Eliten und Untertanen.pdf - AStA Uni Hannover
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einleitung<br />
Wenn in den vergangenen Jahren in den Medien über studentische Verbindungen<br />
berichtet wurde, dann meist im Zusammenhang mit Rechtsextremismus:<br />
Im Juni 2001 warnte der bayrische Innenminister Günther Beckstein<br />
(CSU) vor einer Unterwanderung der Hochschulen durch rechtsextreme<br />
Verbindungsstudenten. Gute Gründe für diese Warnung gab es gleich vor der<br />
Haustür: Die Burschenschaft Danubia in München-Bogenhausen lädt seit Jahr<br />
<strong>und</strong> Tag bekannte Rechtsextremisten wie zum Beispiel Horst Mahler zu Vorträgen<br />
ein <strong>und</strong> versteckte Anfang 2001 den Nazi-Skinhead Christoph Schulte<br />
in ihrem Haus, der wegen eines politisch motivierten versuchten Mordes von der<br />
Polizei gesucht wurde.<br />
Die Danubia ist bei weitem nicht die einzige Verbindung, die unter Beobachtung<br />
des Verfassungsschutzes steht. Das gilt zum Beispiel auch für die Burschenschaft<br />
Dresdensia-Rugia aus Gießen, deren Mitglied Jürgen Gansel heute<br />
Abgeordneter der NPD im sächsischen Landtag ist <strong>und</strong> der in dieser Funktion<br />
im Januar 2005 den Luftangriff der Alliierten auf Dresden 1945 als „Bomben-<br />
Holocaust“ bezeichnet hat.<br />
Doch es soll nicht verschwiegen werden, dass die Verbindungen in den letzten<br />
Jahren überall auf Protest <strong>und</strong> Widerstand trafen, wo sie größere Veranstaltungen<br />
durchführen wollten: So versuchte Frankfurts Oberbürgermeisterin Petra<br />
Roth (CDU) 1997 (erfolglos), die Teilnahme der „Deutschen Burschenschaft“<br />
an einer Feier in der Paulskirche zu verhindern. 2002 sind auch Mitglieder der<br />
CDU-Jugendorganisationen „Junge <strong>Uni</strong>on“ <strong>und</strong> „Ring Christlich-Demokratischer<br />
Studenten“ (RCDS) gegen Verbindungsstudenten in den eigenen Reihen<br />
ins Feld gezogen <strong>und</strong> haben einige besonders unangenehme weil rechtsextreme<br />
Mitglieder aus dem RCDS Bonn ausgeschlossen. Meistens sind es Studierende<br />
selber, die gegen das Verbindungswesen protestieren; zuletzt demonstrierten<br />
150 Menschen im Februar 2005 in Braunschweig gegen die Burschenschaft<br />
„Thuringia“.<br />
Doch nicht alle studentischen Verbindungen haben Kontakte zur rechtsextremen<br />
Szene oder sind ein Teil davon. Bei allen handelt es sich aber letzlich um<br />
eine Form studentischer Organisation, die ihren Ursprung im vorletzten Jahrh<strong>und</strong>ert<br />
hatte <strong>und</strong> deren bis heute fortgeführten Traditionen von einem Welt<strong>und</strong><br />
Menschenbild zeugen, das in jener Zeit verhaftet <strong>und</strong> in vielfacher Hinsicht<br />
problematisch ist. Dies aufzuzeigen ist ein Anspruch des vorliegenden Readers,<br />
der in Zusammenarbeit mit dem <strong>AStA</strong> der <strong>Uni</strong>versität <strong>Hannover</strong> im Zeitraum<br />
von September 2004 bis März 2005 entstanden ist.<br />
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