hört auf zu lernen - fangt an zu denken - JungdemokratInnen/Junge ...
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<strong>f<strong>an</strong>gt</strong> <strong>an</strong> <strong>zu</strong> <strong>denken</strong> ! 21<br />
spont<strong>an</strong>, ich k<strong>an</strong>n... Diese Trennung<br />
von öffentlicher und privater Sphäre<br />
ge<strong>hört</strong> auch <strong>zu</strong> den Sozialisationserfolgen<br />
der Schule.<br />
In der Grundschule stehen Disziplin,<br />
Ordnung, Pünktlichkeit und Einschränkung<br />
der eigenen Spont<strong>an</strong>eität <strong>auf</strong><br />
dem geheimen Lehrpl<strong>an</strong>. Meistens<br />
macht das Lernen den Kindern noch<br />
Spaß, und seit die rigiden<br />
Disziplinierungsrituale abgeschafft<br />
worden sind, scheint die Grundschule<br />
aushaltbar. Vor allem nähern sich die<br />
GrundschullehrerInnen meistens mit<br />
onkel- und t<strong>an</strong>tenhafter Betulichkeit<br />
den Kindern und tun mehr, als nur<br />
Sachzwänge exekutieren.<br />
In der Mittelstufe werden Selektion und<br />
Konkurrenz wichtig. Um diese aus<strong>zu</strong>halten,<br />
müssen SchülerInnen ihre Unlust<br />
selber überwinden, d.h. <strong>zu</strong> sich<br />
selbst und den eigenen Bedürfnissen<br />
ein im schlimmsten Sinne "sachliches"<br />
Verhältnis einnehmen. In der Mittel-<br />
stufe verlieren - natürlich hängt<br />
das auch mit der schwierigen<br />
Lebensphase Pubertät <strong>zu</strong>sammen,<br />
deren Komplikationen<br />
LehrerInnen nur als Störfaktor<br />
<strong>an</strong>sehen - SchülerInnen auch<br />
das letzte Quentchen Lust am<br />
Lernen; hier treten die unterschiedlichen<br />
"Begabungen",<br />
sich den schulischen Zwängen<br />
<strong>an</strong><strong>zu</strong>passen und sie <strong>zu</strong> verinnerlichen,<br />
in Form guter und<br />
schlechter Noten weiter ausein<strong>an</strong>der.<br />
In der Oberstufe des Gymnasiums<br />
genießen die<br />
SchülerInnen demgegenüber<br />
eine hierarchisierte, bürokratisierte<br />
Freiheit relativer Wahl<br />
der Lerngruppe unter den Bedingungen<br />
von Anonymität und<br />
der Themen. Allerdings ist das<br />
Lernen als Individuum unter<br />
den Bedingungen von Anonymität und<br />
Vereinzelung ein hartes Geschäft -<br />
wer's durchsteht, ist <strong>auf</strong> die Uni gut<br />
vorbereitet. OberstufenschülerInnen<br />
haben es noch mehr als SchülerInnen<br />
<strong>an</strong>derer Schulstufen bzw. -arten dr<strong>auf</strong>,<br />
Wissen unter dem Aspekt des Tauschwerts<br />
<strong>zu</strong> betrachten (wie viele Punkte<br />
bringt mir der Kurs?). Im besten Fall<br />
wird der Gebrauchswert in Augenschein<br />
genommen (was k<strong>an</strong>n ich damit<br />
<strong>an</strong>f<strong>an</strong>gen?). Die Vorstellung, etwas<br />
<strong>zu</strong> <strong>lernen</strong>, ohne direkt den Nutzen davon<br />
bestimmen <strong>zu</strong> können, ist durch<br />
die schulische Praxis grundlegend versaut<br />
worden.<br />
Fr<strong>an</strong>k-Oliver Sobich/Michael Schulte