Eliten und Untertanen.pdf - AStA Uni Hannover
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Korporationen, insbesondere die konservativ eingestellten Corps, einen milieuspezifischen<br />
Elitarismus pflegen, den sie als Männerb<strong>und</strong> sexistisch legitimieren,<br />
als solcher ihre Mitglieder einem ausgeprägten hierarchischen<br />
Befehl- <strong>und</strong> Gehorsamsystem unterwerfen <strong>und</strong> zahlreicher, ideologisch<br />
verdichteter Rituale unterziehen, wodurch sie die autoritären Strebungen in<br />
der individuellen Persönlichkeit verstärken. Im Sozialisationsverlauf erfolgt<br />
eine Vergemeinschaftung als Mannwerdung (Sexismus) <strong>und</strong> eine Vergesellschaftung<br />
als Elitestreben (Elitarismus), die die autoritären Strebungen<br />
des einzelnen Mitgliedes verstärken (Autoritarismus). Die Corps sind unter<br />
Einbeziehung des eigenen gesellschaftlichen Reproduktionsprozesses als<br />
eine gesellschaftliche Form des (männlich-elitären) autoritären Korporatismus<br />
zu werten.<br />
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Studentische Korporationen <strong>und</strong> die aktuelle Hochschuldiskussion<br />
Das Beispiel der Corps bekräftigt, dass es in Deutschland keine Tradition<br />
hochselektiver Eliteinstitutionen gibt, wie man sie zum Beispiel in Frankreich<br />
oder den USA kennt. Vielmehr stützen sich die <strong>Eliten</strong> in Deutschland<br />
auf informelle Netzwerke, deren Teil die studentischen Korporationen sein<br />
können. Eine Förderung der Informalität <strong>und</strong> Steigerung der Exklusivität,<br />
wie man sie derzeit unter dem Deckmäntelchen des Bologna-Prozesses<br />
erleben kann, schadet den Korporationen nicht, im Gegenteil, sie nutzt<br />
ihnen.<br />
Die aktuellen „Reformen“ an den b<strong>und</strong>esdeutschen Hochschulen spiegeln den<br />
Wunsch nach Informalität eindeutig wider. Sicherlich wird die „Eliteuniversität“<br />
– diese wäre jedoch greifbar <strong>und</strong> sichtbar – nach außen laut diskutiert<br />
<strong>und</strong> viele linksorientierten Gruppen (zum Beispiel der „B<strong>und</strong> demokratischer<br />
WissenschaftlerInnen“) fallen leider in die Diskussionen ein. Jedoch vollzieht<br />
sich hinter den Kulissen reformerisch-elitären Geplänkels die eigentliche <strong>und</strong><br />
der deutschen Tradition entsprechende Umstrukturierung von Hochschule. Es<br />
kommen drei Aktivitäten zusammen:<br />
1. Vernichtung der Gruppenuniversität<br />
Gab es zum Beispiel in Hessen vor dem politischen Wechsel der Landesregierung<br />
noch die sogenannte Gruppenuniversität, in der paritätisch Studierende,<br />
MitarbeiterInnen <strong>und</strong> ProfessorInnen die Geschicke der <strong>Uni</strong>versität maßgeblich<br />
gestalten konnten, gibt es heute faktisch eine Präsidialdiktatur. Hatte das<br />
Präsidium damals den Weisungen der entscheidenden Hochschulgremien zu<br />
folgen, so wird heute vom Präsidium, an der Spitze der Präsident, den Fachbereichen<br />
<strong>und</strong> anderen Institutionen gegenüber eingefordert <strong>und</strong> bestimmt (die<br />
TU Darmstadt ist hier als „Modelluni“ das derzeit extremste Beispiel, hier kann<br />
sogar der Präsident die Professoren „einsetzen“).