Eliten und Untertanen.pdf - AStA Uni Hannover
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Begleitumstände des Falles wurde deutlich, dass Haarmann inoffizieller Mitarbeiter<br />
der Polizei war, weshalb er lange Zeit unbehelligt blieb. Als Lessing in<br />
seinen Artikeln die Mitschuld der Polizei anklagte, warf man ihm vor, die deutsche<br />
Staatsgewalt zu verunglimpfen <strong>und</strong> in den Dreck zu ziehen. Studierende<br />
hatten daraufhin Lessings Vorlesungen gestört <strong>und</strong> den Dozenten bedroht <strong>und</strong><br />
beleidigt.<br />
80<br />
Eines der wenigen Zeugnisse von Widerstand gegen<br />
die Hetzkampagne gegen Theodor Lessing.<br />
Der „Kampfausschuss gegen<br />
Theodor Lessing“<br />
Am 10. Mai 1925, eine Woche<br />
nach der Wahl Hindenburgs,<br />
bildete sich ein so genannter<br />
„Kampfausschuss gegen<br />
Lessing“: Mehrere h<strong>und</strong>ert<br />
Korpsstudenten <strong>und</strong> eine Reihe<br />
von Professoren der TH fanden<br />
sich hier gegen den unliebsamen<br />
„Nestbeschmutzer“ zusammen.<br />
Zunächst wurde eine Resolution<br />
verabschiedet <strong>und</strong> eine Anklageschrift<br />
zur Entziehung der<br />
Lehrlizenz Lessings an das zuständige<br />
Ministerium gesandt.<br />
Wenige Tage später warf eine<br />
Gruppe Studenten die Fensterscheiben<br />
von Lessings Wohnung<br />
ein.<br />
Die Kampagne begann<br />
schnell, weitere Kreise zu ziehen.<br />
Nationalistische Zeitungen<br />
aus ganz Deutschland nahmen<br />
den „Skandal“ auf <strong>und</strong> hetzten gegen Lessing. Von nun an überschlugen sich die<br />
Ereignisse: Mit Bierseideln bewaffnete Studenten blockierten Mitte Mai den<br />
Vorlesungssaal <strong>und</strong> verwehrten Lessing den Zutritt, zudem musste er antisemitische<br />
Beleidigungen <strong>und</strong> Drohungen über sich ergehen lassen. Eine Beschwerde<br />
Lessings beim Rektor stieß auf taube Ohren, vielmehr setzte dieser sich dafür<br />
ein, die Vorlesungen Lessings erst einmal abzusetzen. Auch die übergeordneten<br />
Instanzen, der hannoversche Oberpräsident <strong>und</strong> das preußische Kultusministerium,<br />
gaben zu Verstehen, dass sie von solch einem Fall von „Studentenulk“<br />
verschont bleiben wollten. Aus formaler Notwendigkeit kamen sie nicht umhin,<br />
die Randale zu verurteilen, leiteten aber zugleich ein Disziplinarverfahren gegen<br />
Lessing wegen „Verletzung der Standesehre eines Hochschulprofessors“ ein<br />
<strong>und</strong> stärkten Lessings Gegnern damit den Rücken. Lessing erkannte früh die