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Eliten und Untertanen.pdf - AStA Uni Hannover

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„Ziemliche distanz!“<br />

SABIne KIel<br />

Über den Wandel des politischen Bewusstseins, Interesses<br />

<strong>und</strong> Protest von Studierenden<br />

Regelmäßig werden empirische Studien <strong>und</strong> medienwirksame Artikel über<br />

„Entpolitisierung“ oder „Politikverdrossenheit“ von Jugendlichen <strong>und</strong> Studierenden<br />

veröffentlicht. Dabei wird jede Generation mit einer populistischen<br />

Bezeichnung versehen wie „skeptische Generation“, „rebellierende Generation“,<br />

„No-future-Generation“, „schlaffe Generation“... Meist bleibt die Suche nach<br />

Erklärungsgründen <strong>und</strong> -mustern nur oberflächlich <strong>und</strong> vielfach sogar belehrend,<br />

war doch angeblich früher alles viel politischer <strong>und</strong> aktionistischer. So<br />

beschreibt Joschka Fischer, mittlerweile grüner Außenminister, treffend diese<br />

Widersprüchlichkeit: „Mal waren sie Hoffnungsträger, mal Vorboten des Niedergangs.<br />

Immer aber schienen sie den Vorgenerationen verkommener, dümmer<br />

<strong>und</strong> entbehrlich zu sein, immer waren sie zu egoistisch, zu konsumgeil, zu<br />

unpolitisch. 1 Besonders unverschämt wurden die studentischen Proteste gegen<br />

Studiengebühren jüngst in der taz dargestellt: „Nichts los an der <strong>Uni</strong>. Kleinbürgerliche,<br />

unpolitische StudentInnen, selbstherrliche Asta-Fritzen <strong>und</strong> konzeptlose<br />

Wissenschaftsminister: So wird das nichts mit der Auseinandersetzung um<br />

die Studiengebühren.“ 2<br />

Die polit-ökonomischen <strong>und</strong> sozio-kulturellen Rahmenbedingungen, auf<br />

deren Gr<strong>und</strong>lage sich das politische Handeln vollzieht, haben sich geändert.<br />

Mehr denn je ist der Status innerhalb der Gesellschaft von Leistung <strong>und</strong> Erfolg<br />

geprägt <strong>und</strong> abhängig. Aufgr<strong>und</strong> dessen stehen Jugendliche wie Studierende<br />

unter einem starken, persönlichen Druck, den sie vielfach nur durch Freizeitaktivitäten<br />

(fun-Sport) <strong>und</strong> Konsumgelüste (Einkaufen etc.) kompensieren<br />

können. 3 Für politische Aktivitäten bleibt wenig Zeit <strong>und</strong> demzufolge auch wenig<br />

Interesse. Dennoch sind Jugendliche <strong>und</strong> Studierende, verglichen mit der<br />

Gesamtbevölkerung, noch immer stärker an politischen Ereignissen interessiert<br />

<strong>und</strong> lassen sich eher zu Aktionen motivieren. Allerdings bestätigt sich der seit<br />

Jahren zu beobachtende Trend, dass die heranwachsende Jugend mehr <strong>und</strong> mehr<br />

distanzierter von der etablierten Politik ist. So hat sich die Zahl der politisch<br />

Interessierten im Vergleich zur Jugend früherer Zeiten drastisch vermindert.<br />

Diese Entwicklung schmerzt vor allem die politischen (Volks-)Parteien, da<br />

sie ihre frühere politische Bindungskraft bei Jugendlichen eingebüßt haben. So<br />

wäre beispielsweise ohne das starke Interesse der Jugendlichen, vor allem der<br />

Studierenden, in den 1960er Jahren an Politik Willy Brandts überwältigender<br />

Wahlsieg von 1972 nicht denkbar <strong>und</strong> möglich gewesen. Doch die durch diese<br />

Wahl verbreitete Stimmung <strong>und</strong> Hoffnung, die Gesellschaft durch Reformen<br />

zu demokratisieren, endete für die 1968er-AktivistInnen in Enttäuschung <strong>und</strong><br />

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