Eliten und Untertanen.pdf - AStA Uni Hannover
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Freier Wille <strong>und</strong> die Abgrenzung vom Kollektiv gelten als Verrat an der Gemeinschaft.<br />
In einigen Aufsätzen wurden bereits einzelne Begründungsmuster angedeutet,<br />
was Verbindungen für Studienanfänger denn eigentlich interessant macht.<br />
Ein wesentlicher Punkt ist sicherlich die Verknüpfung vom gemeinsamen, angeblich<br />
fre<strong>und</strong>schaftlichen Wohnen, Feiern <strong>und</strong> Arbeiten. Der enge Bezugsrahmen<br />
schafft eine einheitliche, glatte Identität, die man sich schnell zu eigen<br />
machen kann – wenn man sich an die Regeln hält. Auch das „richtige Verhalten“<br />
kann <strong>und</strong> muss man aufgr<strong>und</strong> der strengen <strong>und</strong> klaren Regeln „lernen“ – wenn<br />
man bereit ist, nach Regeln zu lachen <strong>und</strong> zu trinken <strong>und</strong> andere entscheiden zu<br />
lassen, ob man verpflichtet ist, fremdes Erbrochenes aufzuwischen.<br />
Die Verlockung einer glatten <strong>und</strong> einfachen Identität beschränkt sich aber<br />
nicht auf das Selbstbild. Auch „die Gesellschaft“ wird ohne Brüche <strong>und</strong> Verwirrendes<br />
wahrgenommen. So zum Beispiel „das Volk“ als homogene Masse<br />
mit geeintem Willen <strong>und</strong> Interesse, eine einheitliche „Kultur“ 3 oder die Rolle<br />
der Burschenschaften im Nationalsozialismus <strong>und</strong> in der Weimarer Republik:<br />
Unbequeme historische Fakten werden ausgeklammert, während sich auf vermeintlich<br />
positive Tradition berufen wird.<br />
Burschenschaften treten traditionsbewusst auf. Die Verbindungen, besonders<br />
die in der DB organisierten, nun aber als „Ewiggestrige“ <strong>und</strong> „Altnazis“<br />
zu bezeichnen, wäre zu kurz gegriffen. Weder ist ein geschlossenes klassischrechtsextremes<br />
Weltbild zwingende Voraussetzung für jedes einzelne Mitglied,<br />
noch würde allein das der Wirklichkeit gerecht. Denn erst die Mischung aus<br />
klassisch-rechten Elementen wie Rassismus, Antimodernismus <strong>und</strong> Autoritarismus<br />
mit einem scheinbar modernen Wirtschaftsverständnis macht einige<br />
Verbindungen interessant <strong>und</strong> stärkt ihren Einfluss in Unternehmen. Denn diese<br />
Verbindungen laden nicht mehr nur NPD-Ideologen, Auschwitzleugner oder<br />
Extremismustheoretiker ein, sondern auch Wirtschaftsexperten, die anstelle des<br />
plumpen völkischen Denkens das Konstrukt der „Standortkonkurrenz“ setzen.<br />
Der Standort wird allerdings nach ähnlichen Kriterien wie das Volk konstruiert:<br />
er hat einen Willen <strong>und</strong> ein Interesse, dass gegen außenstehende Gruppen<br />
durchgesetzt werden muss.<br />
Zusammenarbeit gibt es dementsprechend mit dem „B<strong>und</strong>esverband der deutschen<br />
Industrie“ (BDI) <strong>und</strong> der „B<strong>und</strong>esvereinigung der deutschen Arbeitgeberverbände“<br />
(BdA), wobei die Bildungsabteilung der BdA zugleich viele Korporierte<br />
beschäftigt. Die Zusammenarbeit umfasst einen „Drei-Punkte-Plan“ 4 :<br />
1. Unternehmer äußern sich zu gesellschaftspolitischen Themen;<br />
2. Führungskräfte der deutschen Wirtschaft sprechen auf von Korpo-<br />
rierten organisierten Veranstaltungen zur Hochschulpolitik;<br />
3. In festen Gesprächskreisen soll eine dauerhafte Zusammenarbeit be-<br />
gonnen werden.<br />
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