hört auf zu lernen - fangt an zu denken - JungdemokratInnen/Junge ...
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<strong>f<strong>an</strong>gt</strong> <strong>an</strong> <strong>zu</strong> <strong>denken</strong> ! 33<br />
dert wurde. Erst mit der kulturrevolutionären<br />
Bewegung der<br />
68erInnen wurden wieder verstärkt<br />
Neuerungen in die Schulen getragen.<br />
Diese Neuerungen best<strong>an</strong>den vor allem<br />
in einem zivileren Umg<strong>an</strong>gston<br />
(wobei zivil hier wirklich als "weniger<br />
militärisch" <strong>zu</strong><br />
verstehen ist),<br />
und der Umset<strong>zu</strong>ng<br />
einiger der<br />
elementarsten<br />
und l<strong>an</strong>ge gesichertenErkenntnisse<br />
der<br />
L e r n -<br />
psychologie.<br />
Auch wurde vor<br />
allem in den sozialdemokratisch<br />
regierten<br />
Bundesländern<br />
in Ansätzen damit<br />
begonnen,<br />
neben dem direktabfragbarenFaktenwissen<br />
("Was ist 2+3?"; "Wie wurde<br />
Ludwig der XIV. gen<strong>an</strong>nt?"; etc.) <strong>zu</strong><br />
vermitteln, wie m<strong>an</strong> sich Wissen <strong>an</strong>eignen<br />
k<strong>an</strong>n und wie m<strong>an</strong> sich einen<br />
Überblick über Sachverhalte verschafft.<br />
Trotzdem ist die Schule von<br />
heute in der Regel immer noch eine,<br />
in der die SchülerInnen in neun bis<br />
dreizehn (m<strong>an</strong>chmal auch mehr) Jahren<br />
vor allem vermittelt bekommen,<br />
einigermaßen regelmäßig und pünktlich<br />
<strong>zu</strong> erscheinen und ohne ernsthaft<br />
den Sinn <strong>zu</strong> hinterfragen das <strong>zu</strong> tun,<br />
was einE LehrerIn ihnen sagt. Irgendw<strong>an</strong>n<br />
steigen sie ins Berufsleben ein,<br />
erscheinen einigermaßen regelmäßig<br />
und pünktlich und tun ohne ernsthaft<br />
den Sinn <strong>zu</strong> hinterfragen das, was einE<br />
ChefIn ihnen sagt. Früher war das gut<br />
für die Firmen. Heute jedoch hat die<br />
moderne Arbeitspsychologie dieses<br />
Verhältnis, das ein gewisser Karl Marx<br />
vor eineinhalb Jahrhunderten als "entfremdete<br />
Arbeit" kritisierte, als Pro-<br />
blem erk<strong>an</strong>nt. Viel mehr Profit lasse<br />
sich erzielen, wenn der einzelne Mitarbeiter<br />
sich als wichtigen Teil des Betriebes<br />
fühle, die Bedeutung seiner<br />
Tätigkeit für den Produktionsabl<strong>auf</strong><br />
erkenne und sich innovativ und kritisch<br />
mit Verbesserungsmöglichkeiten des<br />
Produktionsabl<strong>auf</strong>es ausein<strong>an</strong>dersetze.<br />
Dieser Mitarbeiter arbeite nämlich<br />
motivierter und daher effektiver und<br />
helfe gleichzeitig auch noch, Einsparungsmöglichkeiten<br />
in der Produktion<br />
<strong>auf</strong><strong>zu</strong>decken, die die Ingenieurin im<br />
praxisfernen Pl<strong>an</strong>ungsbüro mitunter<br />
kaum finden könne.<br />
Die Wirtschaft will Schulreformen,<br />
die Linke dreißig Jahre gefordert<br />
haben. Wen wundert's?<br />
Auch einfache ArbeiterInnen und Angestellte<br />
müssen heute mit<strong>denken</strong>: Sie<br />
sollen die Produktivität durch "kritischen<br />
Dialog" verbessern helfen, im<br />
Team arbeiten, weil das effektiver ist,<br />
alle paar Jahre mit grundlegend neuen<br />
Technologien <strong>zu</strong>recht kommen, flexibel<br />
sein was Arbeitsort und -zeit <strong>an</strong>geht.<br />
Das aber lernten sie bisher kaum<br />
in der Schule. So wird verständlich,<br />
warum jetzt, fast dreißig Jahre nach<br />
den 68erInnen, plötzlich auch Hilmar<br />
Kopper von der Deutschen B<strong>an</strong>k AG,<br />
Professor Doktor Doktor Peter Meyer-<br />
Dohm von der "Volkswagenstiftung"<br />
und Gisa Schultze-Wolters für IBM<br />
Deutschl<strong>an</strong>d als Co-AutorInnen des<br />
Bildungskommissionsberichts Forderungen<br />
nach grundlegenden Reformen<br />
des schulischen Lernens unterstützen,<br />
hin <strong>zu</strong>r Vermittlung von Kritik- und<br />
Teamfähigkeit und Flexibilität. Mit Tränen<br />
der Rührung in den Augen gibt eine<br />
einst kämpferische Grüne Stadtverordnete<br />
<strong>zu</strong>: "Der Bildungskommissionsbericht<br />
sagt genau das, was wir immer<br />
schon wollten."<br />
Ein Umst<strong>an</strong>d kommt dem Kapitalistenpack<br />
mit seinen Forderungen besonders<br />
<strong>zu</strong>r Hilfe: Die Leere in den öffentlichen<br />
Kassen. Bei gewöhnlicher staatlicher<br />
Fin<strong>an</strong>zierung könnte sich aus den