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Eliten und Untertanen.pdf - AStA Uni Hannover

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Verbindungen sind männerbünde<br />

lArS BArKHAUSen<br />

Kritische Stellungnahmen zu studentischen Verbindungen beziehen sich oft<br />

auf einige ihrer nach außen getragenen Merkmale. Zu nennen sind hier<br />

beispielsweise der Ausschluss von Frauen <strong>und</strong> Kriegsdienstverweigerern oder<br />

eine damit einhergehende nationalkonservative Gesellschaftsauffassung. Dabei<br />

handelt es sich jedoch um eine isolierte Auseinandersetzung mit nur einigen<br />

verbindungsspezifischen Elementen, die zudem nicht auf alle Korporationen<br />

zutreffen. Wie sind etwa jene Verbindungen einzuordnen, die Frauen aufnehmen?<br />

Was haben schlagende Verbindungen mit turnenden oder rudernden gemeinsam?<br />

Studentische Verbindungen sind zunächst einmal Männerbünde – <strong>und</strong> zwar<br />

unabhängig davon, ob sie eine geschlechtlich homogene oder heterogene Mitgliederstruktur<br />

aufweisen. Entscheidend ist seit dem ausgehenden 20. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

nicht mehr das biologische Geschlecht, sondern der soziale Geschlechtscharakter,<br />

den der B<strong>und</strong> propagiert <strong>und</strong> von seinen Mitgliedern durch Regeln<br />

<strong>und</strong> Rituale einfordert.<br />

Vermittlung eines männlichen Geschlechtscharakters<br />

Spätestens im 19. Jahrh<strong>und</strong>ert wurden die Charaktereigenschaften<br />

der Menschen in weibliche <strong>und</strong> männliche Kategorien unterteilt.<br />

Damit einher ging die Vorstellung, dass das soziale Geschlecht einer<br />

Person mit ihrem biologischem Geschlecht übereinstimme, was zu<br />

einer Polarisation dieser Charaktere führe. Seither unterschied die<br />

Gesellschaft zwischen männlichen <strong>und</strong> weiblichen Eigenschaften,<br />

Fähigkeiten <strong>und</strong> Tätigkeiten, die sich zueinander in Opposition befänden.<br />

So wurden Gewalttätigkeit <strong>und</strong> Selbständigkeit beispielsweise<br />

dem männlichen, Liebe <strong>und</strong> Abhängigkeit hingegen dem<br />

weiblichen Geschlechtscharakter zugeschrieben.<br />

Neuere sozialwissenschaftliche Ansätze gehen aber im Gegensatz<br />

dazu davon aus, dass es sich bei dem sozialen Geschlecht von Männern<br />

<strong>und</strong> Frauen um ein Konstrukt handelt: Nicht das biologische<br />

Geschlecht formt maßgeblich den Charakter oder die Fähigkeiten<br />

eines Menschen, sondern das gesellschaftliche Umfeld. Dabei wird<br />

die These vertreten, dass die soziale Reproduktion von Frauen <strong>und</strong><br />

Männern ausschließlich in der Hand von Männern lag <strong>und</strong> liegt, weil diese die<br />

Gesellschaft dominieren.<br />

Der Begriff soziales Geschlecht<br />

ist eine Übersetzung<br />

des englischen<br />

Begriffes „Gender“. Er<br />

bezeichnet die gesellschaftliche<br />

Rolle, die einem<br />

Menschen aufgr<strong>und</strong> seines<br />

biologischen Geschlechts<br />

zugeschrieben wird, sowie<br />

die damit verb<strong>und</strong>enen Implikationen.<br />

Merke: Was<br />

zwischen deinen Beinen<br />

ist, ist das biologische Geschlecht,<br />

<strong>und</strong> was zwischen<br />

deinen Ohren ist, ist das soziale<br />

Geschlecht.<br />

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