Eliten und Untertanen.pdf - AStA Uni Hannover
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politischen Bewusstsein <strong>und</strong> Potenzial der Studierenden bedeuten:<br />
32<br />
„Einige dieser Entwicklungen sind für die politische Demokratie wie<br />
das gesellschaftliche Zusammenleben problematisch. Hier sei besonders<br />
darauf hingewiesen, dass die zunehmende politische Gleichgültigkeit<br />
unter den Studierenden ein Gutteil Verantwortungslosigkeit <strong>und</strong> eine<br />
Abnahme öffentlicher Tugenden enthält. Der Verzicht auf Partizipation<br />
<strong>und</strong> Engagement beinhaltet einen vielfach ressentimentgeladenen<br />
Rückzug, selbst bei vielen Studierenden, die sich noch Gedanken um<br />
Zukunft <strong>und</strong> Gesellschaft machen. Ein egoistischer Individualismus<br />
mit manchen Zügen des sozialen Autismus <strong>und</strong> von Inhumanität tritt<br />
in den Vordergr<strong>und</strong>, insbesondere bei jenen, die an die Schalthebel der<br />
Macht streben. Zudem werden einzelne politische Positionen wie Ausgrenzung<br />
von Ausländern oder die Abwehr kultureller Überfremdung<br />
von nicht wenigen Studierenden geteilt. Die größer gewordene Zahl<br />
national-konservativer bis rechts-reaktionärer Studierender, auch wenn<br />
sie nicht in Springerstiefeln auftreten <strong>und</strong> an den Hochschulen Gewalttaten<br />
ausüben, bleibt zu beachten. Denn im Fahrwasser des veränderten<br />
politischen Klimas <strong>und</strong> des gewissen politischen Vakuums haben <strong>und</strong><br />
sehen sie ihre Chance zur Einflussnahme.“ 16<br />
Politisches Engagement an Hochschulen ist out!<br />
Der Anspruch an einer eigenständigen politischen Aufgabe der Studierendenschaften,<br />
einer „studentischen Politik“, ist verloren gegangen. So finden<br />
Themen der Hochschulpolitik <strong>und</strong> studentische Politik als Mandat gegenüber<br />
Hochschule <strong>und</strong> Gesellschaft nur bei wenigen Studierenden Interesse oder<br />
Unterstützung – auch wenn es immer mal wieder Proteste gegen die unzureichende<br />
Ausstattung der Hochschulen oder Studiengebühren gab. 17 Es stehen<br />
eher die eigenen Belange im Vordergr<strong>und</strong> anstatt allgemeiner politisch gesellschaftlicher<br />
Streitpunkte. Hinzu kommt, dass sich die überwiegende Mehrheit<br />
die Studierenden weder als „Akteure einer lauten Rebellion verstehen, die sich<br />
durch sozialistische Ziele noch locken ließen, noch einer stillen Revolution, die<br />
sich auf den Weg der inneren Erneuerung machen oder führen ließen. Plakativ<br />
bilanziert: Sowohl die ‚laute’ Revolution wie die ‚stille’ Revolution haben ihre<br />
studentischen Kinder weitgehend verloren. Mehr <strong>und</strong> mehr macht sich eine eigentümliche<br />
Gleichgültigkeit breit, ein Rückzug auf die Zuschauerrolle. Eine<br />
Mischung aus Ernüchterung <strong>und</strong> Resignation ist eingetreten.“ 18<br />
In der westdeutschen Studierendenschaft hatten in den 1980er <strong>und</strong> 1990er<br />
Jahren das Ausmaß der Gegensätzlichkeit <strong>und</strong> die Tiefe mancher Kluft zwischen<br />
den politischen Lagern nachgelassen. Zurückzuführen ist dies auf das<br />
Erlahmen links-alternativer Handlungspotentiale, vor allem unter den SozialwissenschaftlerInnen,<br />
auf das Abrücken von sozialistischen Zielen <strong>und</strong> den<br />
Rückgang alternativer <strong>und</strong> ökologischer Wertüberzeugungen. Insofern nimmt