hört auf zu lernen - fangt an zu denken - JungdemokratInnen/Junge ...
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6 Hört <strong>auf</strong> <strong>zu</strong> <strong>lernen</strong> -<br />
1.3. Das erste Drittel des 19. Jahrhunderts<br />
Das 19. Jahrhundert brachte die endgültige<br />
Absage <strong>an</strong> die Ständegesellschaft<br />
und in einer Art Modernisierung<br />
von oben die Vorausset<strong>zu</strong>ngen<br />
für eine liberalkapitalistische Klassengesellschaft.<br />
Träger dieser Veränderung<br />
war vor allem die Bürokratie.<br />
Ziele dieser Veränderung waren eine<br />
florierende Wirtschaft und eine vom<br />
Patriotismus getragene und daher wieder<br />
siegreiche Armee.<br />
Der Wille <strong>zu</strong>r Veränderung m<strong>an</strong>ifestierte<br />
sich <strong>zu</strong>nächst in den preußischen<br />
Reformgesetzen von 1807. Diese umfaßten<br />
konkret:<br />
1) die Agrarreformen ("Bauernbefreiung"),<br />
die <strong>zu</strong>r Neuordnung der<br />
Eigentumsverhältnisse <strong>auf</strong> dem L<strong>an</strong>d<br />
im privatkapitalistischen Sinne führten,<br />
sowie <strong>zu</strong>r Mobilität von Arbeitskräften.<br />
2) die Einführung der Gewerbefreiheit,<br />
die gleichfalls <strong>zu</strong>r Mobilität von Kapital<br />
und Arbeit führte und die Marktkräfte<br />
<strong>zu</strong>m Regulativ wirtschaftlicher Tätigkeit<br />
machte.<br />
3) die Städteordnung, die dem <strong>zu</strong> erwartenden<br />
gestärktem Wirtschaftsbürgertum<br />
<strong>auf</strong> der kommunalen Ebene<br />
die politische Selbsttätigkeit einräumte.<br />
Diese Reformen waren abstrakt <strong>auf</strong> die<br />
freie Entfaltung aller Individuen ausgerichtet.<br />
Wenn m<strong>an</strong> jedoch beachtet,<br />
daß die alten Sicherungssysteme einfach<br />
nur wegfielen und nicht durch<br />
neue ersetzt wurden, und daß dieses<br />
<strong>zu</strong> großen sozialen Problemen führt<br />
(Bevölkerungsexplosion, Über<strong>an</strong>gebot<br />
<strong>an</strong> Arbeitskräften, Verarmung, Kinderarbeit<br />
usw.), so zeigt sich, daß sie konkret<br />
lediglich <strong>auf</strong> die Interessen bürgerlicher<br />
Privatproduzenten <strong>zu</strong>geschnitten<br />
sind.<br />
1.4. Das bildungspolitische<br />
Reformprogramm des Neuhum<strong>an</strong>ismus<br />
Die Reformer des Neuhum<strong>an</strong>ismus erhoben<br />
die Forderung, allen Mitgliedern<br />
der Gesellschaft eine allgemeine Bildung<br />
<strong>zu</strong> gar<strong>an</strong>tieren. Betrachtet m<strong>an</strong><br />
jedoch die soziale Realität, so mußte<br />
dieser Anspruch von vornherein unerfüllbar<br />
bleiben, <strong>zu</strong>mal die überwiegende<br />
Mehrheit der Reformer die sozialen<br />
Ungleichheiten als gerade<strong>zu</strong> schicksalhaft<br />
betrachteten und dieses nicht als<br />
staatlich <strong>zu</strong> bearbeitendes Problemfeld<br />
erk<strong>an</strong>nten.<br />
In der Tat war die Entwicklung gegenteilig.<br />
Die Reformer setzten eine stärkere<br />
staatsfunktionale Verkoppelung<br />
der Bildung durch, der erzielte Abschluß<br />
war ausschlaggebend dafür, ob<br />
m<strong>an</strong> bestimmte Positionen innerhalb<br />
des Staatswesens einnehmen konnte<br />
oder nicht. Gleichzeitig war es so, daß<br />
sich das Niveau der höheren Schulen<br />
stark weiterentwickelte, wohingegen<br />
das Niveau der L<strong>an</strong>dschulen oft noch<br />
hinter den sowieso schon niedrig <strong>an</strong>gelegten<br />
Anforderungen <strong>zu</strong>rückst<strong>an</strong>d.<br />
Nachdem m<strong>an</strong> gerade mit dem Abbau<br />
geburtsständischer Privilegien begonnen<br />
hatte, übernahm der Bildungssektor<br />
immer stärker die Funktion, neu<br />
entst<strong>an</strong>dene gesellschaftliche Hierarchien<br />
ab<strong>zu</strong>sichern.<br />
1.5. Anpassung des Schulwesens<br />
<strong>an</strong> die Interessen der Privatindustrie<br />
Das höhere Schulwesen des 19. Jahrhunderts<br />
war <strong>zu</strong>nächst ausschließlich<br />
<strong>an</strong> den Bedürfnissen der gehobenen<br />
Bürokratie orientiert. Dies führte <strong>zu</strong><br />
Konflikten mit der erstarkenden Industrie,<br />
die Probleme hatte, ihre benötigten<br />
Führungskräfte <strong>zu</strong> rekrutieren,<br />
da sie dabei nicht <strong>auf</strong> ein etabliertes<br />
Vorbildungssystem Be<strong>zu</strong>g nehmen<br />
konnte. Die Ausein<strong>an</strong>derset<strong>zu</strong>ngen<br />
wurden vor allen Dingen um die Anerkennung<br />
der Gleichwertigkeit des Realschulwesens<br />
und der Technischen<br />
Hochschulen geführt. Die Bürokratie<br />
und die adeligen Großgrundbesitzer<br />
sperrten sich jedoch gegen eine solche<br />
Anerkennung, da sie durch eine<br />
Verbreiterung des höheren Bildungs-