Eliten und Untertanen.pdf - AStA Uni Hannover
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Die Shell-Jugendstudie<br />
ist eine soziologische Untersuchung<br />
über Jugendliche in<br />
Deutschland, die seit 1952 in<br />
unregelmäßigen Abständen<br />
vom Mineralölkonzern Shell<br />
herausgegeben wird. Der<br />
Konzern nutzt die Studie für<br />
Marketing-Zwecke, nimmt<br />
inhaltlich aber keinerlei Einfluss.<br />
studentische Unterstützung, wie Sicherung der Marktwirtschaft, Stärkung des<br />
Wettbewerbs, Förderung technologischer Entwicklungen, härtere Bekämpfung<br />
der Kriminalität. Schließlich ist eine Abnahme weitreichender System- <strong>und</strong><br />
Herrschaftskritik zu verzeichnen; ein Verzicht darauf, die gesellschaftlichen<br />
Verhältnisse gr<strong>und</strong>legend in Zweifel zu ziehen, oder gar die Machtfrage zu stellen<br />
(bei aller Unzufriedenheit mit der Politik, auch der Hochschulpolitik). 9<br />
Obwohl die kritische <strong>und</strong> überwiegend ablehnende Haltung der Studierenden<br />
gegenüber der parlamentarischen Volksvertretung wie den etablierten Parteien,<br />
den Zielen <strong>und</strong> Leistungen der Politik, schon immer gering war, hat sich in den<br />
1990er Jahren die Distanz, vor allem bei den ostdeutschen Studierenden, überproportional<br />
verstärkt. Insgesamt hat sich die steigende Unzufriedenheit mit der<br />
Politik, Parteien <strong>und</strong> Fraktionen stärker auf die Beurteilung der demokratischen<br />
Einrichtungen <strong>und</strong> Institutionen übertragen <strong>und</strong> zu einem vermehrten Abrücken<br />
geführt. 10<br />
Der Rückgang des jugendlichen Interesses an Politik, Parteien <strong>und</strong> Parlament<br />
lässt sich auch anhand der Shell-Jugendstudien aufzeigen. Heutzutage<br />
ist politisches Engagement für die meisten Jugendlichen unwichtig. Die Shell-<br />
Jugendstudie 2002 hat hier interessanterweise festgestellt: „Wenn Jugendliche<br />
Engagement wichtig finden, dann eher im sozialen Sinne. Insgesamt hat in der<br />
jugendlichen Mentalität also weniger das Engagement als solches an Bedeutung<br />
verloren, sondern die Politik.“ 11 Diese Entwicklung wird auch von der jüngsten<br />
Untersuchung des Spiegels bestätigt, die feststellt, dass sich drei Viertel der Studierenden<br />
außerhalb der Hochschule engagieren. 12<br />
30<br />
Wer füllt das politische Vakuum?<br />
Heutzutage sind die Studierenden konventioneller <strong>und</strong> pragmatischer<br />
als frühere Generationen. Anstelle sozialistischer Ideale <strong>und</strong><br />
alternativer Orientierungen streben die Studierenden verstärkt nach<br />
Leistung, Wettbewerb <strong>und</strong> materiellen Wohlstand. Die meisten National-Konservativen<br />
– AnhängerInnen wie Aufgeschlossene – finden<br />
sich bei den Wirtschaftswissenschaften <strong>und</strong> in der Rechtswissenschaft,<br />
gefolgt von den Ingenieurwissenschaften. Aus diesen drei<br />
Fächerdisziplinen rekrutiert sich der Nachwuchs für die gesellschaftlichen<br />
Herrschaftspositionen beziehungsweise die wirtschaftlichen<br />
Führungspositionen. So hängt ein nicht unerheblicher Teil der späteren InhaberInnen<br />
der Spitzenpositionen in Staat <strong>und</strong> Wirtschaft national-konservativen<br />
<strong>und</strong> rechts-orientierten Vorstellungen an beziehungsweise toleriert sie. Ein gewisses<br />
Meinungskartell zukünftiger VertreterInnen von Staat, Wirtschaft <strong>und</strong><br />
Technik zeichnet sich ab, in dem national-konservative Töne in nicht unerheblichem<br />
Maße bestimmend sind. 13<br />
National-Konservative <strong>und</strong> Rechte im engeren Sinne, mit anti-demokratischen<br />
Tendenzen, sind an den westdeutschen <strong>Uni</strong>versitäten sehr wenige<br />
geblieben. Wenngleich sich die überzeugte AnhängerInnenschaft kaum ver-