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Eliten und Untertanen.pdf - AStA Uni Hannover

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eine ähnlichen Liste zur Wahl: Die „Liste Leibniz“. Diese errang über mehrere<br />

Jahre hinweg immer wieder Mandate im Studentischen Rat, polemisierte fleißig<br />

gegen den <strong>AStA</strong> <strong>und</strong> linke Gruppen, <strong>und</strong> war mit der Veröffentlichung einer<br />

diskriminierenden Wahlwerbung 2006 sogar Auslöser eines Eklats innerhalb<br />

der Verfassten Studierendenschaft. In der umstrittenen Wahlwerbung wurde<br />

mit den üblichen rechten Klischees gearbeitet: Linke wurden als kranke Drogenabhängige,<br />

Tiere oder Gewalttäter denunziert <strong>und</strong> eine (schwarze) Frau mit<br />

einem Schild „Inländer Raus“ als Schlange mit Bananenröckchen dargestellt.<br />

Daraufhin wurden die Vertreter der „Liste Leibniz“ zum Rücktritt aufgefordert<br />

<strong>und</strong> das StuRa-Präsidium erstattete Anzeige wegen Volksverhetzung <strong>und</strong><br />

Beleidigung. Im darauffolgenden Jahr trat die Liste schließlich ein letztes Mal<br />

an. Was ist seitdem mit der „Liste Leibniz“ passiert? Haben sich ihre Protagonist_innen<br />

aus der Hochschulpolitik zurückgezogen oder sich gar „gebessert“<br />

<strong>und</strong> sind inzwischen in anderen Zusammenhängen aktiv? Oder hat ihre hochschulpolitische<br />

Aktivität nur einen anderen, weniger offensichtlichen Weg gef<strong>und</strong>en?<br />

70<br />

Die „Liste Leibniz“<br />

Die „Liste Leibniz“ war ein Wahlbündnis von Studierenden in reaktionären,<br />

elitären <strong>und</strong> meist nationalistischen Studentenverbindungen (die meisten Verbindungen<br />

sind Männerbünde, nur wenige nehmen Frauen auf). Das Spektrum<br />

der hannoverschen Verbindungen ist heterogen, nicht alle sind beispielsweise<br />

schlagend (so wie die konfessionellen Verbindungen, ganz im Gegensatz zu<br />

vielen Corps <strong>und</strong> Burschenschaften), nicht alle sind nach außen explizit politisch<br />

wie die Burschenschaften <strong>und</strong> es treten auch nicht alle gleichermaßen<br />

nationalistisch auf. Als es 2006 zum Eklat über die Wahlwerbung kam, konnten<br />

von den 39 Kandidat_innen der „Liste Leibniz“ 29 verschiedenen studentischen<br />

Verbindungen zugeordnet werden. Davon waren (mindestens) acht in der Burschenschaft<br />

Germania, sechs in der Burschenschaft Arminia, vier im SBV Ostfranken<br />

(darunter auch zwei Kandidatinnen, da die Ostfranken auch Frauen<br />

aufnehmen) <strong>und</strong> fünf in der „akademischen Landmannschaft Niedersachsen“. 2<br />

Ferner vertreten waren die Corps „Slesvico-Holsatia“ <strong>und</strong> „<strong>Hannover</strong>a“, die Verbindung<br />

„Saxo-Silesia“, die Turnerschaft „Armino-Hercynia“ <strong>und</strong> die Akademische<br />

Verbindung „Frisia“. Alles in allem repräsentierte die „Liste Leibniz“<br />

2006 also noch das breite Spektrum der hannoverschen Verbindungen.<br />

Dominierend war in der „Liste Leibniz“ allerdings der Einfluss der hannoverschen<br />

Burschenschaften Germania <strong>und</strong> Arminia. Mit mindestens 14 Kandidaten<br />

stellten diese den größten Anteil an Verbindungsstudenten. Burschenschaften<br />

stehen innerhalb des Verbindungswesens am rechten Rand. Björn Tute,<br />

einer der beiden Spitzenkandidaten der Liste bei den <strong>Uni</strong>wahlen 2006, war damals<br />

als Funktionär bei den Repulikanern aktiv (auch heute bewegt er sich mit<br />

seinem Engagement für die rechtspopulistische Bürgerinitiave „Pro <strong>Hannover</strong>“<br />

in ähnlichen politischen Zusammenhängen). 3

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