<strong>an</strong>n per Zw<strong>an</strong>g <strong>zu</strong> überwinden.<br />
Eigene Interessen, Lieblingsthemen,<br />
sp<strong>an</strong>nende Diskussionen müssen<br />
links liegengelassen werden - und später<br />
heißt es d<strong>an</strong>n, m<strong>an</strong> müsse die Kinder<br />
<strong>zu</strong>m Lernen zwingen, weil sie ja<br />
sonst nichts <strong>lernen</strong> wollten und niemals<br />
schreiben lernten.<br />
Lernen verstehen SchülerInnen unter<br />
diesem Zw<strong>an</strong>g d<strong>an</strong>n als "Leistung", das<br />
heißt als Arbeit pro Zeit. Gute<br />
SchülerInnen <strong>lernen</strong> möglichst viel in<br />
möglichst wenig Zeit. Der Inhalt ist<br />
dabei entgegen dem Gerede von der<br />
"Allgemeinbildung" herzlich egal - die